Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
sey 100. Jahre später geschrieben, und habe aus
Irrthum die Ostgothischen und Fränkischen Könige,
welche beide den Namen Theodorich geführet, mit
einander verwechselt (t). Von den Ostgothen sol-
len die Baiern nach diesen neuen Bemerkungen erst
im Jahre 554. unter ihrem Herzog Garibald dem I.
sich losgemacht, und erst 628. dem Fränkischen
Könige Dagobert dem I., jedoch mit Ausbedingung
vieler Freyheiten, sich unterworfen haben (u).

Andere halten es nicht für unwahrscheinlich,XV.
daß die Noriker und Rhätier, als Ostgothische Un-
terthanen, zu der Zeit, als die Thüringer von den
Franken mit Krieg überzogen worden, des Thü-
ringischen Königes als eines Ostgothischen Bundes-
genossen sich angenommen, aber nach der Nieder-
lage der Thüringer auch mit selbigen gleiches
Schicksal erlitten haben möchten, daß sie sich gleich
damals der Fränkischen Hoheit unterwerfen müßen;
zumal da ein gleichzeitiger Schriftsteller eines von
den Franken über zweyerley Völker erfochtenen Sie-
ges Erwehnung thut, da ein Volk zuverläßig Thü-
ringer gewesen, das andere also wahrscheinlich
Baiern gewesen seyn möchte (v).

Soviel ist allemal gewiß, daß gleich von denXVI.
ersten Zeiten der Fränkischen Monarchie her ein

jedes
(t) Buat histoire ancienne tom. 12. p. 97.
(u) Joh. Ge. von Lori chronologischer Aus-
zug der Geschichte von Baiern (Münch. 1782. 8.)
S. 66. 78. 108.
(v) Nachrichten von Juvavia S. 90.
C

4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
ſey 100. Jahre ſpaͤter geſchrieben, und habe aus
Irrthum die Oſtgothiſchen und Fraͤnkiſchen Koͤnige,
welche beide den Namen Theodorich gefuͤhret, mit
einander verwechſelt (t). Von den Oſtgothen ſol-
len die Baiern nach dieſen neuen Bemerkungen erſt
im Jahre 554. unter ihrem Herzog Garibald dem I.
ſich losgemacht, und erſt 628. dem Fraͤnkiſchen
Koͤnige Dagobert dem I., jedoch mit Ausbedingung
vieler Freyheiten, ſich unterworfen haben (u).

Andere halten es nicht fuͤr unwahrſcheinlich,XV.
daß die Noriker und Rhaͤtier, als Oſtgothiſche Un-
terthanen, zu der Zeit, als die Thuͤringer von den
Franken mit Krieg uͤberzogen worden, des Thuͤ-
ringiſchen Koͤniges als eines Oſtgothiſchen Bundes-
genoſſen ſich angenommen, aber nach der Nieder-
lage der Thuͤringer auch mit ſelbigen gleiches
Schickſal erlitten haben moͤchten, daß ſie ſich gleich
damals der Fraͤnkiſchen Hoheit unterwerfen muͤßen;
zumal da ein gleichzeitiger Schriftſteller eines von
den Franken uͤber zweyerley Voͤlker erfochtenen Sie-
ges Erwehnung thut, da ein Volk zuverlaͤßig Thuͤ-
ringer geweſen, das andere alſo wahrſcheinlich
Baiern geweſen ſeyn moͤchte (v).

Soviel iſt allemal gewiß, daß gleich von denXVI.
erſten Zeiten der Fraͤnkiſchen Monarchie her ein

