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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
dern so genannte goldene Bullen angehänget wer-
den, wo das Siegel selbst in Gold gearbeitet ist,
in zwey in Gestalt einer Medaille vereinigten gol-
denen Platten, die inwendig hohl und mit Wachs
ausgefüllt sind, wodurch die Schnüre gehen, wo-
mit sie an der Urkunde befestiget ist. Von sol-
chen angehängten Bullen hat man die damit be-
festigten Urkunden selbst oft goldene Bullen ge-
nannt, (wie auf gleiche Art die Benennung der
päbstlichen Bullen gewöhnlich ist.) So hat auch
dieses Reichsgrundgesetz, dessen Ausfertigungen mit
der goldenen Bulle versehen worden, den Namen
der goldenen Bulle erhalten (f). Eigentlich
besteht sie aus fünf Verordnungen, die Carl der IV.
auf zweyerley nach einander gehaltenen Reichs-
versammlungen, zu Nürnberg vom 10. Jan. 1356.
an, und zu Metz vom 25. Dec. 1356. an, mit
Zuthun der Churfürsten und zum Theil mit Zuzie-
hung des ganzen Reichs errichtet hat; die hernach
in 30. Hauptstücke abgetheilt zusammen in ein
ganzes Werk gebracht sind. Jeder Churfürst hat
damals eine Originalausfertigung davon erhalten;
der Stadt Frankfurt hat man ebenfalls ein authen-
tisches Exemplar gegeben, das noch jetzt jedem
Fremden daselbst gezeiget wird.


Die
(f) Diese hat nur den Vorzug, daß sie schlecht-
weg goldene Bulle genannt wird, an statt daß
sonst eine nähere Bestimmung, z. B. Brabantische
goldene Bulle gewöhnlich ist. Die Bulle selbst
stellt auf einer Seite Carl den IV. mit den In-
signien auf dem Throne sitzend vor mit Beyfügung
seiner Wappen und der Umschrift seiner Titel;
auf der andern Seite das Bild der Stadt Rom,
mit den Worten aurea Roma, und mit der Um-
schrift: Roma caput mundi regit orbis fraena
rotundi.

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
dern ſo genannte goldene Bullen angehaͤnget wer-
den, wo das Siegel ſelbſt in Gold gearbeitet iſt,
in zwey in Geſtalt einer Medaille vereinigten gol-
denen Platten, die inwendig hohl und mit Wachs
ausgefuͤllt ſind, wodurch die Schnuͤre gehen, wo-
mit ſie an der Urkunde befeſtiget iſt. Von ſol-
chen angehaͤngten Bullen hat man die damit be-
feſtigten Urkunden ſelbſt oft goldene Bullen ge-
nannt, (wie auf gleiche Art die Benennung der
paͤbſtlichen Bullen gewoͤhnlich iſt.) So hat auch
dieſes Reichsgrundgeſetz, deſſen Ausfertigungen mit
der goldenen Bulle verſehen worden, den Namen
der goldenen Bulle erhalten (f). Eigentlich
beſteht ſie aus fuͤnf Verordnungen, die Carl der IV.
auf zweyerley nach einander gehaltenen Reichs-
verſammlungen, zu Nuͤrnberg vom 10. Jan. 1356.
an, und zu Metz vom 25. Dec. 1356. an, mit
Zuthun der Churfuͤrſten und zum Theil mit Zuzie-
hung des ganzen Reichs errichtet hat; die hernach
in 30. Hauptſtuͤcke abgetheilt zuſammen in ein
ganzes Werk gebracht ſind. Jeder Churfuͤrſt hat
damals eine Originalausfertigung davon erhalten;
der Stadt Frankfurt hat man ebenfalls ein authen-
tiſches Exemplar gegeben, das noch jetzt jedem
Fremden daſelbſt gezeiget wird.


Die
(f) Dieſe hat nur den Vorzug, daß ſie ſchlecht-
weg goldene Bulle genannt wird, an ſtatt daß
ſonſt eine naͤhere Beſtimmung, z. B. Brabantiſche
goldene Bulle gewoͤhnlich iſt. Die Bulle ſelbſt
ſtellt auf einer Seite Carl den IV. mit den In-
ſignien auf dem Throne ſitzend vor mit Beyfuͤgung
ſeiner Wappen und der Umſchrift ſeiner Titel;
auf der andern Seite das Bild der Stadt Rom,
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ſchrift: Roma caput mundi regit orbis fraena
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[238/0272] III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. dern ſo genannte goldene Bullen angehaͤnget wer- den, wo das Siegel ſelbſt in Gold gearbeitet iſt, in zwey in Geſtalt einer Medaille vereinigten gol- denen Platten, die inwendig hohl und mit Wachs ausgefuͤllt ſind, wodurch die Schnuͤre gehen, wo- mit ſie an der Urkunde befeſtiget iſt. Von ſol- chen angehaͤngten Bullen hat man die damit be- feſtigten Urkunden ſelbſt oft goldene Bullen ge- nannt, (wie auf gleiche Art die Benennung der paͤbſtlichen Bullen gewoͤhnlich iſt.) So hat auch dieſes Reichsgrundgeſetz, deſſen Ausfertigungen mit der goldenen Bulle verſehen worden, den Namen der goldenen Bulle erhalten (f). Eigentlich beſteht ſie aus fuͤnf Verordnungen, die Carl der IV. auf zweyerley nach einander gehaltenen Reichs- verſammlungen, zu Nuͤrnberg vom 10. Jan. 1356. an, und zu Metz vom 25. Dec. 1356. an, mit Zuthun der Churfuͤrſten und zum Theil mit Zuzie- hung des ganzen Reichs errichtet hat; die hernach in 30. Hauptſtuͤcke abgetheilt zuſammen in ein ganzes Werk gebracht ſind. Jeder Churfuͤrſt hat damals eine Originalausfertigung davon erhalten; der Stadt Frankfurt hat man ebenfalls ein authen- tiſches Exemplar gegeben, das noch jetzt jedem Fremden daſelbſt gezeiget wird. Die (f) Dieſe hat nur den Vorzug, daß ſie ſchlecht- weg goldene Bulle genannt wird, an ſtatt daß ſonſt eine naͤhere Beſtimmung, z. B. Brabantiſche goldene Bulle gewoͤhnlich iſt. Die Bulle ſelbſt ſtellt auf einer Seite Carl den IV. mit den In- ſignien auf dem Throne ſitzend vor mit Beyfuͤgung ſeiner Wappen und der Umſchrift ſeiner Titel; auf der andern Seite das Bild der Stadt Rom, mit den Worten aurea Roma, und mit der Um- ſchrift: Roma caput mundi regit orbis fraena rotundi.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/272>, abgerufen am 22.11.2024.