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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIV. Heutige Verfassung.
haben; wie z. B. die Stadt Schweinsberg in Hessen
vom Kaiser Ludewig von Baiern. Allein alle die
Rechte, welche Städte von Flecken und Dörfern
unterscheiden, kann unstreitig ein jeder Reichs-
stand heutiges Tages vermöge der Landeshoheit
ertheilen; es sey, daß eine ganz neue Stadt er-
bauet, oder auch ein bereits vorhandenes Dorf
oder ein so genannter Flecken mittelst Anlegung
gepflasterter Straßen und Umgebung desselben
mit Mauern und Thoren, wie auch mit Gestat-
tung eines eignen Stadtraths und des Rechts der
Zünfte, Jahrmärkte, Bierbrauereyen und an-
derer bürgerlicher Nahrungszweige, in eine Stadt
verwandelt werde. Alles das kann jetzt, ohne
der Landeshoheit vorzugreifen, vermöge der kaiser-
lichen Gewalt nicht geschehen.


X.

Ein anderes ist es, wenn vielleicht von älte-
ren Zeiten her ein kaiserliches Privilegium, oder
ein Vertrag, oder irgend ein anderer Rechtsgrund
einem Reichsstande ein Recht zu widersprechen ver-
schafft hat, im Fall in einem gewissen Bezirke in
seiner Nähe eine neue Stadt angelegt werden soll-
te, wie z. B. die Stadt Frankfurt am Main auf
solche Art nicht zugeben will, daß ein benach-
barter Ort Offenbach im Isenburgischen zur

Stadt
und mit so vielerley Waaren, aus so vielerley na-
hen und entfernten Gegenden, als es seyn kann,
herbeyzuziehen. Da läßt sich begreifen, daß Be-
gnadigungen und Befreyungen, denen ein Reichs-
stand nur, so weit die Gränzen seines eignen Lan-
des gehen, Nachdruck geben kann, bey weitem
nicht so zweckmäßig sind, als wenn das kaiserli-
che Ansehen für ganz Teutschland die Gewähr lei-
sten kann.

XIV. Heutige Verfaſſung.
haben; wie z. B. die Stadt Schweinsberg in Heſſen
vom Kaiſer Ludewig von Baiern. Allein alle die
Rechte, welche Staͤdte von Flecken und Doͤrfern
unterſcheiden, kann unſtreitig ein jeder Reichs-
ſtand heutiges Tages vermoͤge der Landeshoheit
ertheilen; es ſey, daß eine ganz neue Stadt er-
bauet, oder auch ein bereits vorhandenes Dorf
oder ein ſo genannter Flecken mittelſt Anlegung
gepflaſterter Straßen und Umgebung deſſelben
mit Mauern und Thoren, wie auch mit Geſtat-
tung eines eignen Stadtraths und des Rechts der
Zuͤnfte, Jahrmaͤrkte, Bierbrauereyen und an-
derer buͤrgerlicher Nahrungszweige, in eine Stadt
verwandelt werde. Alles das kann jetzt, ohne
der Landeshoheit vorzugreifen, vermoͤge der kaiſer-
lichen Gewalt nicht geſchehen.


X.

Ein anderes iſt es, wenn vielleicht von aͤlte-
ren Zeiten her ein kaiſerliches Privilegium, oder
ein Vertrag, oder irgend ein anderer Rechtsgrund
einem Reichsſtande ein Recht zu widerſprechen ver-
ſchafft hat, im Fall in einem gewiſſen Bezirke in
ſeiner Naͤhe eine neue Stadt angelegt werden ſoll-
te, wie z. B. die Stadt Frankfurt am Main auf
ſolche Art nicht zugeben will, daß ein benach-
barter Ort Offenbach im Iſenburgiſchen zur

Stadt
und mit ſo vielerley Waaren, aus ſo vielerley na-
hen und entfernten Gegenden, als es ſeyn kann,
herbeyzuziehen. Da laͤßt ſich begreifen, daß Be-
gnadigungen und Befreyungen, denen ein Reichs-
ſtand nur, ſo weit die Graͤnzen ſeines eignen Lan-
des gehen, Nachdruck geben kann, bey weitem
nicht ſo zweckmaͤßig ſind, als wenn das kaiſerli-
che Anſehen fuͤr ganz Teutſchland die Gewaͤhr lei-
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[268/0302] XIV. Heutige Verfaſſung. haben; wie z. B. die Stadt Schweinsberg in Heſſen vom Kaiſer Ludewig von Baiern. Allein alle die Rechte, welche Staͤdte von Flecken und Doͤrfern unterſcheiden, kann unſtreitig ein jeder Reichs- ſtand heutiges Tages vermoͤge der Landeshoheit ertheilen; es ſey, daß eine ganz neue Stadt er- bauet, oder auch ein bereits vorhandenes Dorf oder ein ſo genannter Flecken mittelſt Anlegung gepflaſterter Straßen und Umgebung deſſelben mit Mauern und Thoren, wie auch mit Geſtat- tung eines eignen Stadtraths und des Rechts der Zuͤnfte, Jahrmaͤrkte, Bierbrauereyen und an- derer buͤrgerlicher Nahrungszweige, in eine Stadt verwandelt werde. Alles das kann jetzt, ohne der Landeshoheit vorzugreifen, vermoͤge der kaiſer- lichen Gewalt nicht geſchehen. Ein anderes iſt es, wenn vielleicht von aͤlte- ren Zeiten her ein kaiſerliches Privilegium, oder ein Vertrag, oder irgend ein anderer Rechtsgrund einem Reichsſtande ein Recht zu widerſprechen ver- ſchafft hat, im Fall in einem gewiſſen Bezirke in ſeiner Naͤhe eine neue Stadt angelegt werden ſoll- te, wie z. B. die Stadt Frankfurt am Main auf ſolche Art nicht zugeben will, daß ein benach- barter Ort Offenbach im Iſenburgiſchen zur Stadt (d) (d) und mit ſo vielerley Waaren, aus ſo vielerley na- hen und entfernten Gegenden, als es ſeyn kann, herbeyzuziehen. Da laͤßt ſich begreifen, daß Be- gnadigungen und Befreyungen, denen ein Reichs- ſtand nur, ſo weit die Graͤnzen ſeines eignen Lan- des gehen, Nachdruck geben kann, bey weitem nicht ſo zweckmaͤßig ſind, als wenn das kaiſerli- che Anſehen fuͤr ganz Teutſchland die Gewaͤhr lei- ſten kann.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/302>, abgerufen am 22.11.2024.