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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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6) Ferd. II. 30. jähr. Kr. bis 1635.
den Churfürsten von der Pfalz (Friedrich den V.)
dafür, daß er sich hatte gelüsten laßen, die ihm
von den mißvergnügten Böhmischen Landständen
angetragene Krone anzunehmen, mit der Achts-
erklärung
zu züchtigen. Die Schwierigkeit, die
selbst der damalige Reichshofrathspräsident, Graf
von Hohenzollern, machte, war nicht vermögend,
ihren Ausspruch zurückzuhalten, wie sie vom Spa-
nischen Minister Ognate und von jesuitischen Rath-
gebern an die Hand gegeben war. Selbst der
Fortgang des Kriegsglücks begünstigte die Voll-
ziehung dieser Acht nicht nur in der Oberpfalz, die
gleich damals dem Herzoge von Baiern zugedacht
ward, sondern auch in der Unterpfalz am Rheine,
die, nach einem schon von Spanischen Kriegsvöl-
kern gemachten Anfange, mit der Eroberung von
Heidelberg und Manheim (1622. Sept. Nov.)
gänzlich vom General Tilly überwältiget wurde.

Diese Umstände wurden unverzüglich dazu be-II.
nutzt, auf einem so genannten Chur- und Fürsten-
tage, den Ferdinand der II. noch zu Ende des Jah-
res 1622. nach Regensburg ausschreiben ließ, die
bisherige Religionsgleichheit der sechs Churfürsten
auf ewig zu unterbrechen, indem mittelst eines am
13. (23) Febr. 1623. durch Mehrheit der Stim-
men gefaßten Schlusses die bisherige Pfälzische
Chur auf Baiern übertragen
wurde. Der
Kaiser hatte wohlbedächtlich keinen vollständigen
Reichstag hierzu beschrieben, sondern nebst den
Churfürsten nur einige wenige Fürsten, von denen
er keinen Widerspruch besorgen durfte. Die Chur-
fürsten von Sachsen und Brandenburg erschienen
zwar nur durch Gesandten, welche die Sache zum

Be-
C 2

6) Ferd. II. 30. jaͤhr. Kr. bis 1635.
den Churfuͤrſten von der Pfalz (Friedrich den V.)
dafuͤr, daß er ſich hatte geluͤſten laßen, die ihm
von den mißvergnuͤgten Boͤhmiſchen Landſtaͤnden
angetragene Krone anzunehmen, mit der Achts-
erklaͤrung
zu zuͤchtigen. Die Schwierigkeit, die
ſelbſt der damalige Reichshofrathspraͤſident, Graf
von Hohenzollern, machte, war nicht vermoͤgend,
ihren Ausſpruch zuruͤckzuhalten, wie ſie vom Spa-
niſchen Miniſter Ognate und von jeſuitiſchen Rath-
gebern an die Hand gegeben war. Selbſt der
Fortgang des Kriegsgluͤcks beguͤnſtigte die Voll-
ziehung dieſer Acht nicht nur in der Oberpfalz, die
gleich damals dem Herzoge von Baiern zugedacht
ward, ſondern auch in der Unterpfalz am Rheine,
die, nach einem ſchon von Spaniſchen Kriegsvoͤl-
kern gemachten Anfange, mit der Eroberung von
Heidelberg und Manheim (1622. Sept. Nov.)
gaͤnzlich vom General Tilly uͤberwaͤltiget wurde.

Dieſe Umſtaͤnde wurden unverzuͤglich dazu be-II.
nutzt, auf einem ſo genannten Chur- und Fuͤrſten-
tage, den Ferdinand der II. noch zu Ende des Jah-
res 1622. nach Regensburg ausſchreiben ließ, die
bisherige Religionsgleichheit der ſechs Churfuͤrſten
auf ewig zu unterbrechen, indem mittelſt eines am
13. (23) Febr. 1623. durch Mehrheit der Stim-
men gefaßten Schluſſes die bisherige Pfaͤlziſche
Chur auf Baiern uͤbertragen
wurde. Der
Kaiſer hatte wohlbedaͤchtlich keinen vollſtaͤndigen
Reichstag hierzu beſchrieben, ſondern nebſt den
Churfuͤrſten nur einige wenige Fuͤrſten, von denen
er keinen Widerſpruch beſorgen durfte. Die Chur-
fuͤrſten von Sachſen und Brandenburg erſchienen
zwar nur durch Geſandten, welche die Sache zum

Be-
C 2
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[35/0077] 6) Ferd. II. 30. jaͤhr. Kr. bis 1635. den Churfuͤrſten von der Pfalz (Friedrich den V.) dafuͤr, daß er ſich hatte geluͤſten laßen, die ihm von den mißvergnuͤgten Boͤhmiſchen Landſtaͤnden angetragene Krone anzunehmen, mit der Achts- erklaͤrung zu zuͤchtigen. Die Schwierigkeit, die ſelbſt der damalige Reichshofrathspraͤſident, Graf von Hohenzollern, machte, war nicht vermoͤgend, ihren Ausſpruch zuruͤckzuhalten, wie ſie vom Spa- niſchen Miniſter Ognate und von jeſuitiſchen Rath- gebern an die Hand gegeben war. Selbſt der Fortgang des Kriegsgluͤcks beguͤnſtigte die Voll- ziehung dieſer Acht nicht nur in der Oberpfalz, die gleich damals dem Herzoge von Baiern zugedacht ward, ſondern auch in der Unterpfalz am Rheine, die, nach einem ſchon von Spaniſchen Kriegsvoͤl- kern gemachten Anfange, mit der Eroberung von Heidelberg und Manheim (1622. Sept. Nov.) gaͤnzlich vom General Tilly uͤberwaͤltiget wurde. Dieſe Umſtaͤnde wurden unverzuͤglich dazu be- nutzt, auf einem ſo genannten Chur- und Fuͤrſten- tage, den Ferdinand der II. noch zu Ende des Jah- res 1622. nach Regensburg ausſchreiben ließ, die bisherige Religionsgleichheit der ſechs Churfuͤrſten auf ewig zu unterbrechen, indem mittelſt eines am 13. (23) Febr. 1623. durch Mehrheit der Stim- men gefaßten Schluſſes die bisherige Pfaͤlziſche Chur auf Baiern uͤbertragen wurde. Der Kaiſer hatte wohlbedaͤchtlich keinen vollſtaͤndigen Reichstag hierzu beſchrieben, ſondern nebſt den Churfuͤrſten nur einige wenige Fuͤrſten, von denen er keinen Widerſpruch beſorgen durfte. Die Chur- fuͤrſten von Sachſen und Brandenburg erſchienen zwar nur durch Geſandten, welche die Sache zum Be- II. C 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/77>, abgerufen am 24.11.2024.