Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand hängenden Leib zerschneidet. Gleichfalsscheinet/ daß die gedachten Fürsten nicht leichi zugeben werden/ daß der Bischoff zu Hildesheim die Stadt Hildesheim unter- drücke. Es ist offenbahr/ daß der Bran- denburgische Churfürst nicht wol zu frie- den sey mit der all zu grossen Freyheit der Städte in seinem Gebiet/ daher auch viel- leicht Magdeburg eine veränderung zuge- warten hat nach abgang Hertzogen Augusti zu Sachsen. Die Erfurter haben vor kur- tzer Zeit ihre noch zweiffelhaffte Freyheit verlohren/ welche wie sie wegen ihrer thor- und faulheit der Freyheit unwürdig ge- schienen/ also können die verständigen noch nicht genugsam begreiffen/ warumb die Sachsen solch Schloß Thüringer Landes nicht vielmehr für sich haben behalten wol- len: Auch hat es den Holländern/ halte ich/ schon gereuet/ daß sie der Stadt Mün- sier keine Hülffe wider ihren Bischoff ge- leistet/ vornemlich weil es statlich gewesen/ die Stadt/ welche gleiches vorgenommen/ und ihre
Vom Zuſtand haͤngenden Leib zerſchneidet. Gleichfalsſcheinet/ daß die gedachten Fuͤrſten nicht leichi zugeben werden/ daß der Biſchoff zu Hildesheim die Stadt Hildesheim unter- druͤcke. Es iſt offenbahr/ daß der Bran- denburgiſche Churfuͤrſt nicht wol zu frie- den ſey mit der all zu groſſen Freyheit der Staͤdte in ſeinem Gebiet/ daher auch viel- leicht Magdeburg eine veraͤnderung zuge- warten hat nach abgang Hertzogen Auguſti zu Sachſen. Die Erfurter haben vor kur- tzer Zeit ihre noch zweiffelhaffte Freyheit verlohren/ welche wie ſie wegen ihrer thor- und faulheit der Freyheit unwuͤrdig ge- ſchienen/ alſo koͤnnen die verſtaͤndigen noch nicht genugſam begreiffen/ warumb die Sachſen ſolch Schloß Thuͤringer Landes nicht vielmehr fuͤr ſich haben behalten wol- len: Auch hat es den Hollaͤndern/ halte ich/ ſchon gereuet/ daß ſie der Stadt Muͤn- ſier keine Huͤlffe wider ihren Biſchoff ge- leiſtet/ vornemlich weil es ſtatlich geweſen/ die Stadt/ welche gleiches vorgenom̃en/ uñ ihre
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Vom Zuſtand
haͤngenden Leib zerſchneidet. Gleichfals
ſcheinet/ daß die gedachten Fuͤrſten nicht
leichi zugeben werden/ daß der Biſchoff zu
Hildesheim die Stadt Hildesheim unter-
druͤcke. Es iſt offenbahr/ daß der Bran-
denburgiſche Churfuͤrſt nicht wol zu frie-
den ſey mit der all zu groſſen Freyheit der
Staͤdte in ſeinem Gebiet/ daher auch viel-
leicht Magdeburg eine veraͤnderung zuge-
warten hat nach abgang Hertzogen Auguſti
zu Sachſen. Die Erfurter haben vor kur-
tzer Zeit ihre noch zweiffelhaffte Freyheit
verlohren/ welche wie ſie wegen ihrer thor-
und faulheit der Freyheit unwuͤrdig ge-
ſchienen/ alſo koͤnnen die verſtaͤndigen noch
nicht genugſam begreiffen/ warumb die
Sachſen ſolch Schloß Thuͤringer Landes
nicht vielmehr fuͤr ſich haben behalten wol-
len: Auch hat es den Hollaͤndern/ halte
ich/ ſchon gereuet/ daß ſie der Stadt Muͤn-
ſier keine Huͤlffe wider ihren Biſchoff ge-
leiſtet/ vornemlich weil es ſtatlich geweſen/
die Stadt/ welche gleiches vorgenom̃en/ uñ
ihre
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