Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Franckreich.
umb gantz aus Jtalien getrieben. Fran-
ciscus
ward in Spanien geführet/ und
alldar ziemlich hart gehalten/ so daß
er aus Verdruß sehr kranck ward: wel-
ches seine Freylassung nicht wenig be-
schleunigte/ weil man fürchtete/ er möch-
te aus Unmuth sterben/ wie denn auch
Engeland und die Jtaliänische Staaten
sich wider Carolum zusammen gesetzet/
seiner anwachsenden Macht zu steuren.
Die Conditiones, darunter er loß gelas-
sen/ sind anderwerts berühret; und gab
Franciscus noch darzu seine Parole von
sich/ im Fall sie nicht erfüllet würden/
wolte er sich wieder im Gefängniß stellen.
Allein die Klugen sahen wohl zuvor/ daß
Franciscus nichts halten würde; und wol-
te der Cantzler Gattinara den Tractat
nicht unterschreiben/ weil Carolus dar-
durch nichts würde gewinnen/ als einen
unsterblichen Haß bey Franckreich/ und
einen Spott bey männiglich/ daß sein
Geitz wäre vexiret worden. Jnmassen
auch Franciscus, da er nach dreyzehen
Monat Gefängnüß auf freyen Fuß
kahm/ vorgab/ er wäre im Gefäng-
nüß darzu gezwungen worden; es
lief wieder seinen Eydt/ das er zu
Reims gethan; das Reich wäre nicht

sein/

von Franckreich.
umb gantz aus Jtalien getrieben. Fran-
ciſcus
ward in Spanien gefuͤhret/ und
alldar ziemlich hart gehalten/ ſo daß
er aus Verdruß ſehr kranck ward: wel-
ches ſeine Freylaſſung nicht wenig be-
ſchleunigte/ weil man fuͤrchtete/ er moͤch-
te aus Unmuth ſterben/ wie denn auch
Engeland und die Jtaliaͤniſche Staaten
ſich wider Carolum zuſammen geſetzet/
ſeiner anwachſenden Macht zu ſteuren.
Die Conditiones, darunter er loß gelaſ-
ſen/ ſind anderwerts beruͤhret; und gab
Franciſcus noch darzu ſeine Parole von
ſich/ im Fall ſie nicht erfuͤllet wuͤrden/
wolte er ſich wieder im Gefaͤngniß ſtellen.
Allein die Klugen ſahen wohl zuvor/ daß
Franciſcus nichts halten wuͤrde; und wol-
te der Cantzler Gattinara den Tractat
nicht unterſchreiben/ weil Carolus dar-
durch nichts wuͤrde gewinnen/ als einen
unſterblichen Haß bey Franckreich/ und
einen Spott bey maͤnniglich/ daß ſein
Geitz waͤre vexiret worden. Jnmaſſen
auch Franciſcus, da er nach dreyzehen
Monat Gefaͤngnuͤß auf freyen Fuß
kahm/ vorgab/ er waͤre im Gefaͤng-
nuͤß darzu gezwungen worden; es
lief wieder ſeinen Eydt/ das er zu
Reims gethan; das Reich waͤre nicht

ſein/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0425" n="395"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Franckreich.</hi></fw><lb/>
umb gantz aus Jtalien getrieben. <hi rendition="#aq">Fran-<lb/>
ci&#x017F;cus</hi> ward in Spanien gefu&#x0364;hret/ und<lb/>
alldar ziemlich hart gehalten/ &#x017F;o daß<lb/>
er aus Verdruß &#x017F;ehr kranck ward: wel-<lb/>
ches &#x017F;eine Freyla&#x017F;&#x017F;ung nicht wenig be-<lb/>
&#x017F;chleunigte/ weil man fu&#x0364;rchtete/ er mo&#x0364;ch-<lb/>
te aus Unmuth &#x017F;terben/ wie denn auch<lb/>
Engeland und die Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che Staaten<lb/>
&#x017F;ich wider <hi rendition="#aq">Carolum</hi> zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzet/<lb/>
&#x017F;einer anwach&#x017F;enden Macht zu &#x017F;teuren.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Conditiones,</hi> darunter er loß gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;ind anderwerts beru&#x0364;hret; und gab<lb/><hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus</hi> noch darzu &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Parole</hi> von<lb/>
&#x017F;ich/ im Fall &#x017F;ie nicht erfu&#x0364;llet wu&#x0364;rden/<lb/>
wolte er &#x017F;ich wieder im Gefa&#x0364;ngniß &#x017F;tellen.<lb/>
Allein die Klugen &#x017F;ahen wohl zuvor/ daß<lb/><hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus</hi> nichts halten wu&#x0364;rde; und wol-<lb/>
te der Cantzler <hi rendition="#aq">Gattinara</hi> den <hi rendition="#aq">Tractat</hi><lb/>
nicht unter&#x017F;chreiben/ weil <hi rendition="#aq">Carolus</hi> dar-<lb/>
durch nichts wu&#x0364;rde gewinnen/ als einen<lb/>
un&#x017F;terblichen Haß bey Franckreich/ und<lb/>
einen Spott bey ma&#x0364;nniglich/ daß &#x017F;ein<lb/>
Geitz wa&#x0364;re vexiret worden. Jnma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus,</hi> da er nach dreyzehen<lb/>
Monat Gefa&#x0364;ngnu&#x0364;ß auf freyen Fuß<lb/>
kahm/ vorgab/ er wa&#x0364;re im Gefa&#x0364;ng-<lb/>
nu&#x0364;ß darzu gezwungen worden; es<lb/>
lief wieder &#x017F;einen Eydt/ das er zu<lb/><hi rendition="#aq">Reims</hi> gethan; das Reich wa&#x0364;re nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ein/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0425] von Franckreich. umb gantz aus Jtalien getrieben. Fran- ciſcus ward in Spanien gefuͤhret/ und alldar ziemlich hart gehalten/ ſo daß er aus Verdruß ſehr kranck ward: wel- ches ſeine Freylaſſung nicht wenig be- ſchleunigte/ weil man fuͤrchtete/ er moͤch- te aus Unmuth ſterben/ wie denn auch Engeland und die Jtaliaͤniſche Staaten ſich wider Carolum zuſammen geſetzet/ ſeiner anwachſenden Macht zu ſteuren. Die Conditiones, darunter er loß gelaſ- ſen/ ſind anderwerts beruͤhret; und gab Franciſcus noch darzu ſeine Parole von ſich/ im Fall ſie nicht erfuͤllet wuͤrden/ wolte er ſich wieder im Gefaͤngniß ſtellen. Allein die Klugen ſahen wohl zuvor/ daß Franciſcus nichts halten wuͤrde; und wol- te der Cantzler Gattinara den Tractat nicht unterſchreiben/ weil Carolus dar- durch nichts wuͤrde gewinnen/ als einen unſterblichen Haß bey Franckreich/ und einen Spott bey maͤnniglich/ daß ſein Geitz waͤre vexiret worden. Jnmaſſen auch Franciſcus, da er nach dreyzehen Monat Gefaͤngnuͤß auf freyen Fuß kahm/ vorgab/ er waͤre im Gefaͤng- nuͤß darzu gezwungen worden; es lief wieder ſeinen Eydt/ das er zu Reims gethan; das Reich waͤre nicht ſein/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/425
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/425>, abgerufen am 29.05.2024.