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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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3) Ursach. d. siebenjähr. Kr. 1756. 1757.
rien zumuthen zu können, mehr als drey Bogen
von einem Gesandten sich dictiren zu laßen. Auf
der andern Seite konnte es aber mit der Freyheit
der reichsständischen Stimmführung auch nicht
wohl bestehen, wenn man einem Gesandten zu-
muthen wollte, seine abzulesende Stimme erst ei-
ner Critik der übrigen Gesandten zu unterwerfen.
Ein Gesandter, der für seine Person etwas unge-
bührliches zum Protocolle gibt, kann darüber bey
seinem Hofe verklagt und zur Verantwortung gezo-
gen werden. Rührt es vom Hofe selbst her, oder
hat sich dessen Genehmigung zu erfreuen, so kann
freylich das ganze Collegium nach Befinden ver-
fügen, daß etwas wieder ausgestrichen oder auf
andere Art aus dem Protocolle wieder zurückge-
nommen wird. Aber eine vorgängige Beurthei-
lung schien allemal der Verfassung nicht gemäß zu
seyn.

Noch ehe das zu Regensburg beschlosseneIX.
Reichskriegsheer in Bewegung kam, geschah am
14. März 1757. vom Französischen Minister zu
Regensburg die Erklärung, daß die Krone Frank-
reich nebst der Krone Schweden von verschiedenen
der ansehnlichsten Stände des Reichs ersucht sey,
ihre übernommene Garantie des Westphälischen
Friedens zur Ausübung zu bringen, und daß bei-
de Kronen den gemeinschaftlichen Entschluß gefas-
set hätten, diesen Verbindungen durch die geschwin-
desten und werkthätigsten Mittel ein Gnüge zu
thun. Eine gleichmäßige Erklärung geschah zu
gleicher Zeit von dem Schwedischen Gesandten.
Und den 20. März 1757. erfolgte noch eine nä-
here Erklärung des Französischen Ministers we-

gen

3) Urſach. d. ſiebenjaͤhr. Kr. 1756. 1757.
rien zumuthen zu koͤnnen, mehr als drey Bogen
von einem Geſandten ſich dictiren zu laßen. Auf
der andern Seite konnte es aber mit der Freyheit
der reichsſtaͤndiſchen Stimmfuͤhrung auch nicht
wohl beſtehen, wenn man einem Geſandten zu-
muthen wollte, ſeine abzuleſende Stimme erſt ei-
ner Critik der uͤbrigen Geſandten zu unterwerfen.
Ein Geſandter, der fuͤr ſeine Perſon etwas unge-
buͤhrliches zum Protocolle gibt, kann daruͤber bey
ſeinem Hofe verklagt und zur Verantwortung gezo-
gen werden. Ruͤhrt es vom Hofe ſelbſt her, oder
hat ſich deſſen Genehmigung zu erfreuen, ſo kann
freylich das ganze Collegium nach Befinden ver-
fuͤgen, daß etwas wieder ausgeſtrichen oder auf
andere Art aus dem Protocolle wieder zuruͤckge-
nommen wird. Aber eine vorgaͤngige Beurthei-
lung ſchien allemal der Verfaſſung nicht gemaͤß zu
ſeyn.

Noch ehe das zu Regensburg beſchloſſeneIX.
Reichskriegsheer in Bewegung kam, geſchah am
14. Maͤrz 1757. vom Franzoͤſiſchen Miniſter zu
Regensburg die Erklaͤrung, daß die Krone Frank-
reich nebſt der Krone Schweden von verſchiedenen
der anſehnlichſten Staͤnde des Reichs erſucht ſey,
ihre uͤbernommene Garantie des Weſtphaͤliſchen
Friedens zur Ausuͤbung zu bringen, und daß bei-
de Kronen den gemeinſchaftlichen Entſchluß gefaſ-
ſet haͤtten, dieſen Verbindungen durch die geſchwin-
deſten und werkthaͤtigſten Mittel ein Gnuͤge zu
thun. Eine gleichmaͤßige Erklaͤrung geſchah zu
gleicher Zeit von dem Schwediſchen Geſandten.
Und den 20. Maͤrz 1757. erfolgte noch eine naͤ-
here Erklaͤrung des Franzoͤſiſchen Miniſters we-

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[95/0129] 3) Urſach. d. ſiebenjaͤhr. Kr. 1756. 1757. rien zumuthen zu koͤnnen, mehr als drey Bogen von einem Geſandten ſich dictiren zu laßen. Auf der andern Seite konnte es aber mit der Freyheit der reichsſtaͤndiſchen Stimmfuͤhrung auch nicht wohl beſtehen, wenn man einem Geſandten zu- muthen wollte, ſeine abzuleſende Stimme erſt ei- ner Critik der uͤbrigen Geſandten zu unterwerfen. Ein Geſandter, der fuͤr ſeine Perſon etwas unge- buͤhrliches zum Protocolle gibt, kann daruͤber bey ſeinem Hofe verklagt und zur Verantwortung gezo- gen werden. Ruͤhrt es vom Hofe ſelbſt her, oder hat ſich deſſen Genehmigung zu erfreuen, ſo kann freylich das ganze Collegium nach Befinden ver- fuͤgen, daß etwas wieder ausgeſtrichen oder auf andere Art aus dem Protocolle wieder zuruͤckge- nommen wird. Aber eine vorgaͤngige Beurthei- lung ſchien allemal der Verfaſſung nicht gemaͤß zu ſeyn. Noch ehe das zu Regensburg beſchloſſene Reichskriegsheer in Bewegung kam, geſchah am 14. Maͤrz 1757. vom Franzoͤſiſchen Miniſter zu Regensburg die Erklaͤrung, daß die Krone Frank- reich nebſt der Krone Schweden von verſchiedenen der anſehnlichſten Staͤnde des Reichs erſucht ſey, ihre uͤbernommene Garantie des Weſtphaͤliſchen Friedens zur Ausuͤbung zu bringen, und daß bei- de Kronen den gemeinſchaftlichen Entſchluß gefaſ- ſet haͤtten, dieſen Verbindungen durch die geſchwin- deſten und werkthaͤtigſten Mittel ein Gnuͤge zu thun. Eine gleichmaͤßige Erklaͤrung geſchah zu gleicher Zeit von dem Schwediſchen Geſandten. Und den 20. Maͤrz 1757. erfolgte noch eine naͤ- here Erklaͤrung des Franzoͤſiſchen Miniſters we- gen IX.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/129>, abgerufen am 25.11.2024.