Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

von Rom.
den/ die das Volck wider alle Unterdrü-
ckung des Adels beschützen solten.

§. 17.

Dieses war nun der Anfang/Jn Rom
entstehen
zwey cor-
pora.

daß das Römische Volck in zwey Leiber
getheilet worden/ der Vornehmsten oder
des Adels/ und des gemeinen Volcks/ de-
ren jalousie gegen einander stetigen Zun-
der zu innerlicher Unruhe gegeben.
Zwar scheinete es Anfangs eine schlech-
te und billiche Sache zu seyn/ daß die Ar-
men einen gewissen Schutz wider des
Adels Unterdruckung hätten. Aber
das war auf Seite des Adels ein Haupt-
versehen/ daß er dem gemeinen Volck/
welches den grösten Theil der Stadt
machte/ sothanen Schutz ausser sei-
nem corpore verstattete/ und also die
Stadt gleichsam zweyhäuptig machte.
Denn es trieb nachgehends die gemeineUnruhige
Tribuni
plebis.

Ehrsucht der Menschen/ und der Haß
des Pöbels gegen den Adel diese Zunfft-
meister an/ daß sie nicht gnug hatten die
Uberlast des Adels von sich abzutrei-
ben; sondern sie suchten auch allgemach
dem Rath an Gewalt gleich zu gehen/
ja ihnen endlich gar über den Kopff zu
wachsen. Denn erstlich erhielten sie nach
vielem Gezäncke/ dz die von Adel und das
gemeine Volck ohne Unterscheid unter-
einander möchten heyrathen. Nebenst dem

presse-

von Rom.
den/ die das Volck wider alle Unterdruͤ-
ckung des Adels beſchuͤtzen ſolten.

§. 17.

Dieſes war nun der Anfang/Jn Rom
entſtehen
zwey cor-
pora.

daß das Roͤmiſche Volck in zwey Leiber
getheilet worden/ der Vornehmſten oder
des Adels/ und des gemeinen Volcks/ de-
ren jalouſie gegen einander ſtetigen Zun-
der zu innerlicher Unruhe gegeben.
Zwar ſcheinete es Anfangs eine ſchlech-
te und billiche Sache zu ſeyn/ daß die Ar-
men einen gewiſſen Schutz wider des
Adels Unterdruckung haͤtten. Aber
das war auf Seite des Adels ein Haupt-
verſehen/ daß er dem gemeinen Volck/
welches den groͤſten Theil der Stadt
machte/ ſothanen Schutz auſſer ſei-
nem corpore verſtattete/ und alſo die
Stadt gleichſam zweyhaͤuptig machte.
Denn es trieb nachgehends die gemeineUnruhige
Tribuni
plebis.

Ehrſucht der Menſchen/ und der Haß
des Poͤbels gegen den Adel dieſe Zunfft-
meiſter an/ daß ſie nicht gnug hatten die
Uberlaſt des Adels von ſich abzutrei-
ben; ſondern ſie ſuchten auch allgemach
dem Rath an Gewalt gleich zu gehen/
ja ihnen endlich gar uͤber den Kopff zu
wachſen. Denn erſtlich erhielten ſie nach
vielem Gezaͤncke/ dz die von Adel und das
gemeine Volck ohne Unterſcheid unter-
einander moͤchten heyrathẽ. Nebenſt dem

