Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand Teutschland gewohnet/ an der Spracheund Sitten von den andern Frantzosen un- terschieden/ und sich den Teutschen gemäß gestellet haben; Dieses ist gewiß/ daß vor den 300. Jahr nach Christi Geburt in den Historien der Francken kaum gedacht wer- de; daher entstehet eine zwiefache Mey- nung/ indem etliche dafür halten/ daß die/ so von dem Tacito Chauci genennet wer- den/ den alten Nahmen durch das Wort Francken verendert haben. Andere aber meynen/ daß viel teutsche Völcker/ oder eine von ihnen zusammen gelauffene Menge durch diesen Nahmen eine sonderliche be- gierde der Freyheit vorgewand. Denn Francus bedeutet in teutscher Sprache ei- nen freyen Menschen. Es wird auch das Zeugniß der Könige in Franckreich Fran- cisci I. und Henrici II. herbey gebracht/ welche in Briffen an die Teutschen Stän- de bekennen/ daß sie von den Teutschen her- stammen; Ob wol ein verständiger leicht mercket/ warumb bißweilen dergleichen verwandschafften gerühmet werden. §. 5.
Vom Zuſtand Teutſchland gewohnet/ an der Spracheund Sitten von den andeꝛn Frantzoſen un- terſchieden/ und ſich den Teutſchen gemaͤß geſtellet haben; Dieſes iſt gewiß/ daß vor den 300. Jahr nach Chriſti Geburt in den Hiſtorien der Francken kaum gedacht wer- de; daher entſtehet eine zwiefache Mey- nung/ indem etliche dafuͤr halten/ daß die/ ſo von dem Tacito Chauci genennet wer- den/ den alten Nahmen durch das Wort Francken verendert haben. Andere aber meynen/ daß viel teutſche Voͤlcker/ odeꝛ eine von ihnen zuſammen gelauffene Menge durch dieſen Nahmen eine ſonderliche be- gierde der Freyheit vorgewand. Denn Francus bedeutet in teutſcher Sprache ei- nen freyen Menſchen. Es wird auch das Zeugniß der Koͤnige in Franckreich Fran- cisci I. und Henrici II. herbey gebracht/ welche in Briffen an die Teutſchen Staͤn- de bekennen/ daß ſie von den Teutſchen her- ſtammen; Ob wol ein verſtaͤndiger leicht mercket/ warumb bißweilen dergleichen verwandſchafften geruͤhmet werden. §. 5.
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Vom Zuſtand
Teutſchland gewohnet/ an der Sprache
und Sitten von den andeꝛn Frantzoſen un-
terſchieden/ und ſich den Teutſchen gemaͤß
geſtellet haben; Dieſes iſt gewiß/ daß vor
den 300. Jahr nach Chriſti Geburt in den
Hiſtorien der Francken kaum gedacht wer-
de; daher entſtehet eine zwiefache Mey-
nung/ indem etliche dafuͤr halten/ daß die/ ſo
von dem Tacito Chauci genennet wer-
den/ den alten Nahmen durch das Wort
Francken verendert haben. Andere aber
meynen/ daß viel teutſche Voͤlcker/ odeꝛ eine
von ihnen zuſammen gelauffene Menge
durch dieſen Nahmen eine ſonderliche be-
gierde der Freyheit vorgewand. Denn
Francus bedeutet in teutſcher Sprache ei-
nen freyen Menſchen. Es wird auch das
Zeugniß der Koͤnige in Franckreich Fran-
cisci I. und Henrici II. herbey gebracht/
welche in Briffen an die Teutſchen Staͤn-
de bekennen/ daß ſie von den Teutſchen her-
ſtammen; Ob wol ein verſtaͤndiger leicht
mercket/ warumb bißweilen dergleichen
verwandſchafften geruͤhmet werden.
§. 5.
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