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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711.
veräußert (c), ohne daß jene eine Vergütung da[-]
für erhielten. Die Verwaltung der Kirchengüter
ward einer geistlichen Administration übergeben,
die aus zwey reformirten und zwey catholischen Rä-
then bestehen sollte. Deren Anzahl ist aber bis
auf 28. Räthe und gegen 70. Subalternbedienten
angewachsen und der ganzen Administration noch
ein catholischer Präsident vorgesetzt worden, der es
in seiner Gewalt hat, seine Religionsverwandten
mit vortheilhaften Commissionen und Geschäfften
vorzüglich zu begünstigen, und überhaupt den ca-
tholischen Räthen ein merkliches Uebergewicht zu
verschaffen. Die Besoldungen dieser Administra-
tion sind nun selbst so hoch gestiegen, daß für die
reformirten Kirchen und Schulen desto weniger
übrig blieb (d). Selbst bey den gemeinschaftli-

chen
(c) Z. B. an den Grafen von Leiningen-Harten-
burg ist von dem Stifte Limburg und der Schaff-
nerey Bockenheim ein jährlicher Ertrag von 500.
Gulden an Geld, 55. Fuder Wein, 568. Malter
Korn, 45. Malter Gerste, 145. Malter Spelz,
60. Malter Haber als ein Churpfälzisches Lehn
übertragen worden. Noch im Jahre 1706. wurde
den Reformirten das Stift Neuhausen mit beyna-
he 20. tausend Fl. jährlicher Einkünfte nebst noch
einigen Schaffnereygefällen genommen, und dem
Hochstifte Worms überlaßen; ohne daß die Refor-
mirten für alles das eine Vergütung erhalten
haben.
(d) Die Erhaltung der geistlichen Administra-
tion, welche 1706. mit 6276. Fl. bestritten wurde,
kostete im Jahre 1775. an Gelde 33.358. Fl., und
an Früchten 996. Malter Korn, 53. Malter Ger-
ste, 269. Malter Haber und 79. Fuder Wein. Da-
von haben die catholischen Mitglieder der Admini-
stration 19.328. Fl., 581. Malter Korn, nebst der
gan-

IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
veraͤußert (c), ohne daß jene eine Verguͤtung da[-]
fuͤr erhielten. Die Verwaltung der Kirchenguͤter
ward einer geiſtlichen Adminiſtration uͤbergeben,
die aus zwey reformirten und zwey catholiſchen Raͤ-
then beſtehen ſollte. Deren Anzahl iſt aber bis
auf 28. Raͤthe und gegen 70. Subalternbedienten
angewachſen und der ganzen Adminiſtration noch
ein catholiſcher Praͤſident vorgeſetzt worden, der es
in ſeiner Gewalt hat, ſeine Religionsverwandten
mit vortheilhaften Commiſſionen und Geſchaͤfften
vorzuͤglich zu beguͤnſtigen, und uͤberhaupt den ca-
tholiſchen Raͤthen ein merkliches Uebergewicht zu
verſchaffen. Die Beſoldungen dieſer Adminiſtra-
tion ſind nun ſelbſt ſo hoch geſtiegen, daß fuͤr die
reformirten Kirchen und Schulen deſto weniger
uͤbrig blieb (d). Selbſt bey den gemeinſchaftli-

chen
(c) Z. B. an den Grafen von Leiningen-Harten-
burg iſt von dem Stifte Limburg und der Schaff-
nerey Bockenheim ein jaͤhrlicher Ertrag von 500.
Gulden an Geld, 55. Fuder Wein, 568. Malter
Korn, 45. Malter Gerſte, 145. Malter Spelz,
60. Malter Haber als ein Churpfaͤlziſches Lehn
uͤbertragen worden. Noch im Jahre 1706. wurde
den Reformirten das Stift Neuhauſen mit beyna-
he 20. tauſend Fl. jaͤhrlicher Einkuͤnfte nebſt noch
einigen Schaffnereygefaͤllen genommen, und dem
Hochſtifte Worms uͤberlaßen; ohne daß die Refor-
mirten fuͤr alles das eine Verguͤtung erhalten
haben.
(d) Die Erhaltung der geiſtlichen Adminiſtra-
tion, welche 1706. mit 6276. Fl. beſtritten wurde,
koſtete im Jahre 1775. an Gelde 33.358. Fl., und
an Fruͤchten 996. Malter Korn, 53. Malter Ger-
ſte, 269. Malter Haber und 79. Fuder Wein. Da-
von haben die catholiſchen Mitglieder der Admini-
ſtration 19.328. Fl., 581. Malter Korn, nebſt der
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[312/0354] IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. veraͤußert (c), ohne daß jene eine Verguͤtung da- fuͤr erhielten. Die Verwaltung der Kirchenguͤter ward einer geiſtlichen Adminiſtration uͤbergeben, die aus zwey reformirten und zwey catholiſchen Raͤ- then beſtehen ſollte. Deren Anzahl iſt aber bis auf 28. Raͤthe und gegen 70. Subalternbedienten angewachſen und der ganzen Adminiſtration noch ein catholiſcher Praͤſident vorgeſetzt worden, der es in ſeiner Gewalt hat, ſeine Religionsverwandten mit vortheilhaften Commiſſionen und Geſchaͤfften vorzuͤglich zu beguͤnſtigen, und uͤberhaupt den ca- tholiſchen Raͤthen ein merkliches Uebergewicht zu verſchaffen. Die Beſoldungen dieſer Adminiſtra- tion ſind nun ſelbſt ſo hoch geſtiegen, daß fuͤr die reformirten Kirchen und Schulen deſto weniger uͤbrig blieb (d). Selbſt bey den gemeinſchaftli- chen (c) Z. B. an den Grafen von Leiningen-Harten- burg iſt von dem Stifte Limburg und der Schaff- nerey Bockenheim ein jaͤhrlicher Ertrag von 500. Gulden an Geld, 55. Fuder Wein, 568. Malter Korn, 45. Malter Gerſte, 145. Malter Spelz, 60. Malter Haber als ein Churpfaͤlziſches Lehn uͤbertragen worden. Noch im Jahre 1706. wurde den Reformirten das Stift Neuhauſen mit beyna- he 20. tauſend Fl. jaͤhrlicher Einkuͤnfte nebſt noch einigen Schaffnereygefaͤllen genommen, und dem Hochſtifte Worms uͤberlaßen; ohne daß die Refor- mirten fuͤr alles das eine Verguͤtung erhalten haben. (d) Die Erhaltung der geiſtlichen Adminiſtra- tion, welche 1706. mit 6276. Fl. beſtritten wurde, koſtete im Jahre 1775. an Gelde 33.358. Fl., und an Fruͤchten 996. Malter Korn, 53. Malter Ger- ſte, 269. Malter Haber und 79. Fuder Wein. Da- von haben die catholiſchen Mitglieder der Admini- ſtration 19.328. Fl., 581. Malter Korn, nebſt der gan-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/354>, abgerufen am 24.11.2024.