Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das VIII. Capitel Anschläge verhindert/ oder doch sehrschwer gemachet werden. Worunter zu- förderst zurechnen die Ungleichheit der Religion zwischen den Catholischen und gesamten Protestanten; welche Ungleich- heit nicht allein in der unterschiedlichen Meinung von den Glaubens-Artickeln/ sondern auch in dem weltlichen Interesse bestehet; in dem die Catholische die Gü- ter/ darauß sie entsetzet worden/ gerne wieder an sich ziehen/ die Protestanten a- ber selbige im gegenwärtigen Stande behaupten wollen. Weswegen man denn gesehen/ daß bißweilen bey den Catholi- schen man mehr auf das Interesse und Passion der Clerisey/ als die gemeine Frey- heit gesehen. Ja es ist zubefahren/ daß wenn Teutschland solte von einem mächtigen auswärtigen Feind mit Ernst angefochten werden/ einige Pfäffisch ge- sinte sich gegen ein frembd Joch nicht so gar sehr sperren solten/ auch wohl sich lassen ein Auge ausstechen/ wenn die Pro- testiren den nur beyde missen solten. Uber dieses sind die Protestirenden wegen un- terschiedlicher Meinung in einigen Glau- bens-Artickeln wieder in zwey Parteyen getheilet/ welcher Unterscheid durch Hi- tze der Priester so viel gewircket/ daß da- durch bald beyde Parteyen wären zu Grun-
Das VIII. Capitel Anſchlaͤge verhindert/ oder doch ſehrſchwer gemachet werden. Worunter zu- foͤrderſt zurechnen die Ungleichheit der Religion zwiſchen den Catholiſchen und geſamten Proteſtanten; welche Ungleich- heit nicht allein in der unterſchiedlichen Meinung von den Glaubens-Artickeln/ ſondern auch in dem weltlichen Intereſſe beſtehet; in dem die Catholiſche die Guͤ- ter/ darauß ſie entſetzet worden/ gerne wieder an ſich ziehen/ die Proteſtanten a- ber ſelbige im gegenwaͤrtigen Stande behaupten wollen. Weswegen man denn geſehen/ daß bißweilen bey den Catholi- ſchen man mehr auf das Intereſſe und Paſſion der Cleriſey/ als die gemeine Frey- heit geſehen. Ja es iſt zubefahren/ daß wenn Teutſchland ſolte von einem maͤchtigen auswaͤrtigen Feind mit Ernſt angefochten werden/ einige Pfaͤffiſch ge- ſinte ſich gegen ein frembd Joch nicht ſo gar ſehr ſperren ſolten/ auch wohl ſich laſſen ein Auge ausſtechen/ wenn die Pro- teſtiren den nur beyde miſſen ſolten. Uber dieſes ſind die Proteſtirenden wegen un- terſchiedlicher Meinung in einigen Glau- bens-Artickeln wieder in zwey Parteyen getheilet/ welcher Unterſcheid durch Hi- tze der Prieſter ſo viel gewircket/ daß da- durch bald beyde Parteyen waͤren zu Grun-
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Das VIII. Capitel
Anſchlaͤge verhindert/ oder doch ſehr
ſchwer gemachet werden. Worunter zu-
foͤrderſt zurechnen die Ungleichheit der
Religion zwiſchen den Catholiſchen und
geſamten Proteſtanten; welche Ungleich-
heit nicht allein in der unterſchiedlichen
Meinung von den Glaubens-Artickeln/
ſondern auch in dem weltlichen Intereſſe
beſtehet; in dem die Catholiſche die Guͤ-
ter/ darauß ſie entſetzet worden/ gerne
wieder an ſich ziehen/ die Proteſtanten a-
ber ſelbige im gegenwaͤrtigen Stande
behaupten wollen. Weswegen man denn
geſehen/ daß bißweilen bey den Catholi-
ſchen man mehr auf das Intereſſe und
Paſſion der Cleriſey/ als die gemeine Frey-
heit geſehen. Ja es iſt zubefahren/ daß
wenn Teutſchland ſolte von einem
maͤchtigen auswaͤrtigen Feind mit Ernſt
angefochten werden/ einige Pfaͤffiſch ge-
ſinte ſich gegen ein frembd Joch nicht ſo
gar ſehr ſperren ſolten/ auch wohl ſich
laſſen ein Auge ausſtechen/ wenn die Pro-
teſtiren den nur beyde miſſen ſolten. Uber
dieſes ſind die Proteſtirenden wegen un-
terſchiedlicher Meinung in einigen Glau-
bens-Artickeln wieder in zwey Parteyen
getheilet/ welcher Unterſcheid durch Hi-
tze der Prieſter ſo viel gewircket/ daß da-
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