Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.I. Alte Zeiten bis 888. 689. 695. gegen die Friesen (x) anstellte, und in712Ueberfällen, womit er 709. 712. den in Empö- rungen begriffenen Herzog in Allemannien heim- suchte. Hauptsächlich aber gewann dadurch Carl Martell einen unsterblichen Namen, und ein un- verkennbares Verdienst um ganz Frankreich und 732Teutschland, als er 732. die Saracenen, die schon seit 714. in ganz Spanien Meister waren, bey Tours schlug und über die Pyrenäischen Gebirge zurücknöthigte. Ein Verdienst, das desto größer war, je lebhafter die ganze Nation davon überzeugt seyn mußte, daß sie jetzt nur diesem Fürsten ihre Rettung und zugleich die fernere freye Uebung ihrer Religion zu verdanken hatte; nicht den Königen, die nur in Wollüsten und Unthätigkeit lebten, die die Nation kaum zu sehen bekam, geschweige daß sie sich an der Spitze der Kriegsheere oder am Ruder der Geschäffte hätten zeigen sollen. VII. Dazu kam aber noch ein Umstand, der die Pi- von (x) Mit einem Treffen, worin der Friesen Her-
zog Poppo selber blieb, ward nachher 734. ganz Friesland von Carl Martell unter Fränkische Bot- mäßigkeit gebracht. I. Alte Zeiten bis 888. 689. 695. gegen die Frieſen (x) anſtellte, und in712Ueberfaͤllen, womit er 709. 712. den in Empoͤ- rungen begriffenen Herzog in Allemannien heim- ſuchte. Hauptſaͤchlich aber gewann dadurch Carl Martell einen unſterblichen Namen, und ein un- verkennbares Verdienſt um ganz Frankreich und 732Teutſchland, als er 732. die Saracenen, die ſchon ſeit 714. in ganz Spanien Meiſter waren, bey Tours ſchlug und uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge zuruͤcknoͤthigte. Ein Verdienſt, das deſto groͤßer war, je lebhafter die ganze Nation davon uͤberzeugt ſeyn mußte, daß ſie jetzt nur dieſem Fuͤrſten ihre Rettung und zugleich die fernere freye Uebung ihrer Religion zu verdanken hatte; nicht den Koͤnigen, die nur in Wolluͤſten und Unthaͤtigkeit lebten, die die Nation kaum zu ſehen bekam, geſchweige daß ſie ſich an der Spitze der Kriegsheere oder am Ruder der Geſchaͤffte haͤtten zeigen ſollen. VII. Dazu kam aber noch ein Umſtand, der die Pi- von (x) Mit einem Treffen, worin der Frieſen Her-
zog Poppo ſelber blieb, ward nachher 734. ganz Friesland von Carl Martell unter Fraͤnkiſche Bot- maͤßigkeit gebracht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="42"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Alte Zeiten bis 888.</hi></fw><lb/> 689. 695. gegen die Frieſen <note place="foot" n="(x)">Mit einem Treffen, worin der Frieſen Her-<lb/> zog Poppo ſelber blieb, ward nachher 734. ganz<lb/> Friesland von Carl Martell unter Fraͤnkiſche Bot-<lb/> maͤßigkeit gebracht.</note> anſtellte, und in<lb/><note place="left">712</note>Ueberfaͤllen, womit er 709. 712. den in Empoͤ-<lb/> rungen begriffenen Herzog in Allemannien heim-<lb/> ſuchte. Hauptſaͤchlich aber gewann dadurch Carl<lb/> Martell einen unſterblichen Namen, und ein un-<lb/> verkennbares Verdienſt um ganz Frankreich und<lb/><note place="left">732</note>Teutſchland, als er 732. die Saracenen, die ſchon<lb/> ſeit 714. in ganz Spanien Meiſter waren, bey<lb/> Tours ſchlug und uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge<lb/> zuruͤcknoͤthigte. Ein Verdienſt, das deſto groͤßer<lb/> war, je lebhafter die ganze Nation davon uͤberzeugt<lb/> ſeyn mußte, daß ſie jetzt nur dieſem Fuͤrſten ihre<lb/> Rettung und zugleich die fernere freye Uebung ihrer<lb/> Religion zu verdanken hatte; nicht den Koͤnigen,<lb/> die nur in Wolluͤſten und Unthaͤtigkeit lebten, die<lb/> die Nation kaum zu ſehen bekam, geſchweige daß<lb/> ſie ſich an der Spitze der Kriegsheere oder am<lb/> Ruder der Geſchaͤffte haͤtten zeigen ſollen.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </note> <p>Dazu kam aber noch ein Umſtand, der die Pi-<lb/> piniſche Familie von Seiten der Religion in einem<lb/> ſehr vortheilhaften Lichte erſcheinen ließ. So aus-<lb/> gebreitet das Chriſtenthum in Frankreich war, ſo<lb/> lagen doch noch viele Staͤdte am Rheine und an<lb/> der Donau, worin ehedem ſchon Chriſtliche Biſchoͤfe<lb/> geweſen waren, von den Ueberzuͤgen des fuͤnften<lb/> Jahrhunderts her im Schutt. Das innere Teutſch-<lb/> land war vollends noch von der Chriſtlichen Religion<lb/> ganz entfernt; zu deren Eingang in dieſe Gegen-<lb/> den ſchien von der Vorſehung ein anderer Weg, als<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0076]
I. Alte Zeiten bis 888.
689. 695. gegen die Frieſen (x) anſtellte, und in
Ueberfaͤllen, womit er 709. 712. den in Empoͤ-
rungen begriffenen Herzog in Allemannien heim-
ſuchte. Hauptſaͤchlich aber gewann dadurch Carl
Martell einen unſterblichen Namen, und ein un-
verkennbares Verdienſt um ganz Frankreich und
Teutſchland, als er 732. die Saracenen, die ſchon
ſeit 714. in ganz Spanien Meiſter waren, bey
Tours ſchlug und uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge
zuruͤcknoͤthigte. Ein Verdienſt, das deſto groͤßer
war, je lebhafter die ganze Nation davon uͤberzeugt
ſeyn mußte, daß ſie jetzt nur dieſem Fuͤrſten ihre
Rettung und zugleich die fernere freye Uebung ihrer
Religion zu verdanken hatte; nicht den Koͤnigen,
die nur in Wolluͤſten und Unthaͤtigkeit lebten, die
die Nation kaum zu ſehen bekam, geſchweige daß
ſie ſich an der Spitze der Kriegsheere oder am
Ruder der Geſchaͤffte haͤtten zeigen ſollen.
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732
Dazu kam aber noch ein Umſtand, der die Pi-
piniſche Familie von Seiten der Religion in einem
ſehr vortheilhaften Lichte erſcheinen ließ. So aus-
gebreitet das Chriſtenthum in Frankreich war, ſo
lagen doch noch viele Staͤdte am Rheine und an
der Donau, worin ehedem ſchon Chriſtliche Biſchoͤfe
geweſen waren, von den Ueberzuͤgen des fuͤnften
Jahrhunderts her im Schutt. Das innere Teutſch-
land war vollends noch von der Chriſtlichen Religion
ganz entfernt; zu deren Eingang in dieſe Gegen-
den ſchien von der Vorſehung ein anderer Weg, als
von
(x) Mit einem Treffen, worin der Frieſen Her-
zog Poppo ſelber blieb, ward nachher 734. ganz
Friesland von Carl Martell unter Fraͤnkiſche Bot-
maͤßigkeit gebracht.
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