jedes
(t) Buat hiſtoire ancienne tom. 12. p. 97.
(u) Joh. Ge. von Lori chronologiſcher Aus-
zug der Geſchichte von Baiern (Muͤnch. 1782. 8.)
S. 66. 78. 108.
(v) Nachrichten von Juvavia S. 90.
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">4) Merovinger <hi rendition="#aq">a</hi>) Aufkommen 486-561.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ey 100. Jahre &#x017F;pa&#x0364;ter ge&#x017F;chrieben, und habe aus<lb/>
Irrthum die O&#x017F;tgothi&#x017F;chen und Fra&#x0364;nki&#x017F;chen Ko&#x0364;nige,<lb/>
welche beide den Namen Theodorich gefu&#x0364;hret, mit<lb/>
einander verwech&#x017F;elt <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Buat</hi></hi><hi rendition="#i">hi&#x017F;toire ancienne</hi> tom. 12. p.</hi> 97.</note>. Von den O&#x017F;tgothen &#x017F;ol-<lb/>
len die Baiern nach die&#x017F;en neuen Bemerkungen er&#x017F;t<lb/>
im Jahre 554. unter ihrem Herzog Garibald dem <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
&#x017F;ich losgemacht, und er&#x017F;t 628. dem Fra&#x0364;nki&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;nige Dagobert dem <hi rendition="#aq">I.</hi>, jedoch mit Ausbedingung<lb/>
vieler Freyheiten, &#x017F;ich unterworfen haben <note place="foot" n="(u)">Joh. Ge. von <hi rendition="#fr">Lori</hi> chronologi&#x017F;cher Aus-<lb/>
zug der Ge&#x017F;chichte von Baiern (Mu&#x0364;nch. 1782. 8.)<lb/>
S. 66. 78. 108.</note>.</p><lb/>
          <p>Andere halten es nicht fu&#x0364;r unwahr&#x017F;cheinlich,<note place="right"><hi rendition="#aq">XV.</hi></note><lb/>
daß die Noriker und Rha&#x0364;tier, als O&#x017F;tgothi&#x017F;che Un-<lb/>
terthanen, zu der Zeit, als die Thu&#x0364;ringer von den<lb/>
Franken mit Krieg u&#x0364;berzogen worden, des Thu&#x0364;-<lb/>
ringi&#x017F;chen Ko&#x0364;niges als eines O&#x017F;tgothi&#x017F;chen Bundes-<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich angenommen, aber nach der Nieder-<lb/>
lage der Thu&#x0364;ringer auch mit &#x017F;elbigen gleiches<lb/>
Schick&#x017F;al erlitten haben mo&#x0364;chten, daß &#x017F;ie &#x017F;ich gleich<lb/>
damals der Fra&#x0364;nki&#x017F;chen Hoheit unterwerfen mu&#x0364;ßen;<lb/>
zumal da ein gleichzeitiger Schrift&#x017F;teller eines von<lb/>
den Franken u&#x0364;ber zweyerley Vo&#x0364;lker erfochtenen Sie-<lb/>
ges Erwehnung thut, da ein Volk zuverla&#x0364;ßig Thu&#x0364;-<lb/>
ringer gewe&#x017F;en, das andere al&#x017F;o wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
Baiern gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mo&#x0364;chte <note place="foot" n="(v)">Nachrichten von Juvavia S. 90.</note>.</p><lb/>
          <p>Soviel i&#x017F;t allemal gewiß, daß gleich von den<note place="right"><hi rendition="#aq">XVI.</hi></note><lb/>
er&#x017F;ten Zeiten der Fra&#x0364;nki&#x017F;chen Monarchie her ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jedes</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0067] 4) Merovinger a) Aufkommen 486-561. ſey 100. Jahre ſpaͤter geſchrieben, und habe aus Irrthum die Oſtgothiſchen und Fraͤnkiſchen Koͤnige, welche beide den Namen Theodorich gefuͤhret, mit einander verwechſelt (t). Von den Oſtgothen ſol- len die Baiern nach dieſen neuen Bemerkungen erſt im Jahre 554. unter ihrem Herzog Garibald dem I. ſich losgemacht, und erſt 628. dem Fraͤnkiſchen Koͤnige Dagobert dem I., jedoch mit Ausbedingung vieler Freyheiten, ſich unterworfen haben (u). Andere halten es nicht fuͤr unwahrſcheinlich, daß die Noriker und Rhaͤtier, als Oſtgothiſche Un- terthanen, zu der Zeit, als die Thuͤringer von den Franken mit Krieg uͤberzogen worden, des Thuͤ- ringiſchen Koͤniges als eines Oſtgothiſchen Bundes- genoſſen ſich angenommen, aber nach der Nieder- lage der Thuͤringer auch mit ſelbigen gleiches Schickſal erlitten haben moͤchten, daß ſie ſich gleich damals der Fraͤnkiſchen Hoheit unterwerfen muͤßen; zumal da ein gleichzeitiger Schriftſteller eines von den Franken uͤber zweyerley Voͤlker erfochtenen Sie- ges Erwehnung thut, da ein Volk zuverlaͤßig Thuͤ- ringer geweſen, das andere alſo wahrſcheinlich Baiern geweſen ſeyn moͤchte (v). XV. Soviel iſt allemal gewiß, daß gleich von den erſten Zeiten der Fraͤnkiſchen Monarchie her ein jedes XVI. (t) Buat hiſtoire ancienne tom. 12. p. 97. (u) Joh. Ge. von Lori chronologiſcher Aus- zug der Geſchichte von Baiern (Muͤnch. 1782. 8.) S. 66. 78. 108. (v) Nachrichten von Juvavia S. 90. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/67
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/67>, abgerufen am 21.11.2024.