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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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9) Henrich der V. 1106-1125.
jüngeren Söhne nicht eben die Würde erhielten;
sondern ein Sohn Herzog, der andere Marggraf,
ein dritter Graf, ein vierter Dynast wurde, (wie
noch jetzt in Frankreich von mehreren Brüdern
oft einer Duc, der andere Marquis, der dritte
Comte, der vierte Chevalier heißt) (n). Es
kam aber bald mit der Erblichkeit der weltlichen
Länder dahin, daß mehrere Söhne eines Fürsten
oder Grafen sowohl an dem väterlichen Lande, als
am Titel gleichen Antheil bekamen; (wie noch jetzt
die Titel Herzog, Pfalzgraf, Marggraf, Landgraf
und Graf auf alle Söhne eines Vaters, der sol-
che Titel führet, forterben.) Ja man vergaß die
ursprüngliche Eigenschaft der sonst mit solchen Ti-
teln verbunden gewesenen Befehlshaberstellen der-
gestalt, daß Herzogthümer oder andere Fürstenthü-
mer und Grafschaften, die als Befehlshaberstellen
so, wie z. B. ein Französisches Gouvernement, ihrer
Natur nach untheilbar hätten seyn sollen, dennoch
zuletzt, wie väterliche Erbschaften, unter mehreren
Söhnen vertheilet, oder doch in Gemeinschaft bey-
behalten wurden; außer daß etwa ein oder ande-
rer Sohn im geistlichen Stande seine Versorgung
erhielt, und dann dem würklichen Mitbesitze und
Genusse seiner väterlichen Güter zum Besten der
weltlich bleibenden und gemeiniglich alsdann sich
vermählenden Brüder entsagte.


An
(n) Noch 1333. hieß es in einer gräflich
Bentheimischen Urkunde: "Nos Ecbertus nobilis
de Benthem -- a dilecto nobis quondam Iohanne
comite in Benthem fratre nostro." Ivng histor.
Benthem.
diplom. p.
149.

9) Henrich der V. 1106-1125.
juͤngeren Soͤhne nicht eben die Wuͤrde erhielten;
ſondern ein Sohn Herzog, der andere Marggraf,
ein dritter Graf, ein vierter Dynaſt wurde, (wie
noch jetzt in Frankreich von mehreren Bruͤdern
oft einer Duc, der andere Marquis, der dritte
Comte, der vierte Chevalier heißt) (n). Es
kam aber bald mit der Erblichkeit der weltlichen
Laͤnder dahin, daß mehrere Soͤhne eines Fuͤrſten
oder Grafen ſowohl an dem vaͤterlichen Lande, als
am Titel gleichen Antheil bekamen; (wie noch jetzt
die Titel Herzog, Pfalzgraf, Marggraf, Landgraf
und Graf auf alle Soͤhne eines Vaters, der ſol-
che Titel fuͤhret, forterben.) Ja man vergaß die
urſpruͤngliche Eigenſchaft der ſonſt mit ſolchen Ti-
teln verbunden geweſenen Befehlshaberſtellen der-
geſtalt, daß Herzogthuͤmer oder andere Fuͤrſtenthuͤ-
mer und Grafſchaften, die als Befehlshaberſtellen
ſo, wie z. B. ein Franzoͤſiſches Gouvernement, ihrer
Natur nach untheilbar haͤtten ſeyn ſollen, dennoch
zuletzt, wie vaͤterliche Erbſchaften, unter mehreren
Soͤhnen vertheilet, oder doch in Gemeinſchaft bey-
behalten wurden; außer daß etwa ein oder ande-
rer Sohn im geiſtlichen Stande ſeine Verſorgung
erhielt, und dann dem wuͤrklichen Mitbeſitze und
Genuſſe ſeiner vaͤterlichen Guͤter zum Beſten der
weltlich bleibenden und gemeiniglich alsdann ſich
vermaͤhlenden Bruͤder entſagte.


An
(n) Noch 1333. hieß es in einer graͤflich
Bentheimiſchen Urkunde: ”Nos Ecbertus nobilis
de Benthem — a dilecto nobis quondam Iohanne
comite in Benthem fratre noſtro.” Ivng hiſtor.
Benthem.
diplom. p.
149.
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[173/0207] 9) Henrich der V. 1106-1125. juͤngeren Soͤhne nicht eben die Wuͤrde erhielten; ſondern ein Sohn Herzog, der andere Marggraf, ein dritter Graf, ein vierter Dynaſt wurde, (wie noch jetzt in Frankreich von mehreren Bruͤdern oft einer Duc, der andere Marquis, der dritte Comte, der vierte Chevalier heißt) (n). Es kam aber bald mit der Erblichkeit der weltlichen Laͤnder dahin, daß mehrere Soͤhne eines Fuͤrſten oder Grafen ſowohl an dem vaͤterlichen Lande, als am Titel gleichen Antheil bekamen; (wie noch jetzt die Titel Herzog, Pfalzgraf, Marggraf, Landgraf und Graf auf alle Soͤhne eines Vaters, der ſol- che Titel fuͤhret, forterben.) Ja man vergaß die urſpruͤngliche Eigenſchaft der ſonſt mit ſolchen Ti- teln verbunden geweſenen Befehlshaberſtellen der- geſtalt, daß Herzogthuͤmer oder andere Fuͤrſtenthuͤ- mer und Grafſchaften, die als Befehlshaberſtellen ſo, wie z. B. ein Franzoͤſiſches Gouvernement, ihrer Natur nach untheilbar haͤtten ſeyn ſollen, dennoch zuletzt, wie vaͤterliche Erbſchaften, unter mehreren Soͤhnen vertheilet, oder doch in Gemeinſchaft bey- behalten wurden; außer daß etwa ein oder ande- rer Sohn im geiſtlichen Stande ſeine Verſorgung erhielt, und dann dem wuͤrklichen Mitbeſitze und Genuſſe ſeiner vaͤterlichen Guͤter zum Beſten der weltlich bleibenden und gemeiniglich alsdann ſich vermaͤhlenden Bruͤder entſagte. An (n) Noch 1333. hieß es in einer graͤflich Bentheimiſchen Urkunde: ”Nos Ecbertus nobilis de Benthem — a dilecto nobis quondam Iohanne comite in Benthem fratre noſtro.” Ivng hiſtor. Benthem. diplom. p. 149.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/207>, abgerufen am 24.11.2024.