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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VII. Neuere Zeit. Westph. Fr. 1648.
gleichzeitigen durch die Friedensunterhandlungen
bewirkten Ausfertigung bekam auch dieses haus ein
kaiserliches Privilegium, wie die Krone Schweden,
als beklagter Theil jedesmal zwischen beiden Reichs-
gerichten die freye Wahl zu haben.


VIII.

Das Haus Hessencassel war zwar nicht in dem
Falle, auf Vergütungen oder so genannte Com-
pensationen Ansprüche machen zu können, weil es
weder an Schweden noch an sonst jemanden etwas
abzugeben hatte. Von allen Teutschen Fürsten
war aber der Landgraf Wilhelm der V., dem sein
Vater Moritz schon 1627. die Regierung überge-
ben hatte, der erste gewesen, der sich mit dem
Könige Gustav Adolf in Verbindung eingelaßen
hatte. Und seine Wittwe Amalia Elisabeth, ge-
bohrne Gräfinn von Hanau-Münzenberg, hatte seit
1637., da ihr Gemahl gestorben war, in Vor-
mundschäft ihres unmündigen Sohns, Wilhelms
des VI. (geb. 1629.), diese Verbindung mit sol-
cher Standhaftigkeit und Klugheit fortgeführt, daß
sie jetzt auch eine vorzügliche Unterstützung von
Seiten der Krone Schweden fand (m). Kurz das
Haus Hessen war von allen reichsständischen Häu-
sern das einzige, das, ohne einen besonderen Grund

wegen
(m) Auch der Französische Gesandte, Duc de
Longueville,
sagte bey dieser Gelegenheit zu den
übrigen Gesandten: "Madame la Landgrave m'a
fait tant de politesses qu' il me faut confesser
que je ne parle qu' avec quelque passion pour
elle. -- Il faut faire beaucoup aux faveurs d'une
Dame si vertueuse comme est Madame la Land-
grave. Pourquoi Messieurs surmontez vous meme
et donnez toute satisfaction a Madame." Adami
de pacif. Osn. Monast. (Lips. 1737. 4.) p.
525.

VII. Neuere Zeit. Weſtph. Fr. 1648.
gleichzeitigen durch die Friedensunterhandlungen
bewirkten Ausfertigung bekam auch dieſes haus ein
kaiſerliches Privilegium, wie die Krone Schweden,
als beklagter Theil jedesmal zwiſchen beiden Reichs-
gerichten die freye Wahl zu haben.


VIII.

Das Haus Heſſencaſſel war zwar nicht in dem
Falle, auf Verguͤtungen oder ſo genannte Com-
penſationen Anſpruͤche machen zu koͤnnen, weil es
weder an Schweden noch an ſonſt jemanden etwas
abzugeben hatte. Von allen Teutſchen Fuͤrſten
war aber der Landgraf Wilhelm der V., dem ſein
Vater Moritz ſchon 1627. die Regierung uͤberge-
ben hatte, der erſte geweſen, der ſich mit dem
Koͤnige Guſtav Adolf in Verbindung eingelaßen
hatte. Und ſeine Wittwe Amalia Eliſabeth, ge-
bohrne Graͤfinn von Hanau-Muͤnzenberg, hatte ſeit
1637., da ihr Gemahl geſtorben war, in Vor-
mundſchaͤft ihres unmuͤndigen Sohns, Wilhelms
des VI. (geb. 1629.), dieſe Verbindung mit ſol-
cher Standhaftigkeit und Klugheit fortgefuͤhrt, daß
ſie jetzt auch eine vorzuͤgliche Unterſtuͤtzung von
Seiten der Krone Schweden fand (m). Kurz das
Haus Heſſen war von allen reichsſtaͤndiſchen Haͤu-
ſern das einzige, das, ohne einen beſonderen Grund

wegen
(m) Auch der Franzoͤſiſche Geſandte, Duc de
Longueville,
ſagte bey dieſer Gelegenheit zu den
uͤbrigen Geſandten: ”Madame la Landgrave m’a
fait tant de politeſſes qu’ il me faut confeſſer
que je ne parle qu’ avec quelque paſſion pour
elle. — Il faut faire beaucoup aux faveurs d’une
Dame ſi vertueuſe comme eſt Madame la Land-
grave. Pourquoi Meſſieurs ſurmontez vous même
et donnez toute ſatisfaction à Madame.” Adami
de pacif. Osn. Monaſt. (Lipſ. 1737. 4.) p.
525.
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[58/0100] VII. Neuere Zeit. Weſtph. Fr. 1648. gleichzeitigen durch die Friedensunterhandlungen bewirkten Ausfertigung bekam auch dieſes haus ein kaiſerliches Privilegium, wie die Krone Schweden, als beklagter Theil jedesmal zwiſchen beiden Reichs- gerichten die freye Wahl zu haben. Das Haus Heſſencaſſel war zwar nicht in dem Falle, auf Verguͤtungen oder ſo genannte Com- penſationen Anſpruͤche machen zu koͤnnen, weil es weder an Schweden noch an ſonſt jemanden etwas abzugeben hatte. Von allen Teutſchen Fuͤrſten war aber der Landgraf Wilhelm der V., dem ſein Vater Moritz ſchon 1627. die Regierung uͤberge- ben hatte, der erſte geweſen, der ſich mit dem Koͤnige Guſtav Adolf in Verbindung eingelaßen hatte. Und ſeine Wittwe Amalia Eliſabeth, ge- bohrne Graͤfinn von Hanau-Muͤnzenberg, hatte ſeit 1637., da ihr Gemahl geſtorben war, in Vor- mundſchaͤft ihres unmuͤndigen Sohns, Wilhelms des VI. (geb. 1629.), dieſe Verbindung mit ſol- cher Standhaftigkeit und Klugheit fortgefuͤhrt, daß ſie jetzt auch eine vorzuͤgliche Unterſtuͤtzung von Seiten der Krone Schweden fand (m). Kurz das Haus Heſſen war von allen reichsſtaͤndiſchen Haͤu- ſern das einzige, das, ohne einen beſonderen Grund wegen (m) Auch der Franzoͤſiſche Geſandte, Duc de Longueville, ſagte bey dieſer Gelegenheit zu den uͤbrigen Geſandten: ”Madame la Landgrave m’a fait tant de politeſſes qu’ il me faut confeſſer que je ne parle qu’ avec quelque paſſion pour elle. — Il faut faire beaucoup aux faveurs d’une Dame ſi vertueuſe comme eſt Madame la Land- grave. Pourquoi Meſſieurs ſurmontez vous même et donnez toute ſatisfaction à Madame.” Adami de pacif. Osn. Monaſt. (Lipſ. 1737. 4.) p. 525.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/100>, abgerufen am 21.11.2024.