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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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10) Lothar. II. -- Fried. II. 1125-1235.
beiden ersten Schwäbischen Regierungen (in den
Jahren 1138. und 1180.) wider die damaligen
Häupter des noch jetzt blühenden Welfischen Hau-
ses nach einander ergiengen. Ohne hier aus der
Geschichte selbiger Zeiten alle persönliche Verhält-
nisse zu wiederholen, worin die beiden Henriche,
Vater und Sohn, deren Andenken die Geschichte
unter den Beynamen, der Stolze und der Löwe,
erhalten hat, gegen die damaligen Oberhäupter des
Teutschen Reichs, Conrad den III. und Friedrich
den I., standen, kann ich nur soviel als bekannt
voraussetzen, daß die große Uebermacht des Wel-
fischen Geschlechts, seitdem Henrich der Stolze
nebst dem Herzogthume Baiern und sovielen Erb-
gütern, die er in Baiern, Schwaben und Sachsen
besaß, von seinem Schwiegervater Lothar auch das
Herzogthum Sachsen erhalten hatte, unstreitig der
größte politische Bewegungsgrund war, warum
die regierende Staufische Familie die erste beste
Gelegenheit hervorsuchte, um wo möglich durch
das Mittel einer Achtserklärung die Macht des
Welfischen Hauses zu brechen. Bey der ersten
Achtserklärung, die wider Henrich den Stolzen er-
gieng, wußte man kaum einen anderen Vorwand zu
nehmen, als daß zwey Herzogthümer, wie die von
Baiern und Sachsen, nicht in einer Person vereiniget
seyn könnten; ungeachtet schon mehrere unangefochten
gebliebene Beyspiele das Gegentheil bewähret hat-
ten (r). Auch bey der Art und Weise, wie man mit
dieser Achtserklärung zu Werke gieng, fand Henrich
der Stolze soviel zu erinnern, daß er sichs getrost
zu gute hielt, der Vollziehung dieser Acht sich mit
gewaffneter Hand zu widersetzen. Mitten im Zuge

des
(r) Z. B. oben S. 128.
M 5

10) Lothar. II. — Fried. II. 1125-1235.
beiden erſten Schwaͤbiſchen Regierungen (in den
Jahren 1138. und 1180.) wider die damaligen
Haͤupter des noch jetzt bluͤhenden Welfiſchen Hau-
ſes nach einander ergiengen. Ohne hier aus der
Geſchichte ſelbiger Zeiten alle perſoͤnliche Verhaͤlt-
niſſe zu wiederholen, worin die beiden Henriche,
Vater und Sohn, deren Andenken die Geſchichte
unter den Beynamen, der Stolze und der Loͤwe,
erhalten hat, gegen die damaligen Oberhaͤupter des
Teutſchen Reichs, Conrad den III. und Friedrich
den I., ſtanden, kann ich nur ſoviel als bekannt
vorausſetzen, daß die große Uebermacht des Wel-
fiſchen Geſchlechts, ſeitdem Henrich der Stolze
nebſt dem Herzogthume Baiern und ſovielen Erb-
guͤtern, die er in Baiern, Schwaben und Sachſen
beſaß, von ſeinem Schwiegervater Lothar auch das
Herzogthum Sachſen erhalten hatte, unſtreitig der
groͤßte politiſche Bewegungsgrund war, warum
die regierende Staufiſche Familie die erſte beſte
Gelegenheit hervorſuchte, um wo moͤglich durch
das Mittel einer Achtserklaͤrung die Macht des
Welfiſchen Hauſes zu brechen. Bey der erſten
Achtserklaͤrung, die wider Henrich den Stolzen er-
gieng, wußte man kaum einen anderen Vorwand zu
nehmen, als daß zwey Herzogthuͤmer, wie die von
Baiern und Sachſen, nicht in einer Perſon vereiniget
ſeyn koͤnnten; ungeachtet ſchon mehrere unangefochten
gebliebene Beyſpiele das Gegentheil bewaͤhret hat-
ten (r). Auch bey der Art und Weiſe, wie man mit
dieſer Achtserklaͤrung zu Werke gieng, fand Henrich
der Stolze ſoviel zu erinnern, daß er ſichs getroſt
zu gute hielt, der Vollziehung dieſer Acht ſich mit
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des
(r) Z. B. oben S. 128.
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[185/0219] 10) Lothar. II. — Fried. II. 1125-1235. beiden erſten Schwaͤbiſchen Regierungen (in den Jahren 1138. und 1180.) wider die damaligen Haͤupter des noch jetzt bluͤhenden Welfiſchen Hau- ſes nach einander ergiengen. Ohne hier aus der Geſchichte ſelbiger Zeiten alle perſoͤnliche Verhaͤlt- niſſe zu wiederholen, worin die beiden Henriche, Vater und Sohn, deren Andenken die Geſchichte unter den Beynamen, der Stolze und der Loͤwe, erhalten hat, gegen die damaligen Oberhaͤupter des Teutſchen Reichs, Conrad den III. und Friedrich den I., ſtanden, kann ich nur ſoviel als bekannt vorausſetzen, daß die große Uebermacht des Wel- fiſchen Geſchlechts, ſeitdem Henrich der Stolze nebſt dem Herzogthume Baiern und ſovielen Erb- guͤtern, die er in Baiern, Schwaben und Sachſen beſaß, von ſeinem Schwiegervater Lothar auch das Herzogthum Sachſen erhalten hatte, unſtreitig der groͤßte politiſche Bewegungsgrund war, warum die regierende Staufiſche Familie die erſte beſte Gelegenheit hervorſuchte, um wo moͤglich durch das Mittel einer Achtserklaͤrung die Macht des Welfiſchen Hauſes zu brechen. Bey der erſten Achtserklaͤrung, die wider Henrich den Stolzen er- gieng, wußte man kaum einen anderen Vorwand zu nehmen, als daß zwey Herzogthuͤmer, wie die von Baiern und Sachſen, nicht in einer Perſon vereiniget ſeyn koͤnnten; ungeachtet ſchon mehrere unangefochten gebliebene Beyſpiele das Gegentheil bewaͤhret hat- ten (r). Auch bey der Art und Weiſe, wie man mit dieſer Achtserklaͤrung zu Werke gieng, fand Henrich der Stolze ſoviel zu erinnern, daß er ſichs getroſt zu gute hielt, der Vollziehung dieſer Acht ſich mit gewaffneter Hand zu widerſetzen. Mitten im Zuge des (r) Z. B. oben S. 128. M 5

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/219>, abgerufen am 25.11.2024.