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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.
schiede 1654. ernannt. Die erste Classe könne
also gleich in Gang gebracht werden, ohne daß es
weder einer Vollmacht, noch Instruction vom
Reiche dazu bedürfe. Wegen dessen, was etwa
bey den folgenden Classen noch zu berichtigen seyn
möchte, könnte der Kaiser demnächst noch immer
ein Reichsgutachten fordern. Alles übrige könne
der Kaiser für sich bestimmen. Er könne die Zeit
zur Eröffnung der Visitation ansetzen; ein Edict
erlaßen, vermöge dessen alle Stände und Par-
theyen, welche ihre Revisionen fortzusetzen gedäch-
ten, bey Strafe der Desertion, d. i. bey Verlust
der Sache, sich in vier Monathen von neuem mel-
den sollten, u. s. w. Hierdurch fielen also die
aufgestellten 26. Deliberationspuncte, weil der
Kaiser zur Bewirkung der Visitation keines wei-
tern Reichsgutachtens mehr bedürfe (u). Was
etwa in Gesetzen und Herkommen noch unbestimmt
sey, werde sich erst währender Visitation äußern
und aufklären. Alsdann würde dieselbe schon
nach Befinden in Gemäßheit der Gesetze sich dar-
über benehmen, oder auch nöthigen Falls an kai-
serliche Majestät gutächtlich darüber berichten.
Voraus ließe sich dergleichen nicht absehen, noch
also Instruction darüber ertheilen." (v)


IX.

Wenn gleich diese Betrachtungen nur in Ge-
stalt einer anonymischen Privatschrift abgefasset
waren, (deren wahrer Verfasser mir bis jetzt noch
gänzlich unbekannt ist); so zeigte doch der Erfolg,
daß der kaiserliche Hof völlig nach diesen Grund-
sätzen zu Werke gieng. In dem Commissionsde-

crete
(u) Betrachtungen etc. §. 29. S. 22.
(v) Ebendas. §. 47. S. 32.

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
ſchiede 1654. ernannt. Die erſte Claſſe koͤnne
alſo gleich in Gang gebracht werden, ohne daß es
weder einer Vollmacht, noch Inſtruction vom
Reiche dazu beduͤrfe. Wegen deſſen, was etwa
bey den folgenden Claſſen noch zu berichtigen ſeyn
moͤchte, koͤnnte der Kaiſer demnaͤchſt noch immer
ein Reichsgutachten fordern. Alles uͤbrige koͤnne
der Kaiſer fuͤr ſich beſtimmen. Er koͤnne die Zeit
zur Eroͤffnung der Viſitation anſetzen; ein Edict
erlaßen, vermoͤge deſſen alle Staͤnde und Par-
theyen, welche ihre Reviſionen fortzuſetzen gedaͤch-
ten, bey Strafe der Deſertion, d. i. bey Verluſt
der Sache, ſich in vier Monathen von neuem mel-
den ſollten, u. ſ. w. Hierdurch fielen alſo die
aufgeſtellten 26. Deliberationspuncte, weil der
Kaiſer zur Bewirkung der Viſitation keines wei-
tern Reichsgutachtens mehr beduͤrfe (u). Was
etwa in Geſetzen und Herkommen noch unbeſtimmt
ſey, werde ſich erſt waͤhrender Viſitation aͤußern
und aufklaͤren. Alsdann wuͤrde dieſelbe ſchon
nach Befinden in Gemaͤßheit der Geſetze ſich dar-
uͤber benehmen, oder auch noͤthigen Falls an kai-
ſerliche Majeſtaͤt gutaͤchtlich daruͤber berichten.
Voraus ließe ſich dergleichen nicht abſehen, noch
alſo Inſtruction daruͤber ertheilen.” (v)


IX.

Wenn gleich dieſe Betrachtungen nur in Ge-
ſtalt einer anonymiſchen Privatſchrift abgefaſſet
waren, (deren wahrer Verfaſſer mir bis jetzt noch
gaͤnzlich unbekannt iſt); ſo zeigte doch der Erfolg,
daß der kaiſerliche Hof voͤllig nach dieſen Grund-
ſaͤtzen zu Werke gieng. In dem Commiſſionsde-

crete
(u) Betrachtungen ꝛc. §. 29. S. 22.
(v) Ebendaſ. §. 47. S. 32.
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[128/0162] XIII. Joſeph II. 1764-1786. ſchiede 1654. ernannt. Die erſte Claſſe koͤnne alſo gleich in Gang gebracht werden, ohne daß es weder einer Vollmacht, noch Inſtruction vom Reiche dazu beduͤrfe. Wegen deſſen, was etwa bey den folgenden Claſſen noch zu berichtigen ſeyn moͤchte, koͤnnte der Kaiſer demnaͤchſt noch immer ein Reichsgutachten fordern. Alles uͤbrige koͤnne der Kaiſer fuͤr ſich beſtimmen. Er koͤnne die Zeit zur Eroͤffnung der Viſitation anſetzen; ein Edict erlaßen, vermoͤge deſſen alle Staͤnde und Par- theyen, welche ihre Reviſionen fortzuſetzen gedaͤch- ten, bey Strafe der Deſertion, d. i. bey Verluſt der Sache, ſich in vier Monathen von neuem mel- den ſollten, u. ſ. w. Hierdurch fielen alſo die aufgeſtellten 26. Deliberationspuncte, weil der Kaiſer zur Bewirkung der Viſitation keines wei- tern Reichsgutachtens mehr beduͤrfe (u). Was etwa in Geſetzen und Herkommen noch unbeſtimmt ſey, werde ſich erſt waͤhrender Viſitation aͤußern und aufklaͤren. Alsdann wuͤrde dieſelbe ſchon nach Befinden in Gemaͤßheit der Geſetze ſich dar- uͤber benehmen, oder auch noͤthigen Falls an kai- ſerliche Majeſtaͤt gutaͤchtlich daruͤber berichten. Voraus ließe ſich dergleichen nicht abſehen, noch alſo Inſtruction daruͤber ertheilen.” (v) Wenn gleich dieſe Betrachtungen nur in Ge- ſtalt einer anonymiſchen Privatſchrift abgefaſſet waren, (deren wahrer Verfaſſer mir bis jetzt noch gaͤnzlich unbekannt iſt); ſo zeigte doch der Erfolg, daß der kaiſerliche Hof voͤllig nach dieſen Grund- ſaͤtzen zu Werke gieng. In dem Commiſſionsde- crete (u) Betrachtungen ꝛc. §. 29. S. 22. (v) Ebendaſ. §. 47. S. 32.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/162>, abgerufen am 23.11.2024.