Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.XIV. Heutige Verfassung. Anfange des XVI. Jahrhunderts so gar die zweyErzbisthümer Mainz und Magdeburg in seiner Person vereiniget (r). Doch zwey geistliche Chur- fürstenthümer hat man noch nie in einer Person vereinigen laßen (s); da vielmehr überhaupt der Teutschen Verfassung es nicht gemäß gehalten wird, daß ein Herr zwey Churfürstenthümer zusammen besitzen könne, (wiewohl kein Gesetz darüber vor- handen ist.) Desto häufiger sind aber andere Beyspiele, da es bey einigen beynahe zum Her- kommen geworden ist, daß z. B. Bamberg und Würzburg, Cölln und Münster, nun schon so oft nach einander einerley Herrn gehabt haben, ob- gleich freylich ein jedes von diesen Domcapiteln noch immer das Recht behaupten wird, unabhän- gig vom andern sein eignes Oberhaupt wehlen zu können; so wie es bloß zufällig und weit verän- derlicher ist, wenn dermalen Mainz und Worms, Trier und Augsburg, Hildesheim und Paderborn einerley Herrn haben. V. Dergleichen bloß auf eine Zeitlang statt finden- an- (r) Oben Th. 2. S. 346. (s) Als Lotharius Franz von Schönborn Chur-
fürst zu Mainz war, bekam er 1710. den Pfalz- grafen Franz Ludewig von Neuburg zum Coadju- tor, der inzwischen 1716. Churfürst von Trier wurde. Nach des erstern Tode ward er nun zwar 1729. Churfürst zu Mainz, resignirte aber das Erzstift Trier, wo jetzt Franz Georg von Schön- born erwehlet wurde. XIV. Heutige Verfaſſung. Anfange des XVI. Jahrhunderts ſo gar die zweyErzbiſthuͤmer Mainz und Magdeburg in ſeiner Perſon vereiniget (r). Doch zwey geiſtliche Chur- fuͤrſtenthuͤmer hat man noch nie in einer Perſon vereinigen laßen (s); da vielmehr uͤberhaupt der Teutſchen Verfaſſung es nicht gemaͤß gehalten wird, daß ein Herr zwey Churfuͤrſtenthuͤmer zuſammen beſitzen koͤnne, (wiewohl kein Geſetz daruͤber vor- handen iſt.) Deſto haͤufiger ſind aber andere Beyſpiele, da es bey einigen beynahe zum Her- kommen geworden iſt, daß z. B. Bamberg und Wuͤrzburg, Coͤlln und Muͤnſter, nun ſchon ſo oft nach einander einerley Herrn gehabt haben, ob- gleich freylich ein jedes von dieſen Domcapiteln noch immer das Recht behaupten wird, unabhaͤn- gig vom andern ſein eignes Oberhaupt wehlen zu koͤnnen; ſo wie es bloß zufaͤllig und weit veraͤn- derlicher iſt, wenn dermalen Mainz und Worms, Trier und Augsburg, Hildesheim und Paderborn einerley Herrn haben. V. Dergleichen bloß auf eine Zeitlang ſtatt finden- an- (r) Oben Th. 2. S. 346. (s) Als Lotharius Franz von Schoͤnborn Chur-
fuͤrſt zu Mainz war, bekam er 1710. den Pfalz- grafen Franz Ludewig von Neuburg zum Coadju- tor, der inzwiſchen 1716. Churfuͤrſt von Trier wurde. Nach des erſtern Tode ward er nun zwar 1729. Churfuͤrſt zu Mainz, reſignirte aber das Erzſtift Trier, wo jetzt Franz Georg von Schoͤn- born erwehlet wurde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0320" n="286"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XIV.</hi> Heutige Verfaſſung.</fw><lb/> Anfange des <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Jahrhunderts ſo gar die zwey<lb/> Erzbiſthuͤmer Mainz und Magdeburg in ſeiner<lb/> Perſon vereiniget <note place="foot" n="(r)">Oben Th. 2. S. 346.