Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand eilung des Pabstes Leonis X. Nemliches zancketen sich zwey elende Brüdergen unter einander/ deren es dem einen umb die Gottesfurcht/ dem andern umb der Priester Gewinn mehr zu thun zu seyn schiene. Anfangs hielten sie alle beyde des Pabsts Ansehen in ehren; da hätte sich ein verständiger Richter bey beeden Thei- len schicken/ oder beeden bey zeiten ein still schweigen aufferlegen sollen/ damit nicht solcher Handel bey dem Pöbel in arg- wohn geriethe. Man hätte nicht so of- fentlich mit den Krämern halten sollen/ daß man nicht meynen möchte/ man trü- ge mehr sorge für des Pabstes Beutel/ als für der Menschen Seligkeit/ oder als wenn er lieber Geld für die Sünde nemen wol- te/ als dieselbige verbieten. Und würde den andachtlosen Leuten gelegenheit zu argwohnen an die Hand gegeben/ als wenn die Priester gleiches Wunsches wären mit den Artzten und Wundärtzten/ wel- che von den Wunden und Kranckheiten der
Vom Zuſtand eilung des Pabſtes Leonis X. Nemliches zancketen ſich zwey elende Bruͤdergen unter einander/ deren es dem einen umb die Gottesfurcht/ dem andern umb der Prieſter Gewinn mehr zu thun zu ſeyn ſchiene. Anfangs hielten ſie alle beyde des Pabſts Anſehen in ehren; da haͤtte ſich ein verſtaͤndiger Richter bey beeden Thei- len ſchicken/ oder beeden bey zeiten ein ſtill ſchweigen aufferlegen ſollen/ damit nicht ſolcher Handel bey dem Poͤbel in arg- wohn geriethe. Man haͤtte nicht ſo of- fentlich mit den Kraͤmern halten ſollen/ daß man nicht meynen moͤchte/ man truͤ- ge mehr ſorge fuͤr des Pabſtes Beutel/ als fuͤr der Menſchen Seligkeit/ oder als weñ er lieber Geld fuͤr die Suͤnde nemen wol- te/ als dieſelbige verbieten. Und wuͤrde den andachtloſen Leuten gelegenheit zu argwohnen an die Hand gegeben/ als weñ die Prieſter gleiches Wunſches waͤren mit den Artzten und Wundaͤrtzten/ wel- che von den Wunden und Kranckheiten der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0176" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zuſtand</hi></fw><lb/> eilung des Pabſtes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Leonis X</hi>.</hi> Nemlich<lb/> es zancketen ſich zwey elende Bruͤdergen<lb/> unter einander/ deren es dem einen umb<lb/> die Gottesfurcht/ dem andern umb der<lb/> Prieſter Gewinn mehr zu thun zu ſeyn<lb/> ſchiene. Anfangs hielten ſie alle beyde des<lb/> Pabſts Anſehen in ehren; da haͤtte ſich<lb/> ein verſtaͤndiger Richter bey beeden Thei-<lb/> len ſchicken/ oder beeden bey zeiten ein ſtill<lb/> ſchweigen aufferlegen ſollen/ damit nicht<lb/> ſolcher Handel bey dem Poͤbel in arg-<lb/> wohn geriethe. Man haͤtte nicht ſo of-<lb/> fentlich mit den Kraͤmern halten ſollen/<lb/> daß man nicht meynen moͤchte/ man truͤ-<lb/> ge mehr ſorge fuͤr des Pabſtes Beutel/ als<lb/> fuͤr der Menſchen Seligkeit/ oder als weñ<lb/> er lieber Geld fuͤr die Suͤnde nemen wol-<lb/> te/ als dieſelbige verbieten. <hi rendition="#aq">U</hi>nd wuͤrde<lb/> den andachtloſen Leuten gelegenheit zu<lb/> argwohnen an die Hand gegeben/ als weñ<lb/> die Prieſter gleiches Wunſches waͤren<lb/> mit den Artzten und Wundaͤrtzten/ wel-<lb/> che von den Wunden und Kranckheiten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0176]
Vom Zuſtand
eilung des Pabſtes Leonis X. Nemlich
es zancketen ſich zwey elende Bruͤdergen
unter einander/ deren es dem einen umb
die Gottesfurcht/ dem andern umb der
Prieſter Gewinn mehr zu thun zu ſeyn
ſchiene. Anfangs hielten ſie alle beyde des
Pabſts Anſehen in ehren; da haͤtte ſich
ein verſtaͤndiger Richter bey beeden Thei-
len ſchicken/ oder beeden bey zeiten ein ſtill
ſchweigen aufferlegen ſollen/ damit nicht
ſolcher Handel bey dem Poͤbel in arg-
wohn geriethe. Man haͤtte nicht ſo of-
fentlich mit den Kraͤmern halten ſollen/
daß man nicht meynen moͤchte/ man truͤ-
ge mehr ſorge fuͤr des Pabſtes Beutel/ als
fuͤr der Menſchen Seligkeit/ oder als weñ
er lieber Geld fuͤr die Suͤnde nemen wol-
te/ als dieſelbige verbieten. Und wuͤrde
den andachtloſen Leuten gelegenheit zu
argwohnen an die Hand gegeben/ als weñ
die Prieſter gleiches Wunſches waͤren
mit den Artzten und Wundaͤrtzten/ wel-
che von den Wunden und Kranckheiten
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |