Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.I. Alte Zeiten bis 888. Der Longobardische König Aistulf hatte eben damalsdes Exarchats zu Ravenna sich bemächtiget, und den Römern schon eine Kopfsteuer zugemuthet. Um hierwider Hülfe zu haben, begab sich der Pabst 754Stephan der II. 754. persönlich zu Pipin nach St. Denis, salbte und krönte ihn von neuem, und bewog ihn, nicht nur den Titel Patricius der Rö- mer anzunehmen, sondern auch zwey Feldzüge nach einander gegen Aistulfen vorzunehmen. Der Aus- gang dieses Krieges war, daß Aistulf die Römer in Ruhe laßen, und das Exarchat von Ravenna an Pi- pin abtreten mußte, der der Römischen Kirche ein Geschenk davon machte. So bekam das Erbtheil Petri, das bisher nur aus einzelnen Gütern und Einkünften bestanden hatte, jetzt die erste Begrün- dung an Land und Leuten, die wir jetzt mit dem Namen des Kirchenstaats zu belegen gewohnt sind. Der damalige Griechische Kaiser Constantin der VI. ließ zwar die Rückgabe des Exarchates für sich von Pipin verlangen; bekam aber zur Antwort: Pipin habe nicht den Griechen, sondern dem heiligen Pe- ter zu gefallen, und um Vergebung seiner Sünde dadurch zu erlangen, diesen Krieg unternommen. II. Im Fränkischen Reiche selbsten gab es zwar nicht
I. Alte Zeiten bis 888. Der Longobardiſche Koͤnig Aiſtulf hatte eben damalsdes Exarchats zu Ravenna ſich bemaͤchtiget, und den Roͤmern ſchon eine Kopfſteuer zugemuthet. Um hierwider Huͤlfe zu haben, begab ſich der Pabſt 754Stephan der II. 754. perſoͤnlich zu Pipin nach St. Denis, ſalbte und kroͤnte ihn von neuem, und bewog ihn, nicht nur den Titel Patricius der Roͤ- mer anzunehmen, ſondern auch zwey Feldzuͤge nach einander gegen Aiſtulfen vorzunehmen. Der Aus- gang dieſes Krieges war, daß Aiſtulf die Roͤmer in Ruhe laßen, und das Exarchat von Ravenna an Pi- pin abtreten mußte, der der Roͤmiſchen Kirche ein Geſchenk davon machte. So bekam das Erbtheil Petri, das bisher nur aus einzelnen Guͤtern und Einkuͤnften beſtanden hatte, jetzt die erſte Begruͤn- dung an Land und Leuten, die wir jetzt mit dem Namen des Kirchenſtaats zu belegen gewohnt ſind. Der damalige Griechiſche Kaiſer Conſtantin der VI. ließ zwar die Ruͤckgabe des Exarchates fuͤr ſich von Pipin verlangen; bekam aber zur Antwort: Pipin habe nicht den Griechen, ſondern dem heiligen Pe- ter zu gefallen, und um Vergebung ſeiner Suͤnde dadurch zu erlangen, dieſen Krieg unternommen. II. Im Fraͤnkiſchen Reiche ſelbſten gab es zwar nicht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Alte Zeiten bis 888.</hi></fw><lb/> Der Longobardiſche Koͤnig Aiſtulf hatte eben damals<lb/> des Exarchats zu Ravenna ſich bemaͤchtiget, und<lb/> den Roͤmern ſchon eine Kopfſteuer zugemuthet. Um<lb/> hierwider Huͤlfe zu haben, begab ſich der Pabſt<lb/><note place="left">754</note>Stephan der <hi rendition="#aq">II.