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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VI. Neuere Z. Ferd. I--III. 1558-1648.
cher Absicht angestellte Zusammenkünfte und Unter-
handlungen fruchtlos abliefen.


IV.

Nach Rudolfs des II. Tode ward zwar sein Bru-
der Matthias, dem er schon bey lebendigem Leibe
zuletzt alle seine Erblande hatte abtreten müßen,
ganz ruhig zum Kaiser erwehlet; außer daß einige
das erstemal in seine Wahlcapitulation zum Vor-
theile der Churfürsten neu eingerückte Stellen einen
Widerspruch der Fürsten gegen diese Wahlcapitu-
lation veranlaßten. Aber alle übrige öffentliche
Angelegenheiten blieben noch in ihrer vorigen Gäh-
rung. Nur in einer derselben ereignete sich ein
ganz unerwarteter Umschlag, und an einem andern
Orte, wo man sichs gewissermaßen am wenigsten
versehen hätte, kam endlich ein Kriegsfeuer, das sich
gar nicht übersehen ließ, zum völligen Ausbruch.


V.

Jener Umschlag ereignete sich in der Jülichi-
schen Sache,
da der Prinz Wolfgang Wilhelm
von Pfalzneuburg (Philipp Ludewigs ältester Sohn)
vom Churfürsten von Brandenburg, zu dessen Toch-
termann er bestimmt war, zu Cleve über Tafel
eine Ohrfeige bekam, und darüber sich an den
Bairischen Hof wandte, wo er sich 1613. mit einer
Schwester des Herzog Maximilians vermählte, und
am 23. May 1614. catholisch wurde (e). Damit

nahm
(e) Ein Brief, den der Pfalzgraf Wolfgang
Wilhelm hierüber am 24. Apr. 1614. an seinen
Vater geschrieben, findet sich im Teutschen Zu-
schauer B. 3. Heft 7. (1785.) S. 39. Er meldet
darin: er habe gesucht, den Herzog Max von
Baiern zur evangelischen Religion zu bringen;
sey aber von ihm vielmehr vom Vorzuge der ca-
tholi-

VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
cher Abſicht angeſtellte Zuſammenkuͤnfte und Unter-
handlungen fruchtlos abliefen.


IV.

Nach Rudolfs des II. Tode ward zwar ſein Bru-
der Matthias, dem er ſchon bey lebendigem Leibe
zuletzt alle ſeine Erblande hatte abtreten muͤßen,
ganz ruhig zum Kaiſer erwehlet; außer daß einige
das erſtemal in ſeine Wahlcapitulation zum Vor-
theile der Churfuͤrſten neu eingeruͤckte Stellen einen
Widerſpruch der Fuͤrſten gegen dieſe Wahlcapitu-
lation veranlaßten. Aber alle uͤbrige oͤffentliche
Angelegenheiten blieben noch in ihrer vorigen Gaͤh-
rung. Nur in einer derſelben ereignete ſich ein
ganz unerwarteter Umſchlag, und an einem andern
Orte, wo man ſichs gewiſſermaßen am wenigſten
verſehen haͤtte, kam endlich ein Kriegsfeuer, das ſich
gar nicht uͤberſehen ließ, zum voͤlligen Ausbruch.


V.

Jener Umſchlag ereignete ſich in der Juͤlichi-
ſchen Sache,
da der Prinz Wolfgang Wilhelm
von Pfalzneuburg (Philipp Ludewigs aͤlteſter Sohn)
vom Churfuͤrſten von Brandenburg, zu deſſen Toch-
termann er beſtimmt war, zu Cleve uͤber Tafel
eine Ohrfeige bekam, und daruͤber ſich an den
Bairiſchen Hof wandte, wo er ſich 1613. mit einer
Schweſter des Herzog Maximilians vermaͤhlte, und
am 23. May 1614. catholiſch wurde (e). Damit

nahm
(e) Ein Brief, den der Pfalzgraf Wolfgang
Wilhelm hieruͤber am 24. Apr. 1614. an ſeinen
Vater geſchrieben, findet ſich im Teutſchen Zu-
ſchauer B. 3. Heft 7. (1785.) S. 39. Er meldet
darin: er habe geſucht, den Herzog Max von
Baiern zur evangeliſchen Religion zu bringen;
ſey aber von ihm vielmehr vom Vorzuge der ca-
tholi-
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[32/0074] VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648. cher Abſicht angeſtellte Zuſammenkuͤnfte und Unter- handlungen fruchtlos abliefen. Nach Rudolfs des II. Tode ward zwar ſein Bru- der Matthias, dem er ſchon bey lebendigem Leibe zuletzt alle ſeine Erblande hatte abtreten muͤßen, ganz ruhig zum Kaiſer erwehlet; außer daß einige das erſtemal in ſeine Wahlcapitulation zum Vor- theile der Churfuͤrſten neu eingeruͤckte Stellen einen Widerſpruch der Fuͤrſten gegen dieſe Wahlcapitu- lation veranlaßten. Aber alle uͤbrige oͤffentliche Angelegenheiten blieben noch in ihrer vorigen Gaͤh- rung. Nur in einer derſelben ereignete ſich ein ganz unerwarteter Umſchlag, und an einem andern Orte, wo man ſichs gewiſſermaßen am wenigſten verſehen haͤtte, kam endlich ein Kriegsfeuer, das ſich gar nicht uͤberſehen ließ, zum voͤlligen Ausbruch. Jener Umſchlag ereignete ſich in der Juͤlichi- ſchen Sache, da der Prinz Wolfgang Wilhelm von Pfalzneuburg (Philipp Ludewigs aͤlteſter Sohn) vom Churfuͤrſten von Brandenburg, zu deſſen Toch- termann er beſtimmt war, zu Cleve uͤber Tafel eine Ohrfeige bekam, und daruͤber ſich an den Bairiſchen Hof wandte, wo er ſich 1613. mit einer Schweſter des Herzog Maximilians vermaͤhlte, und am 23. May 1614. catholiſch wurde (e). Damit nahm (e) Ein Brief, den der Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm hieruͤber am 24. Apr. 1614. an ſeinen Vater geſchrieben, findet ſich im Teutſchen Zu- ſchauer B. 3. Heft 7. (1785.) S. 39. Er meldet darin: er habe geſucht, den Herzog Max von Baiern zur evangeliſchen Religion zu bringen; ſey aber von ihm vielmehr vom Vorzuge der ca- tholi-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/74>, abgerufen am 24.11.2024.