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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VI. Neuere Z. Ferd. I--III. 1558-1648.
1. März 1564. genehmiget hatten, Max der II.
zwar Ungarn, Böhmen und Oesterreich für sich
alleine bekommen. Aber seine Brüder waren doch
auch regierende Herren, Ferdinand in Tyrol und
den Vorderoesterreichischen Landen, Carl in Steier-
mark, Kärnthen, Krain. Hingegen von sechs
Söhnen, die Max der II. hinterließ, bekam nur
der Erstgebohrne, Rudolf der II., Land und Leute
zu regieren. Den übrigen war nur ihr standes-
mäßiger Unterhalt angewiesen, oder sie wurden auf
andere Art versorgt. Also läßt sich aus dem Er-
folge urtheilen, daß Max der II. das Recht der
Erstgebuhrt
durch eine neue allgemeinere Ver-
ordnung eingeführt haben muß, obgleich diese Ver-
ordnung selbst, so viel ich weiß, noch zur Zeit nicht
bekannt geworden ist. Seine Nachkommenschaft
hat jedoch nicht lange den Genuß davon gehabt,
da sie schon mit der ersten Generation ein Ende
nahm. Sein Bruder Ferdinand in Tyrol hinter-
ließ zwar Söhne, aber aus einer unstandesmäßi-
gen Ehe mit eines Augsburgischen Patricien Toch-
ter, Philippine Welserinn; Daher den Kindern
dieser Ehe weder das väterliche Erbtheil, noch der
erzherzoglich Oesterreichische Titel zu Theil wurde.
Die Steiermärkische Linie hat den Stamm hernach
alleine fortgesetzt, und in Carls Sohne und Enkel,
den beiden Ferdinanden dem II. und III., alle
Staaten der Teutschen Linie des Hauses Oesterreich
vereiniget; außer daß Ferdinands des II. Bruder
Leopold nach Absterben des mit der Welserinn ver-
mählten Erzherzog Ferdinands einen Theil der Ty-
rolischen Verlaßenschaft bekam, und wieder auf sei-
nen Sohn, Ferdinand Carl, vererbte, der erst 1662.
ohne männliche Nachkommenschaft gestorben ist.


Nach

VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
1. Maͤrz 1564. genehmiget hatten, Max der II.
zwar Ungarn, Boͤhmen und Oeſterreich fuͤr ſich
alleine bekommen. Aber ſeine Bruͤder waren doch
auch regierende Herren, Ferdinand in Tyrol und
den Vorderoeſterreichiſchen Landen, Carl in Steier-
mark, Kaͤrnthen, Krain. Hingegen von ſechs
Soͤhnen, die Max der II. hinterließ, bekam nur
der Erſtgebohrne, Rudolf der II., Land und Leute
zu regieren. Den uͤbrigen war nur ihr ſtandes-
maͤßiger Unterhalt angewieſen, oder ſie wurden auf
andere Art verſorgt. Alſo laͤßt ſich aus dem Er-
folge urtheilen, daß Max der II. das Recht der
Erſtgebuhrt
durch eine neue allgemeinere Ver-
ordnung eingefuͤhrt haben muß, obgleich dieſe Ver-
ordnung ſelbſt, ſo viel ich weiß, noch zur Zeit nicht
bekannt geworden iſt. Seine Nachkommenſchaft
hat jedoch nicht lange den Genuß davon gehabt,
da ſie ſchon mit der erſten Generation ein Ende
nahm. Sein Bruder Ferdinand in Tyrol hinter-
ließ zwar Soͤhne, aber aus einer unſtandesmaͤßi-
gen Ehe mit eines Augsburgiſchen Patricien Toch-
ter, Philippine Welſerinn; Daher den Kindern
dieſer Ehe weder das vaͤterliche Erbtheil, noch der
erzherzoglich Oeſterreichiſche Titel zu Theil wurde.
Die Steiermaͤrkiſche Linie hat den Stamm hernach
alleine fortgeſetzt, und in Carls Sohne und Enkel,
den beiden Ferdinanden dem II. und III., alle
Staaten der Teutſchen Linie des Hauſes Oeſterreich
vereiniget; außer daß Ferdinands des II. Bruder
Leopold nach Abſterben des mit der Welſerinn ver-
maͤhlten Erzherzog Ferdinands einen Theil der Ty-
roliſchen Verlaßenſchaft bekam, und wieder auf ſei-
nen Sohn, Ferdinand Carl, vererbte, der erſt 1662.
ohne maͤnnliche Nachkommenſchaft geſtorben iſt.


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[10/0052] VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648. 1. Maͤrz 1564. genehmiget hatten, Max der II. zwar Ungarn, Boͤhmen und Oeſterreich fuͤr ſich alleine bekommen. Aber ſeine Bruͤder waren doch auch regierende Herren, Ferdinand in Tyrol und den Vorderoeſterreichiſchen Landen, Carl in Steier- mark, Kaͤrnthen, Krain. Hingegen von ſechs Soͤhnen, die Max der II. hinterließ, bekam nur der Erſtgebohrne, Rudolf der II., Land und Leute zu regieren. Den uͤbrigen war nur ihr ſtandes- maͤßiger Unterhalt angewieſen, oder ſie wurden auf andere Art verſorgt. Alſo laͤßt ſich aus dem Er- folge urtheilen, daß Max der II. das Recht der Erſtgebuhrt durch eine neue allgemeinere Ver- ordnung eingefuͤhrt haben muß, obgleich dieſe Ver- ordnung ſelbſt, ſo viel ich weiß, noch zur Zeit nicht bekannt geworden iſt. Seine Nachkommenſchaft hat jedoch nicht lange den Genuß davon gehabt, da ſie ſchon mit der erſten Generation ein Ende nahm. Sein Bruder Ferdinand in Tyrol hinter- ließ zwar Soͤhne, aber aus einer unſtandesmaͤßi- gen Ehe mit eines Augsburgiſchen Patricien Toch- ter, Philippine Welſerinn; Daher den Kindern dieſer Ehe weder das vaͤterliche Erbtheil, noch der erzherzoglich Oeſterreichiſche Titel zu Theil wurde. Die Steiermaͤrkiſche Linie hat den Stamm hernach alleine fortgeſetzt, und in Carls Sohne und Enkel, den beiden Ferdinanden dem II. und III., alle Staaten der Teutſchen Linie des Hauſes Oeſterreich vereiniget; außer daß Ferdinands des II. Bruder Leopold nach Abſterben des mit der Welſerinn ver- maͤhlten Erzherzog Ferdinands einen Theil der Ty- roliſchen Verlaßenſchaft bekam, und wieder auf ſei- nen Sohn, Ferdinand Carl, vererbte, der erſt 1662. ohne maͤnnliche Nachkommenſchaft geſtorben iſt. Nach

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/52>, abgerufen am 24.05.2024.