Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das X. Capitel Lebens Art/ als in ihren Sitten/ deßwe-gen wenn man von Polacken redet/ ver- stehet man meists nur die Edelleute dar- unter. Sind sie demnach ins gemein offenhertzig/ die von subtilen Künsten zu simuliren und dissimuliten nicht viel wis- sen: darbey großmüthig/ und wollen ger- ne hoch geehret seyn. Doch wo man ih- nen mit begehrtem Respect entgegen ge- het/ sind sie gar human, und geben nicht weniger Ehre wieder zurück. Massen auch ihre Reden und Ceremonien gar prächtig sind. Darneben sind sie frey- gebig oder vielmehr verthulich/ und muß bey ihnen nichts gesparet seyn/ solte man auch stracks hernach darben. Es ist auch diese Nation ziemlich frech und unbendig/ und zu einer ungezähmten Freyheit/ oder vielmehr Licentz und Muthwillen nicht wenig geneiget. Dannenhero es bey ihnen soviel Confoederationes und Empörun- gen gegenden Königgiebt/ dessen Actio- nes sie frey syndiciren/ und stets jaloux sind/ daß er ihnen nicht etwa ihre Frey- heit möchte beschneiden. An Hertze fehlet es ihnen im Kriege nicht/ doch daß sie mehr geschickt sind in der Fu- rie etwas zu thun/ als lange Un- gemach und Arbeit auszustehen. Und weil
Das X. Capitel Lebens Art/ als in ihren Sitten/ deßwe-gen wenn man von Polacken redet/ ver- ſtehet man meiſts nur die Edelleute dar- unter. Sind ſie demnach ins gemein offenhertzig/ die von ſubtilen Kuͤnſten zu ſimuliren und diſſimuliten nicht viel wiſ- ſen: darbey großmuͤthig/ und wollen ger- ne hoch geehret ſeyn. Doch wo man ih- nen mit begehrtem Reſpect entgegen ge- het/ ſind ſie gar human, und geben nicht weniger Ehre wieder zuruͤck. Maſſen auch ihre Reden und Ceremonien gar praͤchtig ſind. Darneben ſind ſie frey- gebig oder vielmehr verthulich/ und muß bey ihnen nichts geſparet ſeyn/ ſolte man auch ſtracks hernach darben. Es iſt auch dieſe Nation ziemlich frech und unbendig/ und zu einer ungezaͤhmten Freyheit/ oder vielmehr Licentz und Muthwillen nicht wenig geneiget. Dañenhero es bey ihnen ſoviel Confœderationes und Empoͤrun- gen gegenden Koͤniggiebt/ deſſen Actio- nes ſie frey ſyndiciren/ und ſtets jaloux ſind/ daß er ihnen nicht etwa ihre Frey- heit moͤchte beſchneiden. An Hertze fehlet es ihnen im Kriege nicht/ doch daß ſie mehr geſchickt ſind in der Fu- rie etwas zu thun/ als lange Un- gemach und Arbeit auszuſtehen. Und weil
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Das X. Capitel
Lebens Art/ als in ihren Sitten/ deßwe-
gen wenn man von Polacken redet/ ver-
ſtehet man meiſts nur die Edelleute dar-
unter. Sind ſie demnach ins gemein
offenhertzig/ die von ſubtilen Kuͤnſten zu
ſimuliren und diſſimuliten nicht viel wiſ-
ſen: darbey großmuͤthig/ und wollen ger-
ne hoch geehret ſeyn. Doch wo man ih-
nen mit begehrtem Reſpect entgegen ge-
het/ ſind ſie gar human, und geben nicht
weniger Ehre wieder zuruͤck. Maſſen
auch ihre Reden und Ceremonien gar
praͤchtig ſind. Darneben ſind ſie frey-
gebig oder vielmehr verthulich/ und muß
bey ihnen nichts geſparet ſeyn/ ſolte man
auch ſtracks hernach darben. Es iſt auch
dieſe Nation ziemlich frech und unbendig/
und zu einer ungezaͤhmten Freyheit/ oder
vielmehr Licentz und Muthwillen nicht
wenig geneiget. Dañenhero es bey ihnen
ſoviel Confœderationes und Empoͤrun-
gen gegenden Koͤniggiebt/ deſſen Actio-
nes ſie frey ſyndiciren/ und ſtets jaloux
ſind/ daß er ihnen nicht etwa ihre Frey-
heit moͤchte beſchneiden. An Hertze
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daß ſie mehr geſchickt ſind in der Fu-
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