Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VIII. Capitel worden/ die auch selbst dem Regiment ü-bel vorstunden/ indem sie sonderlich die geistlichen beneficia Würdigen und Un- würdigen umbs Geld verkaufften. Da nun Henricus erwachsen/ sahe/ daß die Reichsgüter in der Geistlichen Hände gerathen waren/ ließ er sich mercken/ ob wolte er ihnen diese Beute wieder abdrin- gen; wordurch er einen unversühnli- chen Haß derselben auf sich lude. So waren ihm auch die Sachsen gram/ weil er ihren langgeübten Muthwillen durch Aufbauung verschiedener Festungen zu zähmen trachtete; auch ob er wohl viel im Sachsenland Hof hielt/ doch wenig Sachsen zu öffentlichen Aemtern brauch- te. Darneben wandte er auch viel Für- sten von sich ab/ weil er meists die Staats- geschäffte ohne ihr Gutdüncken nach sei- nem eigenen Kopff verwaltete/ und nur schlechte Leute umb sich hatte/ mit denen er rathpflegete. Aus diesen und andern Ursachen nun empöreten sich zu erst die Sachsen wider ihn/ mit denen er lang- wierige und blutige Kriege führete/ wor- innen die Sachsen endlich unterlagen. Aber einen viel grössern Sturm erregte wider ihn der Pabst Hildebrand oder Gregorius VII. mit seinen Nachfolgern. Denn weil es die Päbste lange Zeit her
Das VIII. Capitel worden/ die auch ſelbſt dem Regiment uͤ-bel vorſtunden/ indem ſie ſonderlich die geiſtlichen beneficia Wuͤrdigen und Un- wuͤrdigen umbs Geld verkaufften. Da nun Henricus erwachſen/ ſahe/ daß die Reichsguͤter in der Geiſtlichen Haͤnde gerathen waren/ ließ er ſich mercken/ ob wolte er ihnen dieſe Beute wieder abdrin- gen; wordurch er einen unverſuͤhnli- chen Haß derſelben auf ſich lude. So waren ihm auch die Sachſen gram/ weil er ihren langgeuͤbten Muthwillen durch Aufbauung verſchiedener Feſtungen zu zaͤhmen trachtete; auch ob er wohl viel im Sachſenland Hof hielt/ doch wenig Sachſen zu oͤffentlichen Aemteꝛn brauch- te. Darneben wandte er auch viel Fuͤr- ſten von ſich ab/ weil er meiſts die Staats- geſchaͤffte ohne ihr Gutduͤncken nach ſei- nem eigenen Kopff verwaltete/ und nur ſchlechte Leute umb ſich hatte/ mit denen er rathpflegete. Aus dieſen und andern Urſachen nun empoͤreten ſich zu erſt die Sachſen wider ihn/ mit denen er lang- wierige und blutige Kriege fuͤhrete/ wor- innen die Sachſen endlich unterlagen. Aber einen viel groͤſſern Sturm erregte wider ihn der Pabſt Hildebrand oder Gregorius VII. mit ſeinen Nachfolgern. Denn weil es die Paͤbſte lange Zeit her
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Das VIII. Capitel
worden/ die auch ſelbſt dem Regiment uͤ-
bel vorſtunden/ indem ſie ſonderlich die
geiſtlichen beneficia Wuͤrdigen und Un-
wuͤrdigen umbs Geld verkaufften. Da
nun Henricus erwachſen/ ſahe/ daß die
Reichsguͤter in der Geiſtlichen Haͤnde
gerathen waren/ ließ er ſich mercken/ ob
wolte er ihnen dieſe Beute wieder abdrin-
gen; wordurch er einen unverſuͤhnli-
chen Haß derſelben auf ſich lude. So
waren ihm auch die Sachſen gram/ weil
er ihren langgeuͤbten Muthwillen durch
Aufbauung verſchiedener Feſtungen zu
zaͤhmen trachtete; auch ob er wohl viel
im Sachſenland Hof hielt/ doch wenig
Sachſen zu oͤffentlichen Aemteꝛn brauch-
te. Darneben wandte er auch viel Fuͤr-
ſten von ſich ab/ weil er meiſts die Staats-
geſchaͤffte ohne ihr Gutduͤncken nach ſei-
nem eigenen Kopff verwaltete/ und nur
ſchlechte Leute umb ſich hatte/ mit denen
er rathpflegete. Aus dieſen und andern
Urſachen nun empoͤreten ſich zu erſt die
Sachſen wider ihn/ mit denen er lang-
wierige und blutige Kriege fuͤhrete/ wor-
innen die Sachſen endlich unterlagen.
Aber einen viel groͤſſern Sturm erregte
wider ihn der Pabſt Hildebrand oder
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