Nur zu früh suchte der König Philipp von Frankreich durch Einfluß des Pabstes Clemens des V. schon an Albrechts des I. Stelle seinen Bruder Carl von Valois auf den kaiserlichen Thron zu bringen. Eben das war vielmehr dazu beförderlich, daß die Churfürsten, da sie insgeheim von den Fran- zösischen Absichten benachrichtiget waren, die Kaiser- wahl beschleunigten, und, ohne weder auf Albrechts Sohn noch auf andere damalige Competenten Rück- sicht zu nehmen, den Grafen Henrich von Lüxen- burg einmüthig zum Kaiser erwehlten. Demsel- ben glückte es wieder, was seinen letzten beiden Vorfahren nicht so hatte gelingen wollen, die Kai- serwürde zur Vergrößerung seines Hauses zu be- nutzen, indem er nach Abgang des bisherigen Wendisch-Böhmischen Mannsstamms, an statt der Versuche, die theils das Haus Oesterreich, theils Henrich von Kärnthen, der des letzten Königs Schwester Anne zur Gemahlinn hatte, auf die Krone Böhmen gemacht hatten, bald Mittel und Wege fand, seinen Sohn Johannes mit einer an- dern Schwester des letzten Königs zu vermählen, und ihm damit diese Krone zuzuwenden.
III.
Doch der Streit, der über das Recht zur Krone Böhmen zwischen Henrich von Kärnthen und Johann von Lüxenburg vorerst noch übrig blieb, und ein anderer Zwist, der nun noch hinzukam, da im Hause Sachsen vom Ascanischen Stamme die beiden Linien Sachsen-Lauenburg und Sach- sen-Wittenberg um die Churwürde stritten, -- diese Umstände, sage ich, veranlaßten nach dem früh- zeitigen Absterben Henrichs des VII. (+ 1313. Aug. 24.) eine zwiespältige Wahl, da eine Par-
they,
III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
II.
Nur zu fruͤh ſuchte der Koͤnig Philipp von Frankreich durch Einfluß des Pabſtes Clemens des V. ſchon an Albrechts des I. Stelle ſeinen Bruder Carl von Valois auf den kaiſerlichen Thron zu bringen. Eben das war vielmehr dazu befoͤrderlich, daß die Churfuͤrſten, da ſie insgeheim von den Fran- zoͤſiſchen Abſichten benachrichtiget waren, die Kaiſer- wahl beſchleunigten, und, ohne weder auf Albrechts Sohn noch auf andere damalige Competenten Ruͤck- ſicht zu nehmen, den Grafen Henrich von Luͤxen- burg einmuͤthig zum Kaiſer erwehlten. Demſel- ben gluͤckte es wieder, was ſeinen letzten beiden Vorfahren nicht ſo hatte gelingen wollen, die Kai- ſerwuͤrde zur Vergroͤßerung ſeines Hauſes zu be- nutzen, indem er nach Abgang des bisherigen Wendiſch-Boͤhmiſchen Mannsſtamms, an ſtatt der Verſuche, die theils das Haus Oeſterreich, theils Henrich von Kaͤrnthen, der des letzten Koͤnigs Schweſter Anne zur Gemahlinn hatte, auf die Krone Boͤhmen gemacht hatten, bald Mittel und Wege fand, ſeinen Sohn Johannes mit einer an- dern Schweſter des letzten Koͤnigs zu vermaͤhlen, und ihm damit dieſe Krone zuzuwenden.
III.
Doch der Streit, der uͤber das Recht zur Krone Boͤhmen zwiſchen Henrich von Kaͤrnthen und Johann von Luͤxenburg vorerſt noch uͤbrig blieb, und ein anderer Zwiſt, der nun noch hinzukam, da im Hauſe Sachſen vom Aſcaniſchen Stamme die beiden Linien Sachſen-Lauenburg und Sach- ſen-Wittenberg um die Churwuͤrde ſtritten, — dieſe Umſtaͤnde, ſage ich, veranlaßten nach dem fruͤh- zeitigen Abſterben Henrichs des VII. († 1313. Aug. 24.) eine zwieſpaͤltige Wahl, da eine Par-
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III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
Nur zu fruͤh ſuchte der Koͤnig Philipp von
Frankreich durch Einfluß des Pabſtes Clemens des V.
ſchon an Albrechts des I. Stelle ſeinen Bruder Carl
von Valois auf den kaiſerlichen Thron zu bringen.
Eben das war vielmehr dazu befoͤrderlich, daß
die Churfuͤrſten, da ſie insgeheim von den Fran-
zoͤſiſchen Abſichten benachrichtiget waren, die Kaiſer-
wahl beſchleunigten, und, ohne weder auf Albrechts
Sohn noch auf andere damalige Competenten Ruͤck-
ſicht zu nehmen, den Grafen Henrich von Luͤxen-
burg einmuͤthig zum Kaiſer erwehlten. Demſel-
ben gluͤckte es wieder, was ſeinen letzten beiden
Vorfahren nicht ſo hatte gelingen wollen, die Kai-
ſerwuͤrde zur Vergroͤßerung ſeines Hauſes zu be-
nutzen, indem er nach Abgang des bisherigen
Wendiſch-Boͤhmiſchen Mannsſtamms, an ſtatt der
Verſuche, die theils das Haus Oeſterreich, theils
Henrich von Kaͤrnthen, der des letzten Koͤnigs
Schweſter Anne zur Gemahlinn hatte, auf die
Krone Boͤhmen gemacht hatten, bald Mittel und
Wege fand, ſeinen Sohn Johannes mit einer an-
dern Schweſter des letzten Koͤnigs zu vermaͤhlen,
und ihm damit dieſe Krone zuzuwenden.
Doch der Streit, der uͤber das Recht zur
Krone Boͤhmen zwiſchen Henrich von Kaͤrnthen und
Johann von Luͤxenburg vorerſt noch uͤbrig blieb,
und ein anderer Zwiſt, der nun noch hinzukam,
da im Hauſe Sachſen vom Aſcaniſchen Stamme
die beiden Linien Sachſen-Lauenburg und Sach-
ſen-Wittenberg um die Churwuͤrde ſtritten, —
dieſe Umſtaͤnde, ſage ich, veranlaßten nach dem fruͤh-
zeitigen Abſterben Henrichs des VII. († 1313.
Aug. 24.) eine zwieſpaͤltige Wahl, da eine Par-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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