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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
keine Mißheirath sey; so möchte es wohl nicht lan-
ge währen, daß Fürsten häufiger adeliche Perso-
nen, als gebohrne Prinzessinnen, zu Gemahlin-
nen nehmen würden. Unter jenen würde wenig-
stens die Wahl ungleich größer seyn. Und wie
manche Prinzessinn würde dann nicht unvermählt
bleiben? Ob aber dann auch der bisherige Vor-
zug des Teutschen Fürstenstandes, daß Monarchen
Teutsche Prinzessinnen zu Gemahlinnen wehlen,
noch lange währen würde, wenn sie dadurch Ge-
fahr liefen mit adelichen Geschlechtern in Ver-
wandtschaft zu kommen, das möchte wohl eine an-
dere Frage seyn. Hingegen nachgebohrne Herren
fürstlicher Häuser, die jetzt selten ebenbürtige Ge-
mahlinnen nehmen können, würden freylich un-
gleich häufiger mit adelichen Damen sich vermäh-
len. Und wenn deren Töchter dann wieder der
Fräuleinsteuer, wie solche in den meisten Ländern,
doch bisher durchgängig nur für Töchter aus eben-
bürtigen Ehen, hergebracht ist, sich zu erfreuen
hätten, so möchten sich die Teutschen Landschaften
nur auf öftere Fräuleinsteuern gefaßt halten; --
vieler anderen Folgen von Nepotismus u. d. gl.,
die einem jeden bey einigem Nachdenken leicht von
selbsten einleuchten werden, nicht zu gedenken.


XVII.

Die Materie von Mißheirathen ist inzwischen
nicht die einzige, die von den damals an Carl den
VII. erlaßenen churfürstlichen Collegialschreiben
noch nicht erlediget worden. Auch mit mehreren
Stellen der Wahlcapitulation hat es noch jetzt
eben die Bewandtniß, wie zu der Zeit, da sie
zuerst eingerückt wurden. Diejenigen, die seit-
dem zur Sprache gekommen sind, werden sich füg-

lich

XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
keine Mißheirath ſey; ſo moͤchte es wohl nicht lan-
ge waͤhren, daß Fuͤrſten haͤufiger adeliche Perſo-
nen, als gebohrne Prinzeſſinnen, zu Gemahlin-
nen nehmen wuͤrden. Unter jenen wuͤrde wenig-
ſtens die Wahl ungleich groͤßer ſeyn. Und wie
manche Prinzeſſinn wuͤrde dann nicht unvermaͤhlt
bleiben? Ob aber dann auch der bisherige Vor-
zug des Teutſchen Fuͤrſtenſtandes, daß Monarchen
Teutſche Prinzeſſinnen zu Gemahlinnen wehlen,
noch lange waͤhren wuͤrde, wenn ſie dadurch Ge-
fahr liefen mit adelichen Geſchlechtern in Ver-
wandtſchaft zu kommen, das moͤchte wohl eine an-
dere Frage ſeyn. Hingegen nachgebohrne Herren
fuͤrſtlicher Haͤuſer, die jetzt ſelten ebenbuͤrtige Ge-
mahlinnen nehmen koͤnnen, wuͤrden freylich un-
gleich haͤufiger mit adelichen Damen ſich vermaͤh-
len. Und wenn deren Toͤchter dann wieder der
Fraͤuleinſteuer, wie ſolche in den meiſten Laͤndern,
doch bisher durchgaͤngig nur fuͤr Toͤchter aus eben-
buͤrtigen Ehen, hergebracht iſt, ſich zu erfreuen
haͤtten, ſo moͤchten ſich die Teutſchen Landſchaften
nur auf oͤftere Fraͤuleinſteuern gefaßt halten; —
vieler anderen Folgen von Nepotismus u. d. gl.,
die einem jeden bey einigem Nachdenken leicht von
ſelbſten einleuchten werden, nicht zu gedenken.


XVII.

Die Materie von Mißheirathen iſt inzwiſchen
nicht die einzige, die von den damals an Carl den
VII. erlaßenen churfuͤrſtlichen Collegialſchreiben
noch nicht erlediget worden. Auch mit mehreren
Stellen der Wahlcapitulation hat es noch jetzt
eben die Bewandtniß, wie zu der Zeit, da ſie
zuerſt eingeruͤckt wurden. Diejenigen, die ſeit-
dem zur Sprache gekommen ſind, werden ſich fuͤg-

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[30/0064] XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748. keine Mißheirath ſey; ſo moͤchte es wohl nicht lan- ge waͤhren, daß Fuͤrſten haͤufiger adeliche Perſo- nen, als gebohrne Prinzeſſinnen, zu Gemahlin- nen nehmen wuͤrden. Unter jenen wuͤrde wenig- ſtens die Wahl ungleich groͤßer ſeyn. Und wie manche Prinzeſſinn wuͤrde dann nicht unvermaͤhlt bleiben? Ob aber dann auch der bisherige Vor- zug des Teutſchen Fuͤrſtenſtandes, daß Monarchen Teutſche Prinzeſſinnen zu Gemahlinnen wehlen, noch lange waͤhren wuͤrde, wenn ſie dadurch Ge- fahr liefen mit adelichen Geſchlechtern in Ver- wandtſchaft zu kommen, das moͤchte wohl eine an- dere Frage ſeyn. Hingegen nachgebohrne Herren fuͤrſtlicher Haͤuſer, die jetzt ſelten ebenbuͤrtige Ge- mahlinnen nehmen koͤnnen, wuͤrden freylich un- gleich haͤufiger mit adelichen Damen ſich vermaͤh- len. Und wenn deren Toͤchter dann wieder der Fraͤuleinſteuer, wie ſolche in den meiſten Laͤndern, doch bisher durchgaͤngig nur fuͤr Toͤchter aus eben- buͤrtigen Ehen, hergebracht iſt, ſich zu erfreuen haͤtten, ſo moͤchten ſich die Teutſchen Landſchaften nur auf oͤftere Fraͤuleinſteuern gefaßt halten; — vieler anderen Folgen von Nepotismus u. d. gl., die einem jeden bey einigem Nachdenken leicht von ſelbſten einleuchten werden, nicht zu gedenken. Die Materie von Mißheirathen iſt inzwiſchen nicht die einzige, die von den damals an Carl den VII. erlaßenen churfuͤrſtlichen Collegialſchreiben noch nicht erlediget worden. Auch mit mehreren Stellen der Wahlcapitulation hat es noch jetzt eben die Bewandtniß, wie zu der Zeit, da ſie zuerſt eingeruͤckt wurden. Diejenigen, die ſeit- dem zur Sprache gekommen ſind, werden ſich fuͤg- lich

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/64>, abgerufen am 21.11.2024.