mal die ganze Bibel nach Luthers Uebersetzung folgte, woran er bey jeder neuen Auflage bis 1545. noch immer neuen Fleiß verwandte.)
IX.
Wenn Luther um seine Zeitgenossen und Nach- kommen sonst auch kein Verdienst gehabt hätte; so verdiente er bloß dafür unsterblichen Dank, daß er von nun an jedem Teutschen, der nur seiner Muttersprache kundig war, den Zutritt zur Quelle der Christlichen Religion eröffnete, um jetzt mit eignen Augen sehen, prüfen und benutzen zu kön- nen, was dieses göttliche Buch einem jeden zu seiner Beruhigung und Belehrung an die Hand gibt. In einzelnen Stellen mag immer seitdem ein weiterer Fortschritt in philologischen, critischen und anderen Kenntnissen ein und andere Verbesse- rung bewirket haben, und künftig vielleicht noch weiter hoffen laßen. Indessen wird jeder Kenner und unpartheyischer Beurtheiler doch Luthern gewiß die Gerechtigkeit widerfahren laßen müßen, daß seine Uebersetzung im Ganzen an Treue und Rich- tigkeit noch von keiner übertroffen ist, und daß sie, nach den Umständen damaliger Zeit betrachtet, in vielem Betrachte ein bewundernswürdiges Mei- sterstück war.
X.
Was Luther auch sonst schrieb, war meist unmit- telbar aus der Bibel gezogen, oder stand auch sonst in Beziehung auf dieses göttliche Buch, woraus er immer sein Hauptstudium machte, und das er bey allen Gelegenheiten zu eignem täglichen Gebrauche empfahl. Seine Schreibart war zugleich so hell, so nachdrucksvoll, so eindringend, so zweckmäßig jeder Absicht und jeder Gattung von Lesern ange-
messen,
V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
mal die ganze Bibel nach Luthers Ueberſetzung folgte, woran er bey jeder neuen Auflage bis 1545. noch immer neuen Fleiß verwandte.)
IX.
Wenn Luther um ſeine Zeitgenoſſen und Nach- kommen ſonſt auch kein Verdienſt gehabt haͤtte; ſo verdiente er bloß dafuͤr unſterblichen Dank, daß er von nun an jedem Teutſchen, der nur ſeiner Mutterſprache kundig war, den Zutritt zur Quelle der Chriſtlichen Religion eroͤffnete, um jetzt mit eignen Augen ſehen, pruͤfen und benutzen zu koͤn- nen, was dieſes goͤttliche Buch einem jeden zu ſeiner Beruhigung und Belehrung an die Hand gibt. In einzelnen Stellen mag immer ſeitdem ein weiterer Fortſchritt in philologiſchen, critiſchen und anderen Kenntniſſen ein und andere Verbeſſe- rung bewirket haben, und kuͤnftig vielleicht noch weiter hoffen laßen. Indeſſen wird jeder Kenner und unpartheyiſcher Beurtheiler doch Luthern gewiß die Gerechtigkeit widerfahren laßen muͤßen, daß ſeine Ueberſetzung im Ganzen an Treue und Rich- tigkeit noch von keiner uͤbertroffen iſt, und daß ſie, nach den Umſtaͤnden damaliger Zeit betrachtet, in vielem Betrachte ein bewundernswuͤrdiges Mei- ſterſtuͤck war.
X.
Was Luther auch ſonſt ſchrieb, war meiſt unmit- telbar aus der Bibel gezogen, oder ſtand auch ſonſt in Beziehung auf dieſes goͤttliche Buch, woraus er immer ſein Hauptſtudium machte, und das er bey allen Gelegenheiten zu eignem taͤglichen Gebrauche empfahl. Seine Schreibart war zugleich ſo hell, ſo nachdrucksvoll, ſo eindringend, ſo zweckmaͤßig jeder Abſicht und jeder Gattung von Leſern ange-
meſſen,
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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
mal die ganze Bibel nach Luthers Ueberſetzung
folgte, woran er bey jeder neuen Auflage bis 1545.
noch immer neuen Fleiß verwandte.)
Wenn Luther um ſeine Zeitgenoſſen und Nach-
kommen ſonſt auch kein Verdienſt gehabt haͤtte;
ſo verdiente er bloß dafuͤr unſterblichen Dank, daß
er von nun an jedem Teutſchen, der nur ſeiner
Mutterſprache kundig war, den Zutritt zur Quelle
der Chriſtlichen Religion eroͤffnete, um jetzt mit
eignen Augen ſehen, pruͤfen und benutzen zu koͤn-
nen, was dieſes goͤttliche Buch einem jeden zu
ſeiner Beruhigung und Belehrung an die Hand
gibt. In einzelnen Stellen mag immer ſeitdem
ein weiterer Fortſchritt in philologiſchen, critiſchen
und anderen Kenntniſſen ein und andere Verbeſſe-
rung bewirket haben, und kuͤnftig vielleicht noch
weiter hoffen laßen. Indeſſen wird jeder Kenner
und unpartheyiſcher Beurtheiler doch Luthern gewiß
die Gerechtigkeit widerfahren laßen muͤßen, daß
ſeine Ueberſetzung im Ganzen an Treue und Rich-
tigkeit noch von keiner uͤbertroffen iſt, und daß
ſie, nach den Umſtaͤnden damaliger Zeit betrachtet,
in vielem Betrachte ein bewundernswuͤrdiges Mei-
ſterſtuͤck war.
Was Luther auch ſonſt ſchrieb, war meiſt unmit-
telbar aus der Bibel gezogen, oder ſtand auch ſonſt
in Beziehung auf dieſes goͤttliche Buch, woraus er
immer ſein Hauptſtudium machte, und das er bey
allen Gelegenheiten zu eignem taͤglichen Gebrauche
empfahl. Seine Schreibart war zugleich ſo hell,
ſo nachdrucksvoll, ſo eindringend, ſo zweckmaͤßig
jeder Abſicht und jeder Gattung von Leſern ange-
meſſen,
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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