</hi> 754. perſoͤnlich zu Pipin nach<lb/> St. Denis, ſalbte und kroͤnte ihn von neuem, und<lb/> bewog ihn, nicht nur den Titel Patricius der Roͤ-<lb/> mer anzunehmen, ſondern auch zwey Feldzuͤge nach<lb/> einander gegen Aiſtulfen vorzunehmen. Der Aus-<lb/> gang dieſes Krieges war, daß Aiſtulf die Roͤmer in<lb/> Ruhe laßen, und das Exarchat von Ravenna an Pi-<lb/> pin abtreten mußte, der der Roͤmiſchen Kirche ein<lb/> Geſchenk davon machte. So bekam das Erbtheil<lb/> Petri, das bisher nur aus einzelnen Guͤtern und<lb/> Einkuͤnften beſtanden hatte, jetzt die erſte Begruͤn-<lb/> dung an Land und Leuten, die wir jetzt mit dem<lb/> Namen des Kirchenſtaats zu belegen gewohnt ſind.<lb/> Der damalige Griechiſche Kaiſer Conſtantin der <hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/> ließ zwar die Ruͤckgabe des Exarchates fuͤr ſich von<lb/> Pipin verlangen; bekam aber zur Antwort: Pipin<lb/> habe nicht den Griechen, ſondern dem heiligen Pe-<lb/> ter zu gefallen, und um Vergebung ſeiner Suͤnde<lb/> dadurch zu erlangen, dieſen Krieg unternommen.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">II.</hi> </note> <p>Im Fraͤnkiſchen Reiche ſelbſten gab es zwar<lb/> hin und wieder noch Bewegungen, da es inſonder-<lb/> heit manchen Großen noch hart fiel, einem Koͤnige<lb/> zu gehorchen, den ſie vor kurzem noch fuͤr ihres<lb/> Gleichen gehalten hatten, und deſſen Herkunft ſie<lb/> der ihrigen nicht einmal gleich ſchaͤtzen durften.<lb/> Allein das Gluͤck der Waffen ſtand auch hier auf<lb/> Seiten Pipins. Er wußte ſowohl die Herzogthuͤ-<lb/> mer Schwaben und Baiern als Aquitanien in ſei-<lb/> nem Gehorſame zu erhalten. Um auch der Nation<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0086]
I. Alte Zeiten bis 888.
Der Longobardiſche Koͤnig Aiſtulf hatte eben damals
des Exarchats zu Ravenna ſich bemaͤchtiget, und
den Roͤmern ſchon eine Kopfſteuer zugemuthet. Um
hierwider Huͤlfe zu haben, begab ſich der Pabſt
Stephan der II. 754. perſoͤnlich zu Pipin nach
St. Denis, ſalbte und kroͤnte ihn von neuem, und
bewog ihn, nicht nur den Titel Patricius der Roͤ-
mer anzunehmen, ſondern auch zwey Feldzuͤge nach
einander gegen Aiſtulfen vorzunehmen. Der Aus-
gang dieſes Krieges war, daß Aiſtulf die Roͤmer in
Ruhe laßen, und das Exarchat von Ravenna an Pi-
pin abtreten mußte, der der Roͤmiſchen Kirche ein
Geſchenk davon machte. So bekam das Erbtheil
Petri, das bisher nur aus einzelnen Guͤtern und
Einkuͤnften beſtanden hatte, jetzt die erſte Begruͤn-
dung an Land und Leuten, die wir jetzt mit dem
Namen des Kirchenſtaats zu belegen gewohnt ſind.
Der damalige Griechiſche Kaiſer Conſtantin der VI.
ließ zwar die Ruͤckgabe des Exarchates fuͤr ſich von
Pipin verlangen; bekam aber zur Antwort: Pipin
habe nicht den Griechen, ſondern dem heiligen Pe-
ter zu gefallen, und um Vergebung ſeiner Suͤnde
dadurch zu erlangen, dieſen Krieg unternommen.
754
Im Fraͤnkiſchen Reiche ſelbſten gab es zwar
hin und wieder noch Bewegungen, da es inſonder-
heit manchen Großen noch hart fiel, einem Koͤnige
zu gehorchen, den ſie vor kurzem noch fuͤr ihres
Gleichen gehalten hatten, und deſſen Herkunft ſie
der ihrigen nicht einmal gleich ſchaͤtzen durften.
Allein das Gluͤck der Waffen ſtand auch hier auf
Seiten Pipins. Er wußte ſowohl die Herzogthuͤ-
mer Schwaben und Baiern als Aquitanien in ſei-
nem Gehorſame zu erhalten. Um auch der Nation
nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |