der von protestantischen noch catholischen Partheyen) anzunehmen; davon war kein anderer Grund, als dieser, weil Ehesachen nach der Teutschen Verfas- sung zur geistlichen Gerichtbarkeit gehören, dem Cammergerichte aber gar keine geistliche Gericht- barkeit zustehet.
X.
Ob diese geistliche Gerichtbarkeit wenigstens in Ehesachen der Protestanten vermöge obiger Stelle des Religionsfriedens noch von den Bischöfen in Anspruch genommen werden könne, oder nicht? das konnte freylich in den Jahren 1568. und 1570. noch als problematisch angesehen werden; die ge- setzgebende Gewalt konnte also das damals noch an seinen Ort gestellt seyn laßen. Gnug dem Cam- mergerichte konnte man es nicht zugestehen, weder in Ehesachen noch sonst eine geistliche Gerichtbar- keit sich aus eigner Gewalt anzumaßen. Nun ist aber auch jenes, daß den Bischöfen keine Gericht- barkeit in protestantischen Ehesachen gebühret, durch den Westphälischen Frieden entschieden; dem Cam- mergerichte aber noch immer kein neuer Auftrag geschehen. Also kann auch noch jetzt das Cam- mergericht diese Art von Gerichtbarkeit nicht be- haupten, wie überhaupt keinem Gerichte gebühret, sich eine weitere Gerichtbarkeit anzumaßen, als die ihm gesetzmäßig von der höchsten Gewalt anver- trauet ist.
XI.
So wenig demnach weder Ehesachen catholi- scher weltlicher Reichsstände, noch Appellationen von catholischen geistlichen Reichsständen in geistli- chen Sachen an das Cammergericht gehören; eben so wenig ist dieses höchste Reichsgericht berechtiget,
Ehe-
X. Carl der VI. 1711-1740.
der von proteſtantiſchen noch catholiſchen Partheyen) anzunehmen; davon war kein anderer Grund, als dieſer, weil Eheſachen nach der Teutſchen Verfaſ- ſung zur geiſtlichen Gerichtbarkeit gehoͤren, dem Cammergerichte aber gar keine geiſtliche Gericht- barkeit zuſtehet.
X.
Ob dieſe geiſtliche Gerichtbarkeit wenigſtens in Eheſachen der Proteſtanten vermoͤge obiger Stelle des Religionsfriedens noch von den Biſchoͤfen in Anſpruch genommen werden koͤnne, oder nicht? das konnte freylich in den Jahren 1568. und 1570. noch als problematiſch angeſehen werden; die ge- ſetzgebende Gewalt konnte alſo das damals noch an ſeinen Ort geſtellt ſeyn laßen. Gnug dem Cam- mergerichte konnte man es nicht zugeſtehen, weder in Eheſachen noch ſonſt eine geiſtliche Gerichtbar- keit ſich aus eigner Gewalt anzumaßen. Nun iſt aber auch jenes, daß den Biſchoͤfen keine Gericht- barkeit in proteſtantiſchen Eheſachen gebuͤhret, durch den Weſtphaͤliſchen Frieden entſchieden; dem Cam- mergerichte aber noch immer kein neuer Auftrag geſchehen. Alſo kann auch noch jetzt das Cam- mergericht dieſe Art von Gerichtbarkeit nicht be- haupten, wie uͤberhaupt keinem Gerichte gebuͤhret, ſich eine weitere Gerichtbarkeit anzumaßen, als die ihm geſetzmaͤßig von der hoͤchſten Gewalt anver- trauet iſt.
XI.
So wenig demnach weder Eheſachen catholi- ſcher weltlicher Reichsſtaͤnde, noch Appellationen von catholiſchen geiſtlichen Reichsſtaͤnden in geiſtli- chen Sachen an das Cammergericht gehoͤren; eben ſo wenig iſt dieſes hoͤchſte Reichsgericht berechtiget,
Ehe-
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X. Carl der VI. 1711-1740.
der von proteſtantiſchen noch catholiſchen Partheyen)
anzunehmen; davon war kein anderer Grund, als
dieſer, weil Eheſachen nach der Teutſchen Verfaſ-
ſung zur geiſtlichen Gerichtbarkeit gehoͤren, dem
Cammergerichte aber gar keine geiſtliche Gericht-
barkeit zuſtehet.
Ob dieſe geiſtliche Gerichtbarkeit wenigſtens in
Eheſachen der Proteſtanten vermoͤge obiger Stelle
des Religionsfriedens noch von den Biſchoͤfen in
Anſpruch genommen werden koͤnne, oder nicht?
das konnte freylich in den Jahren 1568. und 1570.
noch als problematiſch angeſehen werden; die ge-
ſetzgebende Gewalt konnte alſo das damals noch an
ſeinen Ort geſtellt ſeyn laßen. Gnug dem Cam-
mergerichte konnte man es nicht zugeſtehen, weder
in Eheſachen noch ſonſt eine geiſtliche Gerichtbar-
keit ſich aus eigner Gewalt anzumaßen. Nun iſt
aber auch jenes, daß den Biſchoͤfen keine Gericht-
barkeit in proteſtantiſchen Eheſachen gebuͤhret, durch
den Weſtphaͤliſchen Frieden entſchieden; dem Cam-
mergerichte aber noch immer kein neuer Auftrag
geſchehen. Alſo kann auch noch jetzt das Cam-
mergericht dieſe Art von Gerichtbarkeit nicht be-
haupten, wie uͤberhaupt keinem Gerichte gebuͤhret,
ſich eine weitere Gerichtbarkeit anzumaßen, als die
ihm geſetzmaͤßig von der hoͤchſten Gewalt anver-
trauet iſt.
So wenig demnach weder Eheſachen catholi-
ſcher weltlicher Reichsſtaͤnde, noch Appellationen
von catholiſchen geiſtlichen Reichsſtaͤnden in geiſtli-
chen Sachen an das Cammergericht gehoͤren; eben
ſo wenig iſt dieſes hoͤchſte Reichsgericht berechtiget,
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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