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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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4) Einige Eigenheiten der T. Verf.
fen Jäger, Köche und Hausgesinde, daß schier
zu einem jeden Berge ein eigner Jäger, zu einem
jeden Topfe ein eigner Koch, und zu jedem Fasse
ein Schenker sey. Dazu komme das Spiel und
Ausreisen auf Tänze und zu fremden Fürsten, wel-
che beide Stücke (fügt er hinzu) den Beutel weid-
lich fegen und räumen. Auch klagt er über auf-
kommende Welsche Pracht in Kleidung von Sam-
met und Seide, und in Ausputzung der Pferde mit
Federn und sammeten Zeugen, "anders nicht,
"als wären wir Welsche Ziebetkatzen, welches sich
"gar übel in diese Landesart schicket. Denn wahr-
"lich Welsche und Teutsche Pracht dienet nicht zu-
"sammen; sintemal ob sich wohl die Welschen in
"Kleidung stattlich halten, so essen sie desto übler
"und spahrsamer, laßen sich mit einem Gerichte
"Eyer und Salat begnügen, da die Teutschen Maul
"und Bauch voll haben wollen." (v)

Vergleicht man damit den Zustand der Teut-VI.
schen Höfe, wie sie sich nach den Zeiten des West-
phälischen Friedens nach und nach hervorthun, so
zeigt sich freylich ein ganz anderes Bild derselben,
wovon manches selbst auf den beiden Congressen zu
Münster und Osnabrück die erste Grundlage be-
kommen hat.

Unter andern äußerte sich hier der Umstand,VII.
daß der Kaiser Ferdinand der II. im Jahre 1636.
der Republik Venedig in einem besondern Decrete
den Rang vor den Churfürsten zugesichert hatte,
den doch selbst das Haus Baiern, ehe es noch

ein-
(v) F. C. v. Moser Teutsches Hofrecht Th. 1.
S. 28-31.

4) Einige Eigenheiten der T. Verf.
fen Jaͤger, Koͤche und Hausgeſinde, daß ſchier
zu einem jeden Berge ein eigner Jaͤger, zu einem
jeden Topfe ein eigner Koch, und zu jedem Faſſe
ein Schenker ſey. Dazu komme das Spiel und
Ausreiſen auf Taͤnze und zu fremden Fuͤrſten, wel-
che beide Stuͤcke (fuͤgt er hinzu) den Beutel weid-
lich fegen und raͤumen. Auch klagt er uͤber auf-
kommende Welſche Pracht in Kleidung von Sam-
met und Seide, und in Ausputzung der Pferde mit
Federn und ſammeten Zeugen, ”anders nicht,
„als waͤren wir Welſche Ziebetkatzen, welches ſich
„gar uͤbel in dieſe Landesart ſchicket. Denn wahr-
„lich Welſche und Teutſche Pracht dienet nicht zu-
„ſammen; ſintemal ob ſich wohl die Welſchen in
„Kleidung ſtattlich halten, ſo eſſen ſie deſto uͤbler
„und ſpahrſamer, laßen ſich mit einem Gerichte
„Eyer und Salat begnuͤgen, da die Teutſchen Maul
„und Bauch voll haben wollen.” (v)

Vergleicht man damit den Zuſtand der Teut-VI.
ſchen Hoͤfe, wie ſie ſich nach den Zeiten des Weſt-
phaͤliſchen Friedens nach und nach hervorthun, ſo
zeigt ſich freylich ein ganz anderes Bild derſelben,
wovon manches ſelbſt auf den beiden Congreſſen zu
Muͤnſter und Osnabruͤck die erſte Grundlage be-
kommen hat.

Unter andern aͤußerte ſich hier der Umſtand,VII.
daß der Kaiſer Ferdinand der II. im Jahre 1636.
der Republik Venedig in einem beſondern Decrete
den Rang vor den Churfuͤrſten zugeſichert hatte,
den doch ſelbſt das Haus Baiern, ehe es noch

ein-
(v) F. C. v. Moſer Teutſches Hofrecht Th. 1.
S. 28-31.
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[187/0229] 4) Einige Eigenheiten der T. Verf. fen Jaͤger, Koͤche und Hausgeſinde, daß ſchier zu einem jeden Berge ein eigner Jaͤger, zu einem jeden Topfe ein eigner Koch, und zu jedem Faſſe ein Schenker ſey. Dazu komme das Spiel und Ausreiſen auf Taͤnze und zu fremden Fuͤrſten, wel- che beide Stuͤcke (fuͤgt er hinzu) den Beutel weid- lich fegen und raͤumen. Auch klagt er uͤber auf- kommende Welſche Pracht in Kleidung von Sam- met und Seide, und in Ausputzung der Pferde mit Federn und ſammeten Zeugen, ”anders nicht, „als waͤren wir Welſche Ziebetkatzen, welches ſich „gar uͤbel in dieſe Landesart ſchicket. Denn wahr- „lich Welſche und Teutſche Pracht dienet nicht zu- „ſammen; ſintemal ob ſich wohl die Welſchen in „Kleidung ſtattlich halten, ſo eſſen ſie deſto uͤbler „und ſpahrſamer, laßen ſich mit einem Gerichte „Eyer und Salat begnuͤgen, da die Teutſchen Maul „und Bauch voll haben wollen.” (v) Vergleicht man damit den Zuſtand der Teut- ſchen Hoͤfe, wie ſie ſich nach den Zeiten des Weſt- phaͤliſchen Friedens nach und nach hervorthun, ſo zeigt ſich freylich ein ganz anderes Bild derſelben, wovon manches ſelbſt auf den beiden Congreſſen zu Muͤnſter und Osnabruͤck die erſte Grundlage be- kommen hat. VI. Unter andern aͤußerte ſich hier der Umſtand, daß der Kaiſer Ferdinand der II. im Jahre 1636. der Republik Venedig in einem beſondern Decrete den Rang vor den Churfuͤrſten zugeſichert hatte, den doch ſelbſt das Haus Baiern, ehe es noch ein- VII. (v) F. C. v. Moſer Teutſches Hofrecht Th. 1. S. 28-31.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/229>, abgerufen am 09.11.2024.