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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
Augsburg den Herzog Moritz mit der dem geäch-
teten Churfürsten Johann Friedrich genommenen
Sächsischen Chur belehnte, und meist alles nach
seinem Sinne durchsetzen konnte. Wegen der Re-
ligionssachen war inzwischen am 13. Dec. 1545.
ein Concilium zu Trient eröffnet worden. Es war
aber nicht so zu Werke gegangen, wie es der Kai-
ser gewünscht hatte (s); und im März 1547. war
es durch Sebastian Schertels Einbruch in Tirol
unterbrochen worden. In dieser Rücksicht bestand
der Kaiser auf Wiedereröffnung dieser Kirchenver-
sammlung. Inzwischen schlug er einsweilen auf
diesem Reichstage zweyerley Wege ein, um nach
seiner Absicht die Sachen auf einen gewissen Fuß
zu setzen. Einmal, in der bisherigen catholischen
Kirchenverfassung einige nöthige Aenderungen zu
treffen, ließ er den geistlichen Churfürsten, Fürsten
und Ständen einen Begriff einer Reformation
zustellen, den sie seinem Wunsche gemäß gleich
annahmen, und künftig in ihren bischöflichen Syn-
oden oder Provincialkirchenversammlungen ihren
untergeordneten Geistlichen und Capiteln ebenfalls
annehmlich zu machen versprachen (t), wie solches

auch
(s) Des Kaisers Meynung war gewesen, das
Concilium sollte mit einer Reformation der Kir-
chenzucht den Anfang machen, und dann erst die
Glaubenslehren vornehmen. Das Concilium fieng
aber mit letzteren an, und setzte gleich das Anse-
hen der apocryphischen Bücher, der Vulgata und
der Tradition fest.
(t) R. A. 1548. §. 12. Der darin angeführte
Begriff einer Christlichen Reformation war in La-
teinischer Sprache abgefasset, und gleich gedruckt,
unter dem Titel: "Formula reformationis per cae-
sarcam

V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
Augsburg den Herzog Moritz mit der dem geaͤch-
teten Churfuͤrſten Johann Friedrich genommenen
Saͤchſiſchen Chur belehnte, und meiſt alles nach
ſeinem Sinne durchſetzen konnte. Wegen der Re-
ligionsſachen war inzwiſchen am 13. Dec. 1545.
ein Concilium zu Trient eroͤffnet worden. Es war
aber nicht ſo zu Werke gegangen, wie es der Kai-
ſer gewuͤnſcht hatte (s); und im Maͤrz 1547. war
es durch Sebaſtian Schertels Einbruch in Tirol
unterbrochen worden. In dieſer Ruͤckſicht beſtand
der Kaiſer auf Wiedereroͤffnung dieſer Kirchenver-
ſammlung. Inzwiſchen ſchlug er einsweilen auf
dieſem Reichstage zweyerley Wege ein, um nach
ſeiner Abſicht die Sachen auf einen gewiſſen Fuß
zu ſetzen. Einmal, in der bisherigen catholiſchen
Kirchenverfaſſung einige noͤthige Aenderungen zu
treffen, ließ er den geiſtlichen Churfuͤrſten, Fuͤrſten
und Staͤnden einen Begriff einer Reformation
zuſtellen, den ſie ſeinem Wunſche gemaͤß gleich
annahmen, und kuͤnftig in ihren biſchoͤflichen Syn-
oden oder Provincialkirchenverſammlungen ihren
untergeordneten Geiſtlichen und Capiteln ebenfalls
annehmlich zu machen verſprachen (t), wie ſolches

auch
(s) Des Kaiſers Meynung war geweſen, das
Concilium ſollte mit einer Reformation der Kir-
chenzucht den Anfang machen, und dann erſt die
Glaubenslehren vornehmen. Das Concilium fieng
aber mit letzteren an, und ſetzte gleich das Anſe-
hen der apocryphiſchen Buͤcher, der Vulgata und
der Tradition feſt.
(t) R. A. 1548. §. 12. Der darin angefuͤhrte
Begriff einer Chriſtlichen Reformation war in La-
teiniſcher Sprache abgefaſſet, und gleich gedruckt,
unter dem Titel: Formula reformationis per cae-
ſarcam
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[402/0436] V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558. Augsburg den Herzog Moritz mit der dem geaͤch- teten Churfuͤrſten Johann Friedrich genommenen Saͤchſiſchen Chur belehnte, und meiſt alles nach ſeinem Sinne durchſetzen konnte. Wegen der Re- ligionsſachen war inzwiſchen am 13. Dec. 1545. ein Concilium zu Trient eroͤffnet worden. Es war aber nicht ſo zu Werke gegangen, wie es der Kai- ſer gewuͤnſcht hatte (s); und im Maͤrz 1547. war es durch Sebaſtian Schertels Einbruch in Tirol unterbrochen worden. In dieſer Ruͤckſicht beſtand der Kaiſer auf Wiedereroͤffnung dieſer Kirchenver- ſammlung. Inzwiſchen ſchlug er einsweilen auf dieſem Reichstage zweyerley Wege ein, um nach ſeiner Abſicht die Sachen auf einen gewiſſen Fuß zu ſetzen. Einmal, in der bisherigen catholiſchen Kirchenverfaſſung einige noͤthige Aenderungen zu treffen, ließ er den geiſtlichen Churfuͤrſten, Fuͤrſten und Staͤnden einen Begriff einer Reformation zuſtellen, den ſie ſeinem Wunſche gemaͤß gleich annahmen, und kuͤnftig in ihren biſchoͤflichen Syn- oden oder Provincialkirchenverſammlungen ihren untergeordneten Geiſtlichen und Capiteln ebenfalls annehmlich zu machen verſprachen (t), wie ſolches auch (s) Des Kaiſers Meynung war geweſen, das Concilium ſollte mit einer Reformation der Kir- chenzucht den Anfang machen, und dann erſt die Glaubenslehren vornehmen. Das Concilium fieng aber mit letzteren an, und ſetzte gleich das Anſe- hen der apocryphiſchen Buͤcher, der Vulgata und der Tradition feſt. (t) R. A. 1548. §. 12. Der darin angefuͤhrte Begriff einer Chriſtlichen Reformation war in La- teiniſcher Sprache abgefaſſet, und gleich gedruckt, unter dem Titel: ”Formula reformationis per cae- ſarcam

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/436>, abgerufen am 22.11.2024.