Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Rom. genen Element sich aufhielten. Es wur-de auch der Gebrauch dieser Zeichen für bequem gehalten/ weil nicht allein selbige jeder zeit bey der Hand sind; sondern auch weil man dero Bewegung und Stimmen auf mancherley Art ausdeuten kan/ wie es die gegenwärtige Zeit und Geschäffte erfordern. Und brauchten also dieses Propheceyen aus dem Vogelflug die li- stigen Priester nur zu dem Ende/ damit sie den unverständigen Pöbel frölich/ hertzhaft/ traurig/ verzagt/ voll- oder oh- ne Hofnung machten/ nach dem es dem gegenwärtigen Zustand dienlich schiene. Jnmaßen auch der alte Cato/ der selbst ein Augur war/ sich nicht scheuete zu sa- gen: es nehme ihn wunder/ daß ein Aru- spex, wenn er einen andern Aruspicem sehe/ sich des Lachens enthalten könte/ weil ihre vermeinte Disciplin so gar aufschlechten Grund gebauet war. So war auch was bey den Römern Religi- on hieß/ hauptsächlich auf den Nutz des Staats gerichtet/ umb die Gemüther des gemeinen Volcks zu lencken/ wie es für je- ne zuträglich schien; anders als unsere Christliche Religion, welche auf die See- ligkeit der Seelen/ und künftigen Zustand der Menschen für nehmlich siehet. Dannen- hero die Religion bey den Römern in keine gewis- C
von Rom. genen Element ſich aufhielten. Es wur-de auch der Gebrauch dieſer Zeichen fuͤr bequem gehalten/ weil nicht allein ſelbige jeder zeit bey der Hand ſind; ſondern auch weil man dero Bewegung und Stim̃en auf mancherley Art ausdeuten kan/ wie es die gegenwaͤrtige Zeit und Geſchaͤffte erfordern. Und brauchten alſo dieſes Propheceyen aus dem Vogelflug die li- ſtigen Prieſter nur zu dem Ende/ damit ſie den unverſtaͤndigen Poͤbel froͤlich/ hertzhaft/ traurig/ verzagt/ voll- oder oh- ne Hofnung machten/ nach dem es dem gegenwaͤrtigen Zuſtand dienlich ſchiene. Jnmaßen auch der alte Cato/ der ſelbſt ein Augur war/ ſich nicht ſcheuete zu ſa- gen: es nehme ihn wunder/ daß ein Aru- ſpex, wenn er einen andern Aruſpicem ſehe/ ſich des Lachens enthalten koͤnte/ weil ihre vermeinte Diſciplin ſo gar aufſchlechten Grund gebauet war. So war auch was bey den Roͤmern Religi- on hieß/ hauptſaͤchlich auf den Nutz des Staats gerichtet/ umb die Gemuͤther des gemeinen Volcks zu lencken/ wie es fuͤr je- ne zutraͤglich ſchien; anders als unſere Chriſtliche Religion, welche auf die See- ligkeit der Seelen/ und kuͤnftigen Zuſtand der Menſchẽ fuͤr nehmlich ſiehet. Dañen- hero die Religion bey den Roͤmern in keine gewiſ- C
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0063" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Rom.</hi></fw><lb/> genen Element ſich aufhielten. Es wur-<lb/> de auch der Gebrauch dieſer Zeichen fuͤr<lb/> bequem gehalten/ weil nicht allein ſelbige<lb/> jeder zeit bey der Hand ſind; ſondern auch<lb/> weil man dero Bewegung und Stim̃en<lb/> auf mancherley Art ausdeuten kan/ wie<lb/> es die gegenwaͤrtige Zeit und Geſchaͤffte<lb/> erfordern. Und brauchten alſo dieſes<lb/> Propheceyen aus dem Vogelflug die li-<lb/> ſtigen Prieſter nur zu dem Ende/ damit<lb/> ſie den unverſtaͤndigen Poͤbel froͤlich/<lb/> hertzhaft/ traurig/ verzagt/ voll- oder oh-<lb/> ne Hofnung machten/ nach dem es dem<lb/> gegenwaͤrtigen Zuſtand dienlich ſchiene.<lb/> Jnmaßen auch der alte Cato/ der ſelbſt<lb/> ein <hi rendition="#aq">Augur</hi> war/ ſich nicht ſcheuete zu ſa-<lb/> gen: es nehme ihn wunder/ daß ein <hi rendition="#aq">Aru-<lb/> ſpex,</hi> wenn er einen andern <hi rendition="#aq">Aruſpicem</hi><lb/> ſehe/ ſich des Lachens enthalten koͤnte/<lb/> weil ihre vermeinte <hi rendition="#aq">Diſciplin</hi> ſo gar<lb/> aufſchlechten Grund gebauet war. So<lb/> war auch was bey den Roͤmern <hi rendition="#aq">Religi-<lb/> on</hi> hieß/ hauptſaͤchlich auf den Nutz des<lb/> Staats gerichtet/ umb die Gemuͤther des<lb/> gemeinen Volcks zu lencken/ wie es fuͤr je-<lb/> ne zutraͤglich ſchien; anders als unſere<lb/> Chriſtliche <hi rendition="#aq">Religion,</hi> welche auf die See-<lb/> ligkeit der Seelen/ und kuͤnftigen Zuſtand<lb/> der Menſchẽ fuͤr nehmlich ſiehet. Dañen-<lb/> hero die <hi rendition="#aq">Religion</hi> bey den Roͤmern in keine<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">gewiſ-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0063]
von Rom.
genen Element ſich aufhielten. Es wur-
de auch der Gebrauch dieſer Zeichen fuͤr
bequem gehalten/ weil nicht allein ſelbige
jeder zeit bey der Hand ſind; ſondern auch
weil man dero Bewegung und Stim̃en
auf mancherley Art ausdeuten kan/ wie
es die gegenwaͤrtige Zeit und Geſchaͤffte
erfordern. Und brauchten alſo dieſes
Propheceyen aus dem Vogelflug die li-
ſtigen Prieſter nur zu dem Ende/ damit
ſie den unverſtaͤndigen Poͤbel froͤlich/
hertzhaft/ traurig/ verzagt/ voll- oder oh-
ne Hofnung machten/ nach dem es dem
gegenwaͤrtigen Zuſtand dienlich ſchiene.
Jnmaßen auch der alte Cato/ der ſelbſt
ein Augur war/ ſich nicht ſcheuete zu ſa-
gen: es nehme ihn wunder/ daß ein Aru-
ſpex, wenn er einen andern Aruſpicem
ſehe/ ſich des Lachens enthalten koͤnte/
weil ihre vermeinte Diſciplin ſo gar
aufſchlechten Grund gebauet war. So
war auch was bey den Roͤmern Religi-
on hieß/ hauptſaͤchlich auf den Nutz des
Staats gerichtet/ umb die Gemuͤther des
gemeinen Volcks zu lencken/ wie es fuͤr je-
ne zutraͤglich ſchien; anders als unſere
Chriſtliche Religion, welche auf die See-
ligkeit der Seelen/ und kuͤnftigen Zuſtand
der Menſchẽ fuͤr nehmlich ſiehet. Dañen-
hero die Religion bey den Roͤmern in keine
gewiſ-
C
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |