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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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2) Henr. VII. -- Carl IV. 1308-1356.
they, worunter Cölln, Pfalz, Sachsen-Witten-
berg und Henrich von Kärnthen begriffen waren,
den Herzog Friedrich von Oesterreich wehlte,
eine andere Parthey aber den Herzog Ludewig
von Batern
, auf dessen Seite nebst Mainz, Trier
und Brandenburg der Herzog von Sachsen-Lauen-
burg und Johann von Lüxenburg als König in
Böhmen standen. Diesem Zwiste schien zwar
der Ausschlag der Waffen die Entscheidung zu ge-
ben, da Ludewig von Baiern nach einem sieben-
jährigen Kriege das Glück hatte, (1322. Sept. 28.)
bey Mühldorf seinen Gegner nicht nur zu schla-
gen, sondern auch gefangen zu bekommen. Aber
da nunmehr Ludewig in Italien die Gegenparthey
des Pabstes unterstützte, nahm Clemens des V.
Nachfolger Johann der XXII. solche Maßregeln,
daß er wegen der streitigen Kaiserwahl den kaiser-
lichen Thron für ledig erklärte, und sich den rich-
terlichen Ausspruch darüber zueignete. Er befahl
Ludewigen, die Regierung niederzulegen, und that
ihn seines angeblichen Ungehorsams wegen nicht
nur in Bann, sondern er belegte auch ganz Teutsch-
land darüber mit einem Interdicte. Während der
Zeit starb Friedrich von Oesterreich. Und Johan-
nes des XXII. Nachfolger Benedict der XII. machte
Hoffnung Ludewigen wieder mit dem päbstlichen
Stuhle aussöhnen zu laßen. Aber nunmehr ward
es merklich, daß selbst die Krone Frankreich den
Pabst von der Aussöhnung zurückhielt.

Das alles machte endlich den Churfürsten fühl-IV.
bar, wie sehr ihre Vorrechte darunter litten, wenn
einem Kaiser, den sie einmal gewehlt und dafür
anerkannt hatten, von irgend einer auswärtigen

Macht
P 5

2) Henr. VII. — Carl IV. 1308-1356.
they, worunter Coͤlln, Pfalz, Sachſen-Witten-
berg und Henrich von Kaͤrnthen begriffen waren,
den Herzog Friedrich von Oeſterreich wehlte,
eine andere Parthey aber den Herzog Ludewig
von Batern
, auf deſſen Seite nebſt Mainz, Trier
und Brandenburg der Herzog von Sachſen-Lauen-
burg und Johann von Luͤxenburg als Koͤnig in
Boͤhmen ſtanden. Dieſem Zwiſte ſchien zwar
der Ausſchlag der Waffen die Entſcheidung zu ge-
ben, da Ludewig von Baiern nach einem ſieben-
jaͤhrigen Kriege das Gluͤck hatte, (1322. Sept. 28.)
bey Muͤhldorf ſeinen Gegner nicht nur zu ſchla-
gen, ſondern auch gefangen zu bekommen. Aber
da nunmehr Ludewig in Italien die Gegenparthey
des Pabſtes unterſtuͤtzte, nahm Clemens des V.
Nachfolger Johann der XXII. ſolche Maßregeln,
daß er wegen der ſtreitigen Kaiſerwahl den kaiſer-
lichen Thron fuͤr ledig erklaͤrte, und ſich den rich-
terlichen Ausſpruch daruͤber zueignete. Er befahl
Ludewigen, die Regierung niederzulegen, und that
ihn ſeines angeblichen Ungehorſams wegen nicht
nur in Bann, ſondern er belegte auch ganz Teutſch-
land daruͤber mit einem Interdicte. Waͤhrend der
Zeit ſtarb Friedrich von Oeſterreich. Und Johan-
nes des XXII. Nachfolger Benedict der XII. machte
Hoffnung Ludewigen wieder mit dem paͤbſtlichen
Stuhle ausſoͤhnen zu laßen. Aber nunmehr ward
es merklich, daß ſelbſt die Krone Frankreich den
Pabſt von der Ausſoͤhnung zuruͤckhielt.

Das alles machte endlich den Churfuͤrſten fuͤhl-IV.
bar, wie ſehr ihre Vorrechte darunter litten, wenn
einem Kaiſer, den ſie einmal gewehlt und dafuͤr
anerkannt hatten, von irgend einer auswaͤrtigen

Macht
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[233/0267] 2) Henr. VII. — Carl IV. 1308-1356. they, worunter Coͤlln, Pfalz, Sachſen-Witten- berg und Henrich von Kaͤrnthen begriffen waren, den Herzog Friedrich von Oeſterreich wehlte, eine andere Parthey aber den Herzog Ludewig von Batern, auf deſſen Seite nebſt Mainz, Trier und Brandenburg der Herzog von Sachſen-Lauen- burg und Johann von Luͤxenburg als Koͤnig in Boͤhmen ſtanden. Dieſem Zwiſte ſchien zwar der Ausſchlag der Waffen die Entſcheidung zu ge- ben, da Ludewig von Baiern nach einem ſieben- jaͤhrigen Kriege das Gluͤck hatte, (1322. Sept. 28.) bey Muͤhldorf ſeinen Gegner nicht nur zu ſchla- gen, ſondern auch gefangen zu bekommen. Aber da nunmehr Ludewig in Italien die Gegenparthey des Pabſtes unterſtuͤtzte, nahm Clemens des V. Nachfolger Johann der XXII. ſolche Maßregeln, daß er wegen der ſtreitigen Kaiſerwahl den kaiſer- lichen Thron fuͤr ledig erklaͤrte, und ſich den rich- terlichen Ausſpruch daruͤber zueignete. Er befahl Ludewigen, die Regierung niederzulegen, und that ihn ſeines angeblichen Ungehorſams wegen nicht nur in Bann, ſondern er belegte auch ganz Teutſch- land daruͤber mit einem Interdicte. Waͤhrend der Zeit ſtarb Friedrich von Oeſterreich. Und Johan- nes des XXII. Nachfolger Benedict der XII. machte Hoffnung Ludewigen wieder mit dem paͤbſtlichen Stuhle ausſoͤhnen zu laßen. Aber nunmehr ward es merklich, daß ſelbſt die Krone Frankreich den Pabſt von der Ausſoͤhnung zuruͤckhielt. Das alles machte endlich den Churfuͤrſten fuͤhl- bar, wie ſehr ihre Vorrechte darunter litten, wenn einem Kaiſer, den ſie einmal gewehlt und dafuͤr anerkannt hatten, von irgend einer auswaͤrtigen Macht IV. P 5

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/267>, abgerufen am 22.11.2024.