Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das IV. Capitel gen Heyrath zwischen Henrici TochterMarie, und König Francisci zweiten Sohn tractirte/ erreget worden. Andere sa- gen/ er wäre der Gemahlin müde/ und wegen Liebe gegen Annam Boleniam ih- rer gerne loß gewesen. Welches an- dern deswegen unglaublich vorkommt/ weil er gemeldte Annam erst heyrathete/ da er schon drey Jahr mit dem Scrupul schwanger gangen; da doch sonsten hitzi- ge Liebe so langen Vorzug nicht leydet. Viele glauben/ der Cardinal Wolsey ha- be ihm zu erst diesen Floch ins Ohr gese- tzet/ Carolo V. Verdruß zu thun/ und Francisco I. zugefallen/ und durch diese Ehescheidung eine Heyrath zwischen Hen- rico, und der Hertzogin von Alenson Francisci Schwester zuveranlassen. Wie dem allen/ so gelangete die Sache an Pabst/ welcher den Cardinal Campegi- um verordnete nebenst Wolsey und an- dern die Sache zu untersuchen/ und soll zwar Anfangs der Pabst geneigt gewe- sen seyn Henrico zuwillfahren; soll auch zu dem Ende eine Bullam an Campegium geschickt haben/ jedoch mit Befehl/ sie biß auf weitere Ordre heimlich zuhalten. Als aber nachmahls Caroli V. Sachen so glücklich lieffen/ daß er sich nicht getrau- ete Jhm etwas zuwider zuthun/ befahl er
Das IV. Capitel gen Heyrath zwiſchen Henrici TochterMarie, und Koͤnig Franciſci zweiten Sohn tractirte/ erreget worden. Andere ſa- gen/ er waͤre der Gemahlin muͤde/ und wegen Liebe gegen Annam Boleniam ih- rer gerne loß geweſen. Welches an- dern deswegen unglaublich vorkommt/ weil er gemeldte Annam erſt heyrathete/ da er ſchon drey Jahr mit dem Scrupul ſchwanger gangen; da doch ſonſten hitzi- ge Liebe ſo langen Vorzug nicht leydet. Viele glauben/ der Cardinal Wolſey ha- be ihm zu erſt dieſen Floch ins Ohr geſe- tzet/ Carolo V. Verdruß zu thun/ und Franciſco I. zugefallen/ und durch dieſe Eheſcheidung eine Heyꝛath zwiſchen Hen- rico, und der Hertzogin von Alenſon Franciſci Schweſter zuveranlaſſen. Wie dem allen/ ſo gelangete die Sache an Pabſt/ welcher den Cardinal Campegi- um verordnete nebenſt Wolſey und an- dern die Sache zu unterſuchen/ und ſoll zwar Anfangs der Pabſt geneigt gewe- ſen ſeyn Henrico zuwillfahren; ſoll auch zu dem Ende eine Bullam an Campegium geſchickt haben/ jedoch mit Befehl/ ſie biß auf weitere Ordre heimlich zuhalten. Als aber nachmahls Caroli V. Sachen ſo gluͤcklich lieffen/ daß eꝛ ſich nicht getꝛau- ete Jhm etwas zuwider zuthun/ befahl er
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Das IV. Capitel
gen Heyrath zwiſchen Henrici Tochter
Marie, und Koͤnig Franciſci zweiten Sohn
tractirte/ erreget worden. Andere ſa-
gen/ er waͤre der Gemahlin muͤde/ und
wegen Liebe gegen Annam Boleniam ih-
rer gerne loß geweſen. Welches an-
dern deswegen unglaublich vorkommt/
weil er gemeldte Annam erſt heyrathete/
da er ſchon drey Jahr mit dem Scrupul
ſchwanger gangen; da doch ſonſten hitzi-
ge Liebe ſo langen Vorzug nicht leydet.
Viele glauben/ der Cardinal Wolſey ha-
be ihm zu erſt dieſen Floch ins Ohr geſe-
tzet/ Carolo V. Verdruß zu thun/ und
Franciſco I. zugefallen/ und durch dieſe
Eheſcheidung eine Heyꝛath zwiſchen Hen-
rico, und der Hertzogin von Alenſon
Franciſci Schweſter zuveranlaſſen. Wie
dem allen/ ſo gelangete die Sache an
Pabſt/ welcher den Cardinal Campegi-
um verordnete nebenſt Wolſey und an-
dern die Sache zu unterſuchen/ und ſoll
zwar Anfangs der Pabſt geneigt gewe-
ſen ſeyn Henrico zuwillfahren; ſoll auch
zu dem Ende eine Bullam an Campegium
geſchickt haben/ jedoch mit Befehl/ ſie biß
auf weitere Ordre heimlich zuhalten.
Als aber nachmahls Caroli V. Sachen
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