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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711.
genannt werden, ingleichen mit Gesandten vom
zweyten Range, die von fremden Mächten am
Reichstage zu seyn pflegen (y), für vielerley Ab-
stuffungen und Collisionen hinzugekommen sind.


XI.

Eine andere Frage war noch, zu was für ei-
ner Gattung Bevollmächtigten diejenigen zu rech-
nen seyen, die des Kaisers Stelle beym Reichstage
vertreten sollten. Bey anderen Gelegenheiten,
wenn kaiserliche Minister an Teutsche Höfe oder
auch an Kreise geschickt werden, trägt man kein
Bedenken, sie auch Gesandten zu nennen. Am
Reichstage ist aber unter Carl dem V. der Aus-
druck Commissarien aufgekommen, wie er dem
Verhältnisse, worin eine höhere Macht gegen ihre
Untergeordneten stehet, gemäßer zu seyn scheint.
Der Erzbischof von Salzburg, der diese Stelle bey
Eröffnung des Reichstages 1663. vertrat, bedien-
te sich zuerst des Ausdrucks: wegen obtragender
kaiserlicher Principalcommission. Der Name Prin-
cipalcommissarius,
der hierauf zur Gewohnheit

gewor-
(y) Noch im Jahre 1711. beschlossen die Chur-
fürsten, daß ihre Gesandten vom ersten Range alle
andere, die nur vom zweyten Range wären, nur
in oder vor dem Zimmer empfangen, und die Hand
über sie nehmen sollten. In einem anderweiten
Schlusse (1726. Nov. 18.) haben sie nachher so
weit nachgegeben, daß jene von letzteren zwar den
ersten Besuch und den Excellenztitel erwarten, je-
doch dieselben an der halben Treppe empfangen,
auch so wieder bis dahin begleiten, und ihnen im
Gehen, Stehen, Sitzen die Hand geben. Sie
verlangen hingegen Empfang und Begleitung we-
nigstens am Ende der Treppe, wenn sie auswär-
tige Gesandten vom zweyten Range besuchen. Fa-
bers
Staatscanzley Th. 49. S. 690.

IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
genannt werden, ingleichen mit Geſandten vom
zweyten Range, die von fremden Maͤchten am
Reichstage zu ſeyn pflegen (y), fuͤr vielerley Ab-
ſtuffungen und Colliſionen hinzugekommen ſind.


XI.

Eine andere Frage war noch, zu was fuͤr ei-
ner Gattung Bevollmaͤchtigten diejenigen zu rech-
nen ſeyen, die des Kaiſers Stelle beym Reichstage
vertreten ſollten. Bey anderen Gelegenheiten,
wenn kaiſerliche Miniſter an Teutſche Hoͤfe oder
auch an Kreiſe geſchickt werden, traͤgt man kein
Bedenken, ſie auch Geſandten zu nennen. Am
Reichstage iſt aber unter Carl dem V. der Aus-
druck Commiſſarien aufgekommen, wie er dem
Verhaͤltniſſe, worin eine hoͤhere Macht gegen ihre
Untergeordneten ſtehet, gemaͤßer zu ſeyn ſcheint.
Der Erzbiſchof von Salzburg, der dieſe Stelle bey
Eroͤffnung des Reichstages 1663. vertrat, bedien-
te ſich zuerſt des Ausdrucks: wegen obtragender
kaiſerlicher Principalcommiſſion. Der Name Prin-
cipalcommiſſarius,
der hierauf zur Gewohnheit

gewor-
(y) Noch im Jahre 1711. beſchloſſen die Chur-
fuͤrſten, daß ihre Geſandten vom erſten Range alle
andere, die nur vom zweyten Range waͤren, nur
in oder vor dem Zimmer empfangen, und die Hand
uͤber ſie nehmen ſollten. In einem anderweiten
Schluſſe (1726. Nov. 18.) haben ſie nachher ſo
weit nachgegeben, daß jene von letzteren zwar den
erſten Beſuch und den Excellenztitel erwarten, je-
doch dieſelben an der halben Treppe empfangen,
auch ſo wieder bis dahin begleiten, und ihnen im
Gehen, Stehen, Sitzen die Hand geben. Sie
verlangen hingegen Empfang und Begleitung we-
nigſtens am Ende der Treppe, wenn ſie auswaͤr-
tige Geſandten vom zweyten Range beſuchen. Fa-
bers
Staatscanzley Th. 49. S. 690.
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[264/0306] IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. genannt werden, ingleichen mit Geſandten vom zweyten Range, die von fremden Maͤchten am Reichstage zu ſeyn pflegen (y), fuͤr vielerley Ab- ſtuffungen und Colliſionen hinzugekommen ſind. Eine andere Frage war noch, zu was fuͤr ei- ner Gattung Bevollmaͤchtigten diejenigen zu rech- nen ſeyen, die des Kaiſers Stelle beym Reichstage vertreten ſollten. Bey anderen Gelegenheiten, wenn kaiſerliche Miniſter an Teutſche Hoͤfe oder auch an Kreiſe geſchickt werden, traͤgt man kein Bedenken, ſie auch Geſandten zu nennen. Am Reichstage iſt aber unter Carl dem V. der Aus- druck Commiſſarien aufgekommen, wie er dem Verhaͤltniſſe, worin eine hoͤhere Macht gegen ihre Untergeordneten ſtehet, gemaͤßer zu ſeyn ſcheint. Der Erzbiſchof von Salzburg, der dieſe Stelle bey Eroͤffnung des Reichstages 1663. vertrat, bedien- te ſich zuerſt des Ausdrucks: wegen obtragender kaiſerlicher Principalcommiſſion. Der Name Prin- cipalcommiſſarius, der hierauf zur Gewohnheit gewor- (y) Noch im Jahre 1711. beſchloſſen die Chur- fuͤrſten, daß ihre Geſandten vom erſten Range alle andere, die nur vom zweyten Range waͤren, nur in oder vor dem Zimmer empfangen, und die Hand uͤber ſie nehmen ſollten. In einem anderweiten Schluſſe (1726. Nov. 18.) haben ſie nachher ſo weit nachgegeben, daß jene von letzteren zwar den erſten Beſuch und den Excellenztitel erwarten, je- doch dieſelben an der halben Treppe empfangen, auch ſo wieder bis dahin begleiten, und ihnen im Gehen, Stehen, Sitzen die Hand geben. Sie verlangen hingegen Empfang und Begleitung we- nigſtens am Ende der Treppe, wenn ſie auswaͤr- tige Geſandten vom zweyten Range beſuchen. Fa- bers Staatscanzley Th. 49. S. 690.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/306>, abgerufen am 23.11.2024.