Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558. bey diesen nachgegebenen Puncten alleine sich nochnicht beruhigen könnten. Viele evangelische Länder und Städte sahen sich inzwischen genöthiget, das Interim, wie es ihnen vom Kaiser zugemuthet wurde, anzunehmen, wenn sie anders nicht ein ähn- liches Schicksal erwarten wollten, wie die Schwäbi- sche Reichsstadt Costnitz, die wegen verweigerter Annehmung des Interims in die Acht gerieth, und mittelst deren dem Römischen Könige als Erz- herzoge von Oesterreich aufgetragener Execution aus einer Reichsstadt in eine Oesterreichische Landstadt verwandelt wurde. XV. Die Stadt Magdeburg widersetzte sich der Die-
V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558. bey dieſen nachgegebenen Puncten alleine ſich nochnicht beruhigen koͤnnten. Viele evangeliſche Laͤnder und Staͤdte ſahen ſich inzwiſchen genoͤthiget, das Interim, wie es ihnen vom Kaiſer zugemuthet wurde, anzunehmen, wenn ſie anders nicht ein aͤhn- liches Schickſal erwarten wollten, wie die Schwaͤbi- ſche Reichsſtadt Coſtnitz, die wegen verweigerter Annehmung des Interims in die Acht gerieth, und mittelſt deren dem Roͤmiſchen Koͤnige als Erz- herzoge von Oeſterreich aufgetragener Execution aus einer Reichsſtadt in eine Oeſterreichiſche Landſtadt verwandelt wurde. XV. Die Stadt Magdeburg widerſetzte ſich der Die-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0438" n="404"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Neuere Zeit. Carl <hi rendition="#aq">V.</hi> 1519-1558.</hi></fw><lb/> bey dieſen nachgegebenen Puncten alleine ſich noch<lb/> nicht beruhigen koͤnnten. Viele evangeliſche Laͤnder<lb/> und Staͤdte ſahen ſich inzwiſchen genoͤthiget, das<lb/> Interim, wie es ihnen vom Kaiſer zugemuthet<lb/> wurde, anzunehmen, wenn ſie anders nicht ein aͤhn-<lb/> liches Schickſal erwarten wollten, wie die Schwaͤbi-<lb/> ſche Reichsſtadt <hi rendition="#fr">Coſtnitz,</hi> die wegen verweigerter<lb/> Annehmung des Interims in die Acht gerieth,<lb/> und mittelſt deren dem Roͤmiſchen Koͤnige als Erz-<lb/> herzoge von Oeſterreich aufgetragener Execution aus<lb/> einer Reichsſtadt in eine Oeſterreichiſche Landſtadt<lb/> verwandelt wurde.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">XV.</hi> </note> <p>Die Stadt <hi rendition="#fr">Magdeburg</hi> widerſetzte ſich der<lb/> auch wieder ſie des Interims halber ergangenen<lb/> Achtserklaͤrung in ſo weit mit gluͤcklicherem Er-<lb/> folge, indem der Churfuͤrſt Moritz erſt von Reichs-<lb/> wegen eine weitausſehende Belagerung derſelben<lb/> (vom 16. Sept. 1550. bis zum 9. Nov. 1551.)<lb/> unternehmen, und am Ende doch eine leidliche<lb/> Capitulation nachgeben mußte. Davon hieng<lb/> aber noch ein ganz anderer Umſchlag der Sachen<lb/> ab, da Moritz inzwiſchen am 5. Oct. 1551. zu<lb/> Friedewald mit dem Koͤnige Henrich dem <hi rendition="#aq">II.</hi> von<lb/> Frankreich einen zu Chambort den 15. Jan. 1552.<lb/> genehmigten Bund geſchloſſen hatte, und nun im<lb/> Maͤrz 1552. ploͤtzlich gegen den Kaiſer ſelbſt los-<lb/> brach; zu einer Zeit, da zugleich Henrich der <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> von Frankreich aus in Lothringen einbrach, und<lb/> einsweilen Metz, Tull, Verdun beſetzte, in der<lb/> Meynung, hernach auch der Stadt Straßburg ſich<lb/> zu bemaͤchtigen, und dann dieſſeits Rheins mit<lb/> Moritzen zuſammen zu ſtoßen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [404/0438]
V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
bey dieſen nachgegebenen Puncten alleine ſich noch
nicht beruhigen koͤnnten. Viele evangeliſche Laͤnder
und Staͤdte ſahen ſich inzwiſchen genoͤthiget, das
Interim, wie es ihnen vom Kaiſer zugemuthet
wurde, anzunehmen, wenn ſie anders nicht ein aͤhn-
liches Schickſal erwarten wollten, wie die Schwaͤbi-
ſche Reichsſtadt Coſtnitz, die wegen verweigerter
Annehmung des Interims in die Acht gerieth,
und mittelſt deren dem Roͤmiſchen Koͤnige als Erz-
herzoge von Oeſterreich aufgetragener Execution aus
einer Reichsſtadt in eine Oeſterreichiſche Landſtadt
verwandelt wurde.
Die Stadt Magdeburg widerſetzte ſich der
auch wieder ſie des Interims halber ergangenen
Achtserklaͤrung in ſo weit mit gluͤcklicherem Er-
folge, indem der Churfuͤrſt Moritz erſt von Reichs-
wegen eine weitausſehende Belagerung derſelben
(vom 16. Sept. 1550. bis zum 9. Nov. 1551.)
unternehmen, und am Ende doch eine leidliche
Capitulation nachgeben mußte. Davon hieng
aber noch ein ganz anderer Umſchlag der Sachen
ab, da Moritz inzwiſchen am 5. Oct. 1551. zu
Friedewald mit dem Koͤnige Henrich dem II. von
Frankreich einen zu Chambort den 15. Jan. 1552.
genehmigten Bund geſchloſſen hatte, und nun im
Maͤrz 1552. ploͤtzlich gegen den Kaiſer ſelbſt los-
brach; zu einer Zeit, da zugleich Henrich der II.
von Frankreich aus in Lothringen einbrach, und
einsweilen Metz, Tull, Verdun beſetzte, in der
Meynung, hernach auch der Stadt Straßburg ſich
zu bemaͤchtigen, und dann dieſſeits Rheins mit
Moritzen zuſammen zu ſtoßen.
Die-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |