Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das IX. Capitel ist. Ob nun wohl Dennemarck gegenTeutschland/ was die Land-Militz belan- get/ gantz in keine Vergleichung kompt/ auch gegen dieselbe Seite Jütland gantz offen stehet; haben doch hingegen die Jn- seln von den Teutschen wenig Gefahr/ weil Teutschland gantz mit keiner Seemacht versehen; es wäre denn/ daß der grosse und kleine Belt zugefröhre/ welches doch selten einmal geschiehet. So scheinen auch we- nig Ursachen zu seyn/ so diese zwey Staa- ten könten zusammen collidiren/ ohne die praetension auf Hamburg/ die Denne- marck nicht so leicht soll fahren lassen; und ist der Bissen ja so delicat, daß einem wol das Maul darnach wässern solte. Allein es soll auch Dennemarck schwer fallen zu seinem Zweck durch öffentliche Gewalt zu gelangen/ wo sich nicht besondere Con- juncturen ereignen/ oder in der Stadt in- nerliche Uneinigkeit und Verrätherey zu ihrer Unterdrückung Anlaß geben. Man soll aber auch nicht leicht vermuthen/ daß die benachbarte Teutsche Fürsten leyden werden/ daß eine so considerable Stadt in auswertige Hände gerathen solte. Jmü- brigen ist Dennemarck höchst angelegen/ daß es bey Teutschland in gutem Verneh- men stehe/ als daraus es seine Land-militz ziehen muß sich gegen Schweden zu weh- ren.
Das IX. Capitel iſt. Ob nun wohl Dennemarck gegenTeutſchland/ was die Land-Militz belan- get/ gantz in keine Vergleichung kompt/ auch gegen dieſelbe Seite Juͤtland gantz offen ſtehet; haben doch hingegen die Jn- ſeln von den Teutſchẽ wenig Gefahr/ weil Teutſchland gantz mit keiner Seemacht verſehen; es waͤre denn/ daß der groſſe uñ kleine Belt zugefroͤhre/ welches doch ſelten einmal geſchiehet. So ſcheinen auch we- nig Urſachen zu ſeyn/ ſo dieſe zwey Staa- ten koͤnten zuſam̃en collidiren/ ohne die prætenſion auf Hamburg/ die Denne- marck nicht ſo leicht ſoll fahren laſſen; und iſt der Biſſen ja ſo delicat, daß einem wol das Maul darnach waͤſſern ſolte. Allein es ſoll auch Dennemarck ſchwer fallen zu ſeinem Zweck durch oͤffentliche Gewalt zu gelangen/ wo ſich nicht beſondere Con- juncturen ereignen/ oder in der Stadt in- nerliche Uneinigkeit und Verraͤtherey zu ihrer Unterdruͤckung Anlaß geben. Man ſoll aber auch nicht leicht vermuthen/ daß die benachbarte Teutſche Fuͤrſten leyden werden/ daß eine ſo conſiderable Stadt in auswertige Haͤnde gerathen ſolte. Jmuͤ- brigen iſt Dennemarck hoͤchſt angelegen/ daß es bey Teutſchland in gutem Veꝛneh- men ſtehe/ als daraus es ſeine Land-militz ziehen muß ſich gegen Schweden zu weh- ren.
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Das IX. Capitel
iſt. Ob nun wohl Dennemarck gegen
Teutſchland/ was die Land-Militz belan-
get/ gantz in keine Vergleichung kompt/
auch gegen dieſelbe Seite Juͤtland gantz
offen ſtehet; haben doch hingegen die Jn-
ſeln von den Teutſchẽ wenig Gefahr/ weil
Teutſchland gantz mit keiner Seemacht
verſehen; es waͤre denn/ daß der groſſe uñ
kleine Belt zugefroͤhre/ welches doch ſelten
einmal geſchiehet. So ſcheinen auch we-
nig Urſachen zu ſeyn/ ſo dieſe zwey Staa-
ten koͤnten zuſam̃en collidiren/ ohne die
prætenſion auf Hamburg/ die Denne-
marck nicht ſo leicht ſoll fahren laſſen; und
iſt der Biſſen ja ſo delicat, daß einem wol
das Maul darnach waͤſſern ſolte. Allein
es ſoll auch Dennemarck ſchwer fallen zu
ſeinem Zweck durch oͤffentliche Gewalt zu
gelangen/ wo ſich nicht beſondere Con-
juncturen ereignen/ oder in der Stadt in-
nerliche Uneinigkeit und Verraͤtherey zu
ihrer Unterdruͤckung Anlaß geben. Man
ſoll aber auch nicht leicht vermuthen/ daß
die benachbarte Teutſche Fuͤrſten leyden
werden/ daß eine ſo conſiderable Stadt in
auswertige Haͤnde gerathen ſolte. Jmuͤ-
brigen iſt Dennemarck hoͤchſt angelegen/
daß es bey Teutſchland in gutem Veꝛneh-
men ſtehe/ als daraus es ſeine Land-militz
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