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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VIII. Folgen d. Westph. Fr. 1648-1657.
einmal die Churwürde hatte, den Venetianern so
wenig als auswärtigen Fürsten zugestehen wollen.
Wie nun der Venetianische Botschafter von den
kaiserlichen Gesandten zu Münster mit Kutschen
eingeholet, und mit dem Excellenztitel, der hier
zuerst als ein Eigenthum der Gesandten vom ersten
Range in Gang kam, beehret worden war, so beides
bisher die churfürstlichen Gesandten nicht erhalten
hatten; so bestanden die Churfürsten darauf, daß
ihnen für ihre Botschafter nunmehr ein Gleiches
zugestanden werden müßte, um der Republik Ve-
nedig keinen Vorzug einräumen zu dürfen, ob-
gleich diese wegen der Insel Cypern, die sie von
1473. bis 1570. als ein Königreich besessen hatte,
sich in die Reihe der Könige setzen wollte. Die
Churfürsten waren in ihrer Forderung so stand-
haft, und wurden von den beiden Kronen Frank-
reich und Schweden dergestalt unterstützt, daß end-
lich 1643. ein Courier die kaiserliche Entschließung
überbrachte: den churfürstlichen Botschaftern dann
in Gottes Namen die Excellenz zu geben.


VIII.

Hiermit kamen nun die Churfürsten in un-
widersprechlichen Besitz, auf gleiche Art, wie Rö-
nige
, Gesandten vom ersten Range oder so ge-
nannte Botschafter, (Ambassadeurs) schicken zu
können. Sie fuhren auch fort, nicht nur über
Venedig, sondern überhaupt über Republiken, de-
ren Zahl jetzt selbst mit den Helvetischen Cantons
und den vereinigten Niederlanden vermehrt war,
den Rang zu behaupten. Sie rückten also (1653.)
in Ferdinands des IV. Wahlcapitulation ein: daß
weder auswärtiger Potentaten und Fürsten, noch
der Republiken Gesandten die Präcedenz vor den

chur-

VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
einmal die Churwuͤrde hatte, den Venetianern ſo
wenig als auswaͤrtigen Fuͤrſten zugeſtehen wollen.
Wie nun der Venetianiſche Botſchafter von den
kaiſerlichen Geſandten zu Muͤnſter mit Kutſchen
eingeholet, und mit dem Excellenztitel, der hier
zuerſt als ein Eigenthum der Geſandten vom erſten
Range in Gang kam, beehret worden war, ſo beides
bisher die churfuͤrſtlichen Geſandten nicht erhalten
hatten; ſo beſtanden die Churfuͤrſten darauf, daß
ihnen fuͤr ihre Botſchafter nunmehr ein Gleiches
zugeſtanden werden muͤßte, um der Republik Ve-
nedig keinen Vorzug einraͤumen zu duͤrfen, ob-
gleich dieſe wegen der Inſel Cypern, die ſie von
1473. bis 1570. als ein Koͤnigreich beſeſſen hatte,
ſich in die Reihe der Koͤnige ſetzen wollte. Die
Churfuͤrſten waren in ihrer Forderung ſo ſtand-
haft, und wurden von den beiden Kronen Frank-
reich und Schweden dergeſtalt unterſtuͤtzt, daß end-
lich 1643. ein Courier die kaiſerliche Entſchließung
uͤberbrachte: den churfuͤrſtlichen Botſchaftern dann
in Gottes Namen die Excellenz zu geben.


VIII.

Hiermit kamen nun die Churfuͤrſten in un-
widerſprechlichen Beſitz, auf gleiche Art, wie Roͤ-
nige
, Geſandten vom erſten Range oder ſo ge-
nannte Botſchafter, (Ambaſſadeurs) ſchicken zu
koͤnnen. Sie fuhren auch fort, nicht nur uͤber
Venedig, ſondern uͤberhaupt uͤber Republiken, de-
ren Zahl jetzt ſelbſt mit den Helvetiſchen Cantons
und den vereinigten Niederlanden vermehrt war,
den Rang zu behaupten. Sie ruͤckten alſo (1653.)
in Ferdinands des IV. Wahlcapitulation ein: daß
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[188/0230] VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657. einmal die Churwuͤrde hatte, den Venetianern ſo wenig als auswaͤrtigen Fuͤrſten zugeſtehen wollen. Wie nun der Venetianiſche Botſchafter von den kaiſerlichen Geſandten zu Muͤnſter mit Kutſchen eingeholet, und mit dem Excellenztitel, der hier zuerſt als ein Eigenthum der Geſandten vom erſten Range in Gang kam, beehret worden war, ſo beides bisher die churfuͤrſtlichen Geſandten nicht erhalten hatten; ſo beſtanden die Churfuͤrſten darauf, daß ihnen fuͤr ihre Botſchafter nunmehr ein Gleiches zugeſtanden werden muͤßte, um der Republik Ve- nedig keinen Vorzug einraͤumen zu duͤrfen, ob- gleich dieſe wegen der Inſel Cypern, die ſie von 1473. bis 1570. als ein Koͤnigreich beſeſſen hatte, ſich in die Reihe der Koͤnige ſetzen wollte. Die Churfuͤrſten waren in ihrer Forderung ſo ſtand- haft, und wurden von den beiden Kronen Frank- reich und Schweden dergeſtalt unterſtuͤtzt, daß end- lich 1643. ein Courier die kaiſerliche Entſchließung uͤberbrachte: den churfuͤrſtlichen Botſchaftern dann in Gottes Namen die Excellenz zu geben. Hiermit kamen nun die Churfuͤrſten in un- widerſprechlichen Beſitz, auf gleiche Art, wie Roͤ- nige, Geſandten vom erſten Range oder ſo ge- nannte Botſchafter, (Ambaſſadeurs) ſchicken zu koͤnnen. Sie fuhren auch fort, nicht nur uͤber Venedig, ſondern uͤberhaupt uͤber Republiken, de- ren Zahl jetzt ſelbſt mit den Helvetiſchen Cantons und den vereinigten Niederlanden vermehrt war, den Rang zu behaupten. Sie ruͤckten alſo (1653.) in Ferdinands des IV. Wahlcapitulation ein: daß weder auswaͤrtiger Potentaten und Fuͤrſten, noch der Republiken Geſandten die Praͤcedenz vor den chur-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/230>, abgerufen am 21.11.2024.