Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das V. Capitel
einen andern Ubelstand aus Geldman-
gel begehen/ und seine Tochter an Galeas
Visconte
von Milan zur Ehe gleichsam
verkauffen für sechsmahl hundert tau-
send escus d'or. Dieser König verehrete
an seinen jüngsten Sohn Philipp den
Kühnen zugenahmt/ das Hertzogthum
Burgund/ welches durch Absterben
der vorigen Hertzoge war leer worden:
von welchem Philippo die berühmten
Hertzoge von Burgund herstammen/
derer Landschafften an das Hauß Oe-
sterreich kommen sind. Dieser König
starb in Engeland/ dahin er gereiset
war seiner parole ein Genügen zu thun/
weil sein Sohn als Geysel alldar durch-
gangen war. Andere sagen/ er hätte
eine Dame, darin er verliebt war/ besu-
chen wollen/ A. 1364.

CarolusSapiens.
§. 11.

Joanni folgte sein Sohn Carl
V.
oder der Weise/ welcher das Ver-
sehen/ und die Verwegenheit seines Va-
ters und Großvaters klüglich corrigi-
r
et/ indem er sich mit den Englischen nicht
stracks in Schlachten eingelassen/ sondern
durch Verzug/ und List des Cabinets ihre
Hitze lassen ablauffen. Es hatten sich auch
die abgedanckten Soldaten zusammen
rottiret/ deren Muthwillen niemand

steuren

Das V. Capitel
einen andern Ubelſtand aus Geldman-
gel begehen/ und ſeine Tochter an Galeas
Viſconte
von Milan zur Ehe gleichſam
verkauffen fuͤr ſechsmahl hundert tau-
ſend eſcus d’or. Dieſer Koͤnig verehrete
an ſeinen juͤngſten Sohn Philipp den
Kuͤhnen zugenahmt/ das Hertzogthum
Burgund/ welches durch Abſterben
der vorigen Hertzoge war leer worden:
von welchem Philippo die beruͤhmten
Hertzoge von Burgund herſtammen/
derer Landſchafften an das Hauß Oe-
ſterreich kommen ſind. Dieſer Koͤnig
ſtarb in Engeland/ dahin er gereiſet
war ſeiner parole ein Genuͤgen zu thun/
weil ſein Sohn als Geyſel alldar durch-
gangen war. Andere ſagen/ er haͤtte
eine Dame, darin er verliebt war/ beſu-
chen wollen/ A. 1364.

CarolusSapiens.
§. 11.

Joanni folgte ſein Sohn Carl
V.
oder der Weiſe/ welcher das Ver-
ſehen/ und die Verwegenheit ſeines Va-
ters und Großvaters kluͤglich corrigi-
r
et/ indem er ſich mit den Engliſchen nicht
ſtracks in Schlachten eingelaſſen/ ſondeꝛn
durch Verzug/ und Liſt des Cabinets ihre
Hitze laſſen ablauffen. Es hatten ſich auch
die abgedanckten Soldaten zuſammen
rottiret/ deren Muthwillen niemand

ſteuren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0390" n="360"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
einen andern Ubel&#x017F;tand aus Geldman-<lb/>
gel begehen/ und &#x017F;eine Tochter an <hi rendition="#aq">Galeas<lb/>
Vi&#x017F;conte</hi> von <hi rendition="#aq">Milan</hi> zur Ehe gleich&#x017F;am<lb/>
verkauffen fu&#x0364;r &#x017F;echsmahl hundert tau-<lb/>
&#x017F;end <hi rendition="#aq">e&#x017F;cus d&#x2019;or.</hi> Die&#x017F;er Ko&#x0364;nig verehrete<lb/>
an &#x017F;einen ju&#x0364;ng&#x017F;ten Sohn <hi rendition="#aq">Philipp</hi> den<lb/>
Ku&#x0364;hnen zugenahmt/ das Hertzogthum<lb/>
Burgund/ welches durch Ab&#x017F;terben<lb/>
der vorigen Hertzoge war leer worden:<lb/>
von welchem <hi rendition="#aq">Philippo</hi> die beru&#x0364;hmten<lb/>
Hertzoge von Burgund her&#x017F;tammen/<lb/>
derer Land&#x017F;chafften an das Hauß Oe-<lb/>
&#x017F;terreich kommen &#x017F;ind. Die&#x017F;er Ko&#x0364;nig<lb/>
&#x017F;tarb in Engeland/ dahin er gerei&#x017F;et<lb/>
war &#x017F;einer <hi rendition="#aq">parole</hi> ein Genu&#x0364;gen zu thun/<lb/>
weil &#x017F;ein Sohn als Gey&#x017F;el alldar durch-<lb/>
gangen war. Andere &#x017F;agen/ er ha&#x0364;tte<lb/>
eine <hi rendition="#aq">Dame,</hi> darin er verliebt war/ be&#x017F;u-<lb/>
chen wollen/ A. 1364.</p><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">CarolusSapiens.</hi> </note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 11.</head>
            <p><hi rendition="#aq">Joanni</hi> folgte &#x017F;ein Sohn <hi rendition="#aq">Carl<lb/>
V.</hi> oder der Wei&#x017F;e/ welcher das Ver-<lb/>
&#x017F;ehen/ und die Verwegenheit &#x017F;eines Va-<lb/>
ters und Großvaters klu&#x0364;glich <hi rendition="#aq">corrigi-<lb/>
r</hi>et/ indem er &#x017F;ich mit den Engli&#x017F;chen nicht<lb/>
&#x017F;tracks in Schlachten eingela&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;onde&#xA75B;n<lb/>
durch Verzug/ und Li&#x017F;t des <hi rendition="#aq">Cabinets</hi> ihre<lb/>
Hitze la&#x017F;&#x017F;en ablauffen. Es hatten &#x017F;ich auch<lb/>
die abgedanckten Soldaten zu&#x017F;ammen<lb/>
rottiret/ deren Muthwillen niemand<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;teuren</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0390] Das V. Capitel einen andern Ubelſtand aus Geldman- gel begehen/ und ſeine Tochter an Galeas Viſconte von Milan zur Ehe gleichſam verkauffen fuͤr ſechsmahl hundert tau- ſend eſcus d’or. Dieſer Koͤnig verehrete an ſeinen juͤngſten Sohn Philipp den Kuͤhnen zugenahmt/ das Hertzogthum Burgund/ welches durch Abſterben der vorigen Hertzoge war leer worden: von welchem Philippo die beruͤhmten Hertzoge von Burgund herſtammen/ derer Landſchafften an das Hauß Oe- ſterreich kommen ſind. Dieſer Koͤnig ſtarb in Engeland/ dahin er gereiſet war ſeiner parole ein Genuͤgen zu thun/ weil ſein Sohn als Geyſel alldar durch- gangen war. Andere ſagen/ er haͤtte eine Dame, darin er verliebt war/ beſu- chen wollen/ A. 1364. §. 11. Joanni folgte ſein Sohn Carl V. oder der Weiſe/ welcher das Ver- ſehen/ und die Verwegenheit ſeines Va- ters und Großvaters kluͤglich corrigi- ret/ indem er ſich mit den Engliſchen nicht ſtracks in Schlachten eingelaſſen/ ſondeꝛn durch Verzug/ und Liſt des Cabinets ihre Hitze laſſen ablauffen. Es hatten ſich auch die abgedanckten Soldaten zuſammen rottiret/ deren Muthwillen niemand ſteuren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/390
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/390>, abgerufen am 22.11.2024.