</note>. Doch zwey geiſtliche Chur-<lb/> fuͤrſtenthuͤmer hat man noch nie in einer Perſon<lb/> vereinigen laßen <note place="foot" n="(s)">Als Lotharius Franz von Schoͤnborn Chur-<lb/> fuͤrſt zu Mainz war, bekam er 1710. den Pfalz-<lb/> grafen Franz Ludewig von Neuburg zum Coadju-<lb/> tor, der inzwiſchen 1716. Churfuͤrſt von Trier<lb/> wurde. Nach des erſtern Tode ward er nun zwar<lb/> 1729. Churfuͤrſt zu Mainz, reſignirte aber das<lb/> Erzſtift Trier, wo jetzt Franz Georg von Schoͤn-<lb/> born erwehlet wurde.</note>; da vielmehr uͤberhaupt der<lb/> Teutſchen Verfaſſung es nicht gemaͤß gehalten wird,<lb/> daß ein Herr zwey Churfuͤrſtenthuͤmer zuſammen<lb/> beſitzen koͤnne, (wiewohl kein Geſetz daruͤber vor-<lb/> handen iſt.) Deſto haͤufiger ſind aber andere<lb/> Beyſpiele, da es bey einigen beynahe zum Her-<lb/> kommen geworden iſt, daß z. B. Bamberg und<lb/> Wuͤrzburg, Coͤlln und Muͤnſter, nun ſchon ſo oft<lb/> nach einander einerley Herrn gehabt haben, ob-<lb/> gleich freylich ein jedes von dieſen Domcapiteln<lb/> noch immer das Recht behaupten wird, unabhaͤn-<lb/> gig vom andern ſein eignes Oberhaupt wehlen zu<lb/> koͤnnen; ſo wie es bloß zufaͤllig und weit veraͤn-<lb/> derlicher iſt, wenn dermalen Mainz und Worms,<lb/> Trier und Augsburg, Hildesheim und Paderborn<lb/> einerley Herrn haben.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </note> <p>Dergleichen bloß auf eine Zeitlang ſtatt finden-<lb/> de Vereinigungen mehrerer Laͤnder koͤnnen ſich in<lb/> weltlichen Haͤuſern nicht ſo leicht zutragen. Doch<lb/> auch da iſt der Fall nicht ganz unmoͤglich, wenn<lb/> z. B. ein regierender Fuͤrſt als <hi rendition="#fr">Vormund</hi> eines<lb/> <fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [286/0320]
XIV. Heutige Verfaſſung.
Anfange des XVI. Jahrhunderts ſo gar die zwey
Erzbiſthuͤmer Mainz und Magdeburg in ſeiner
Perſon vereiniget (r). Doch zwey geiſtliche Chur-
fuͤrſtenthuͤmer hat man noch nie in einer Perſon
vereinigen laßen (s); da vielmehr uͤberhaupt der
Teutſchen Verfaſſung es nicht gemaͤß gehalten wird,
daß ein Herr zwey Churfuͤrſtenthuͤmer zuſammen
beſitzen koͤnne, (wiewohl kein Geſetz daruͤber vor-
handen iſt.) Deſto haͤufiger ſind aber andere
Beyſpiele, da es bey einigen beynahe zum Her-
kommen geworden iſt, daß z. B. Bamberg und
Wuͤrzburg, Coͤlln und Muͤnſter, nun ſchon ſo oft
nach einander einerley Herrn gehabt haben, ob-
gleich freylich ein jedes von dieſen Domcapiteln
noch immer das Recht behaupten wird, unabhaͤn-
gig vom andern ſein eignes Oberhaupt wehlen zu
koͤnnen; ſo wie es bloß zufaͤllig und weit veraͤn-
derlicher iſt, wenn dermalen Mainz und Worms,
Trier und Augsburg, Hildesheim und Paderborn
einerley Herrn haben.
Dergleichen bloß auf eine Zeitlang ſtatt finden-
de Vereinigungen mehrerer Laͤnder koͤnnen ſich in
weltlichen Haͤuſern nicht ſo leicht zutragen. Doch
auch da iſt der Fall nicht ganz unmoͤglich, wenn
z. B. ein regierender Fuͤrſt als Vormund eines
an-
(r) Oben Th. 2. S. 346.
(s) Als Lotharius Franz von Schoͤnborn Chur-
fuͤrſt zu Mainz war, bekam er 1710. den Pfalz-
grafen Franz Ludewig von Neuburg zum Coadju-
tor, der inzwiſchen 1716. Churfuͤrſt von Trier
wurde. Nach des erſtern Tode ward er nun zwar
1729. Churfuͤrſt zu Mainz, reſignirte aber das
Erzſtift Trier, wo jetzt Franz Georg von Schoͤn-
born erwehlet wurde.
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