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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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10) Schwed. Militz u. Exec.
Friedens, d. i. allen denen, die als kriegführende
und Friedenschließende Theile oder deren Bundes-
genossen auf einer oder der andern Seite standen.
Waren also z. B. in Ansehung derer Sachen, wo die
Religion in Betrachtung kam, auf der einen Seite
der Kaiser und alle catholische Reichsstände, und auf
der andern Seite alle evangelische Reichsstände; so
galt unwidersprechlich auf alle Fälle, wenn einem
evangelischen Mitgliede des Reichs gegen die Vor-
schrift des Friedens von catholischer Seite zu nahe
geschähe, die Gewährleistung des Friedens auch für
den evangelischen Religionstheil. Auch dieser blieb
also berechtiget, in jedem Contraventionsfalle dem
beleidigten Theile mit Rath und That beyzustehen,
und selbst zu den Waffen zu greifen, ohne daß
weiter etwas erforderlich war, als nach Ablauf
der zu Güte oder Recht bestimmten dreyjährigen
Frist vom beleidigten Theile darum ersucht zu werden.

Freylich sollte sonst nach ebenmäßiger Vor-XIII.
schrift des Friedens kein Reichsstand mit Gewalt
der Waffen oder anderen Thätlichkeiten sich selber
helfen, sondern sich am Wege Rechtens begnügen.
Allein der Friede selbst darf nur nicht überschritten
oder hintangesetzt werden. Sonst bleibt da jene
Gattung der Selbsthülfe, die auf der Gewährlei-
stung des Friedens beruhet, nach den klaren Worten
des Friedens vorbehalten. -- (So könnte es aber
von neuem zu einem innerlichen Kriege in Teutschland
kommen; -- gar zur schlimmsten Gattung bürger-
licher Kriege, zu einem Religionskriege, wie selbst
der dreyßigjährige Krieg einer war! -- Aller-
dings wäre das möglich, wie der Erfolg der Ge-
schichte auch mehr als einmal die Möglichkeit

bey-
K 2

10) Schwed. Militz u. Exec.
Friedens, d. i. allen denen, die als kriegfuͤhrende
und Friedenſchließende Theile oder deren Bundes-
genoſſen auf einer oder der andern Seite ſtanden.
Waren alſo z. B. in Anſehung derer Sachen, wo die
Religion in Betrachtung kam, auf der einen Seite
der Kaiſer und alle catholiſche Reichsſtaͤnde, und auf
der andern Seite alle evangeliſche Reichsſtaͤnde; ſo
galt unwiderſprechlich auf alle Faͤlle, wenn einem
evangeliſchen Mitgliede des Reichs gegen die Vor-
ſchrift des Friedens von catholiſcher Seite zu nahe
geſchaͤhe, die Gewaͤhrleiſtung des Friedens auch fuͤr
den evangeliſchen Religionstheil. Auch dieſer blieb
alſo berechtiget, in jedem Contraventionsfalle dem
beleidigten Theile mit Rath und That beyzuſtehen,
und ſelbſt zu den Waffen zu greifen, ohne daß
weiter etwas erforderlich war, als nach Ablauf
der zu Guͤte oder Recht beſtimmten dreyjaͤhrigen
Friſt vom beleidigten Theile darum erſucht zu werden.

Freylich ſollte ſonſt nach ebenmaͤßiger Vor-XIII.
ſchrift des Friedens kein Reichsſtand mit Gewalt
der Waffen oder anderen Thaͤtlichkeiten ſich ſelber
helfen, ſondern ſich am Wege Rechtens begnuͤgen.
Allein der Friede ſelbſt darf nur nicht uͤberſchritten
oder hintangeſetzt werden. Sonſt bleibt da jene
Gattung der Selbſthuͤlfe, die auf der Gewaͤhrlei-
ſtung des Friedens beruhet, nach den klaren Worten
des Friedens vorbehalten. — (So koͤnnte es aber
von neuem zu einem innerlichen Kriege in Teutſchland
kommen; — gar zur ſchlimmſten Gattung buͤrger-
licher Kriege, zu einem Religionskriege, wie ſelbſt
der dreyßigjaͤhrige Krieg einer war! — Aller-
dings waͤre das moͤglich, wie der Erfolg der Ge-
ſchichte auch mehr als einmal die Moͤglichkeit

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[147/0189] 10) Schwed. Militz u. Exec. Friedens, d. i. allen denen, die als kriegfuͤhrende und Friedenſchließende Theile oder deren Bundes- genoſſen auf einer oder der andern Seite ſtanden. Waren alſo z. B. in Anſehung derer Sachen, wo die Religion in Betrachtung kam, auf der einen Seite der Kaiſer und alle catholiſche Reichsſtaͤnde, und auf der andern Seite alle evangeliſche Reichsſtaͤnde; ſo galt unwiderſprechlich auf alle Faͤlle, wenn einem evangeliſchen Mitgliede des Reichs gegen die Vor- ſchrift des Friedens von catholiſcher Seite zu nahe geſchaͤhe, die Gewaͤhrleiſtung des Friedens auch fuͤr den evangeliſchen Religionstheil. Auch dieſer blieb alſo berechtiget, in jedem Contraventionsfalle dem beleidigten Theile mit Rath und That beyzuſtehen, und ſelbſt zu den Waffen zu greifen, ohne daß weiter etwas erforderlich war, als nach Ablauf der zu Guͤte oder Recht beſtimmten dreyjaͤhrigen Friſt vom beleidigten Theile darum erſucht zu werden. Freylich ſollte ſonſt nach ebenmaͤßiger Vor- ſchrift des Friedens kein Reichsſtand mit Gewalt der Waffen oder anderen Thaͤtlichkeiten ſich ſelber helfen, ſondern ſich am Wege Rechtens begnuͤgen. Allein der Friede ſelbſt darf nur nicht uͤberſchritten oder hintangeſetzt werden. Sonſt bleibt da jene Gattung der Selbſthuͤlfe, die auf der Gewaͤhrlei- ſtung des Friedens beruhet, nach den klaren Worten des Friedens vorbehalten. — (So koͤnnte es aber von neuem zu einem innerlichen Kriege in Teutſchland kommen; — gar zur ſchlimmſten Gattung buͤrger- licher Kriege, zu einem Religionskriege, wie ſelbſt der dreyßigjaͤhrige Krieg einer war! — Aller- dings waͤre das moͤglich, wie der Erfolg der Ge- ſchichte auch mehr als einmal die Moͤglichkeit bey- XIII. K 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/189>, abgerufen am 21.11.2024.