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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIII. Joseph II. 1764-1786.

XXIX.

Zur dritten Classe wurde unterm 15. May
1775. so gar für das Fränkische Grafencollegium
auf der catholischen Seite ein Ausschreiben er-
laßen. Damit kam die Sache offenbar in solche
Umstände, daß für das gesammte Corpus der
evangelischen Stände, wenn es sich nicht ein Mit-
glied nach dem andern einseitig entziehen laßen
wollte, nichts übrig blieb, als einen solchen Schluß
zu fassen, wie es am 26. Jul. 1775. zu Regens-
burg geschah. Man beschloß nehmlich, nach dem
bisherigen Besitzstande die Westphälischen und
Fränkischen Grafencollegien auf der evangelischen
Seite sorgsamst zu erhalten, und deswegen fest-
zusetzen: "daß die evangelischen Subdelegirten bey
dem Visitationsconvente sowohl in der bevorstehen-
den dritten, als in den weiter folgenden Classen
mit einzelnen catholischen Grafen, so sich nicht im
Namen des ganzen Collegii oder sämmtlicher Mit-
glieder curiatim gehörig zu legitimiren vermöch-
ten, in einige Berathschlagung sich nicht einlaßen,
sondern bey deren Erscheinung jedesmal mit Pro-
testation abtreten sollten."


XXX.

Als hierwider das Corpus der catholischen
Reichsstände am 5. Aug. 1775. einen ganz entge-
gengesetzten Schluß faßte, und also bey dieser Tren-
nung der beiden Religionstheile nach Vorschrift
des Westphälischen Friedens nichts, als alleinige
gütliche Vergleichung, übrig blieb; gab das evan-
gelische Corpus in so weit nach, daß in Gefolg
einer zwischen den Höfen zu Wien und Berlin ge-
pflogenen Unterhandlung einsweilen zur dritten
Classe die Schwäbischen und Wetterauischen Gra-
fen berufen werden sollten; da dann mittlerweile

wegen
XIII. Joſeph II. 1764-1786.

XXIX.

Zur dritten Claſſe wurde unterm 15. May
1775. ſo gar fuͤr das Fraͤnkiſche Grafencollegium
auf der catholiſchen Seite ein Ausſchreiben er-
laßen. Damit kam die Sache offenbar in ſolche
Umſtaͤnde, daß fuͤr das geſammte Corpus der
evangeliſchen Staͤnde, wenn es ſich nicht ein Mit-
glied nach dem andern einſeitig entziehen laßen
wollte, nichts uͤbrig blieb, als einen ſolchen Schluß
zu faſſen, wie es am 26. Jul. 1775. zu Regens-
burg geſchah. Man beſchloß nehmlich, nach dem
bisherigen Beſitzſtande die Weſtphaͤliſchen und
Fraͤnkiſchen Grafencollegien auf der evangeliſchen
Seite ſorgſamſt zu erhalten, und deswegen feſt-
zuſetzen: ”daß die evangeliſchen Subdelegirten bey
dem Viſitationsconvente ſowohl in der bevorſtehen-
den dritten, als in den weiter folgenden Claſſen
mit einzelnen catholiſchen Grafen, ſo ſich nicht im
Namen des ganzen Collegii oder ſaͤmmtlicher Mit-
glieder curiatim gehoͤrig zu legitimiren vermoͤch-
ten, in einige Berathſchlagung ſich nicht einlaßen,
ſondern bey deren Erſcheinung jedesmal mit Pro-
teſtation abtreten ſollten.”


XXX.

Als hierwider das Corpus der catholiſchen
Reichsſtaͤnde am 5. Aug. 1775. einen ganz entge-
gengeſetzten Schluß faßte, und alſo bey dieſer Tren-
nung der beiden Religionstheile nach Vorſchrift
des Weſtphaͤliſchen Friedens nichts, als alleinige
guͤtliche Vergleichung, uͤbrig blieb; gab das evan-
geliſche Corpus in ſo weit nach, daß in Gefolg
einer zwiſchen den Hoͤfen zu Wien und Berlin ge-
pflogenen Unterhandlung einsweilen zur dritten
Claſſe die Schwaͤbiſchen und Wetterauiſchen Gra-
fen berufen werden ſollten; da dann mittlerweile

wegen
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[146/0180] XIII. Joſeph II. 1764-1786. Zur dritten Claſſe wurde unterm 15. May 1775. ſo gar fuͤr das Fraͤnkiſche Grafencollegium auf der catholiſchen Seite ein Ausſchreiben er- laßen. Damit kam die Sache offenbar in ſolche Umſtaͤnde, daß fuͤr das geſammte Corpus der evangeliſchen Staͤnde, wenn es ſich nicht ein Mit- glied nach dem andern einſeitig entziehen laßen wollte, nichts uͤbrig blieb, als einen ſolchen Schluß zu faſſen, wie es am 26. Jul. 1775. zu Regens- burg geſchah. Man beſchloß nehmlich, nach dem bisherigen Beſitzſtande die Weſtphaͤliſchen und Fraͤnkiſchen Grafencollegien auf der evangeliſchen Seite ſorgſamſt zu erhalten, und deswegen feſt- zuſetzen: ”daß die evangeliſchen Subdelegirten bey dem Viſitationsconvente ſowohl in der bevorſtehen- den dritten, als in den weiter folgenden Claſſen mit einzelnen catholiſchen Grafen, ſo ſich nicht im Namen des ganzen Collegii oder ſaͤmmtlicher Mit- glieder curiatim gehoͤrig zu legitimiren vermoͤch- ten, in einige Berathſchlagung ſich nicht einlaßen, ſondern bey deren Erſcheinung jedesmal mit Pro- teſtation abtreten ſollten.” Als hierwider das Corpus der catholiſchen Reichsſtaͤnde am 5. Aug. 1775. einen ganz entge- gengeſetzten Schluß faßte, und alſo bey dieſer Tren- nung der beiden Religionstheile nach Vorſchrift des Weſtphaͤliſchen Friedens nichts, als alleinige guͤtliche Vergleichung, uͤbrig blieb; gab das evan- geliſche Corpus in ſo weit nach, daß in Gefolg einer zwiſchen den Hoͤfen zu Wien und Berlin ge- pflogenen Unterhandlung einsweilen zur dritten Claſſe die Schwaͤbiſchen und Wetterauiſchen Gra- fen berufen werden ſollten; da dann mittlerweile wegen

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/180>, abgerufen am 23.11.2024.