preſſe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0073" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Rom.</hi></fw><lb/>
den/ die das Volck wider alle Unterdru&#x0364;-<lb/>
ckung des Adels be&#x017F;chu&#x0364;tzen &#x017F;olten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.</head>
            <p>Die&#x017F;es war nun der Anfang/<note place="right">Jn Rom<lb/>
ent&#x017F;tehen<lb/>
zwey <hi rendition="#aq">cor-<lb/>
pora.</hi></note><lb/>
daß das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Volck in zwey Leiber<lb/>
getheilet worden/ der Vornehm&#x017F;ten oder<lb/>
des Adels/ und des gemeinen Volcks/ de-<lb/>
ren <hi rendition="#aq">jalou&#x017F;ie</hi> gegen einander &#x017F;tetigen Zun-<lb/>
der zu innerlicher Unruhe gegeben.<lb/>
Zwar &#x017F;cheinete es Anfangs eine &#x017F;chlech-<lb/>
te und billiche Sache zu &#x017F;eyn/ daß die Ar-<lb/>
men einen gewi&#x017F;&#x017F;en Schutz wider des<lb/>
Adels Unterdruckung ha&#x0364;tten. Aber<lb/>
das war auf Seite des Adels ein Haupt-<lb/>
ver&#x017F;ehen/ daß er dem gemeinen Volck/<lb/>
welches den gro&#x0364;&#x017F;ten Theil der Stadt<lb/>
machte/ &#x017F;othanen Schutz au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ei-<lb/>
nem <hi rendition="#aq">corpore</hi> ver&#x017F;tattete/ und al&#x017F;o die<lb/>
Stadt gleich&#x017F;am zweyha&#x0364;uptig machte.<lb/>
Denn es trieb nachgehends die gemeine<note place="right">Unruhige<lb/><hi rendition="#aq">Tribuni<lb/>
plebis.</hi></note><lb/>
Ehr&#x017F;ucht der Men&#x017F;chen/ und der Haß<lb/>
des Po&#x0364;bels gegen den Adel die&#x017F;e Zunfft-<lb/>
mei&#x017F;ter an/ daß &#x017F;ie nicht gnug hatten die<lb/>
Uberla&#x017F;t des Adels von &#x017F;ich abzutrei-<lb/>
ben; &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;uchten auch allgemach<lb/>
dem Rath an Gewalt gleich zu gehen/<lb/>
ja ihnen endlich gar u&#x0364;ber den Kopff zu<lb/>
wach&#x017F;en. Denn er&#x017F;tlich erhielten &#x017F;ie nach<lb/>
vielem Geza&#x0364;ncke/ dz die von Adel und das<lb/>
gemeine Volck ohne Unter&#x017F;cheid unter-<lb/>
einander mo&#x0364;chten heyrathe&#x0303;. Neben&#x017F;t dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">pre&#x017F;&#x017F;e-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0073] von Rom. den/ die das Volck wider alle Unterdruͤ- ckung des Adels beſchuͤtzen ſolten. §. 17. Dieſes war nun der Anfang/ daß das Roͤmiſche Volck in zwey Leiber getheilet worden/ der Vornehmſten oder des Adels/ und des gemeinen Volcks/ de- ren jalouſie gegen einander ſtetigen Zun- der zu innerlicher Unruhe gegeben. Zwar ſcheinete es Anfangs eine ſchlech- te und billiche Sache zu ſeyn/ daß die Ar- men einen gewiſſen Schutz wider des Adels Unterdruckung haͤtten. Aber das war auf Seite des Adels ein Haupt- verſehen/ daß er dem gemeinen Volck/ welches den groͤſten Theil der Stadt machte/ ſothanen Schutz auſſer ſei- nem corpore verſtattete/ und alſo die Stadt gleichſam zweyhaͤuptig machte. Denn es trieb nachgehends die gemeine Ehrſucht der Menſchen/ und der Haß des Poͤbels gegen den Adel dieſe Zunfft- meiſter an/ daß ſie nicht gnug hatten die Uberlaſt des Adels von ſich abzutrei- ben; ſondern ſie ſuchten auch allgemach dem Rath an Gewalt gleich zu gehen/ ja ihnen endlich gar uͤber den Kopff zu wachſen. Denn erſtlich erhielten ſie nach vielem Gezaͤncke/ dz die von Adel und das gemeine Volck ohne Unterſcheid unter- einander moͤchten heyrathẽ. Nebenſt dem preſſe- Jn Rom entſtehen zwey cor- pora. Unruhige Tribuni plebis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/73
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/73>, abgerufen am 21.11.2024.