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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
wie der Reichstag selbst; eine Visitation könne
auch statt finden, wenn kein Reichstag wäre, wie
es in vorigen Zeiten oft geschehen sey; jeder Sub-
delegirter sey nicht von der Reichsversammlung,
sondern so wie ein jeder Comitialgesandter unmit-
telbar von seinem Hofe abhängig (s). (Das
alles hatte seine gute Richtigkeit, wenn eine von
Kaiser und Reich angeordnete Visitation einmal
würklich im Gange war. Aber sofern erst die
Frage in Betrachtung kam: ob und wie eine Visi-
tation erst in Gang gebracht werden sollte? und
wie weit man es deshalb bey den schon vor hun-
dert und mehr Jahren getroffenen Verfügungen
laßen, oder ob und was man nach den seitdem
vielfältig veränderten Umständen dabey ab oder
zuthun wollte? so waren das allerdings Gegen-
stände, die nicht anders als am Reichstage be-
stimmt werden konnten.)


VII.

Um dem Kaiser ein ausschließliches Recht bey-
zulegen, daß er ohne Zuthun der Stände Fragen,
die bey der Visitation vorkommen könnten, für sich
allein entscheiden dürfte, wurde eine Stelle aus
einem Reichsabschiede vom Jahre 1543. ange-
führt, wo in Rücksicht auf das damalige Reli-
gionsverhältniß der Stände für die Visitation,
die in selbigem Jahre gehalten werden sollte, eine
Verfügung getroffen ward, wie in Fällen, da die
Visitatoren unter sich in Mißverstand gerathen
würden, die kaiserlichen Commissarien sie zu ver-
gleichen suchen sollten. Dabey war damals die
Clausel hinzugesetzt worden: daß, wenn es mit

sol-
(s) Betrachtungen über das Visitationswesen
§. 7-10. S. 8-10.

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
wie der Reichstag ſelbſt; eine Viſitation koͤnne
auch ſtatt finden, wenn kein Reichstag waͤre, wie
es in vorigen Zeiten oft geſchehen ſey; jeder Sub-
delegirter ſey nicht von der Reichsverſammlung,
ſondern ſo wie ein jeder Comitialgeſandter unmit-
telbar von ſeinem Hofe abhaͤngig (s). (Das
alles hatte ſeine gute Richtigkeit, wenn eine von
Kaiſer und Reich angeordnete Viſitation einmal
wuͤrklich im Gange war. Aber ſofern erſt die
Frage in Betrachtung kam: ob und wie eine Viſi-
tation erſt in Gang gebracht werden ſollte? und
wie weit man es deshalb bey den ſchon vor hun-
dert und mehr Jahren getroffenen Verfuͤgungen
laßen, oder ob und was man nach den ſeitdem
vielfaͤltig veraͤnderten Umſtaͤnden dabey ab oder
zuthun wollte? ſo waren das allerdings Gegen-
ſtaͤnde, die nicht anders als am Reichstage be-
ſtimmt werden konnten.)


VII.

Um dem Kaiſer ein ausſchließliches Recht bey-
zulegen, daß er ohne Zuthun der Staͤnde Fragen,
die bey der Viſitation vorkommen koͤnnten, fuͤr ſich
allein entſcheiden duͤrfte, wurde eine Stelle aus
einem Reichsabſchiede vom Jahre 1543. ange-
fuͤhrt, wo in Ruͤckſicht auf das damalige Reli-
gionsverhaͤltniß der Staͤnde fuͤr die Viſitation,
die in ſelbigem Jahre gehalten werden ſollte, eine
Verfuͤgung getroffen ward, wie in Faͤllen, da die
Viſitatoren unter ſich in Mißverſtand gerathen
wuͤrden, die kaiſerlichen Commiſſarien ſie zu ver-
gleichen ſuchen ſollten. Dabey war damals die
Clauſel hinzugeſetzt worden: daß, wenn es mit

ſol-
(s) Betrachtungen uͤber das Viſitationsweſen
§. 7-10. S. 8-10.
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[126/0160] XIII. Joſeph II. 1764-1786. wie der Reichstag ſelbſt; eine Viſitation koͤnne auch ſtatt finden, wenn kein Reichstag waͤre, wie es in vorigen Zeiten oft geſchehen ſey; jeder Sub- delegirter ſey nicht von der Reichsverſammlung, ſondern ſo wie ein jeder Comitialgeſandter unmit- telbar von ſeinem Hofe abhaͤngig (s). (Das alles hatte ſeine gute Richtigkeit, wenn eine von Kaiſer und Reich angeordnete Viſitation einmal wuͤrklich im Gange war. Aber ſofern erſt die Frage in Betrachtung kam: ob und wie eine Viſi- tation erſt in Gang gebracht werden ſollte? und wie weit man es deshalb bey den ſchon vor hun- dert und mehr Jahren getroffenen Verfuͤgungen laßen, oder ob und was man nach den ſeitdem vielfaͤltig veraͤnderten Umſtaͤnden dabey ab oder zuthun wollte? ſo waren das allerdings Gegen- ſtaͤnde, die nicht anders als am Reichstage be- ſtimmt werden konnten.) Um dem Kaiſer ein ausſchließliches Recht bey- zulegen, daß er ohne Zuthun der Staͤnde Fragen, die bey der Viſitation vorkommen koͤnnten, fuͤr ſich allein entſcheiden duͤrfte, wurde eine Stelle aus einem Reichsabſchiede vom Jahre 1543. ange- fuͤhrt, wo in Ruͤckſicht auf das damalige Reli- gionsverhaͤltniß der Staͤnde fuͤr die Viſitation, die in ſelbigem Jahre gehalten werden ſollte, eine Verfuͤgung getroffen ward, wie in Faͤllen, da die Viſitatoren unter ſich in Mißverſtand gerathen wuͤrden, die kaiſerlichen Commiſſarien ſie zu ver- gleichen ſuchen ſollten. Dabey war damals die Clauſel hinzugeſetzt worden: daß, wenn es mit ſol- (s) Betrachtungen uͤber das Viſitationsweſen §. 7-10. S. 8-10.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/160>, abgerufen am 23.11.2024.