Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XI. Capitel
sie wegen ihrer Flüchtigkeit nicht wohl
ertappen kan. Unter diesen sind die
Chrimischen Tartarn für Moscau am
schädlichsten/ gegen welche man eine gute
Reuterey auf der Grentze halten muß/
die ihnen fleissig aufpasset/ auch ihnen
durch die Donischen Cossacken/ auch Cal-
muckische und Nagaische Tartarn Di-
version
machen kan. Und im Fall Moscau
Kiow und ein Stück von der Ucraine
könte behaupten/ solte es ihm auch die-
nen/ selbige Räuber in Zaum zu halten/
und zugleich eine Vormauer gegen den
Türcken zu seyn. Denn sonsten der Türck
an Moscau nicht grentzet ohne vermit-
telst der Chrimischen Tartarn/ die des
Türcken Vasallen und gleichsam seine
Jagd-Hunde sind. Jedoch liegt Mos-
cau viel daran/ daß der Türck nicht gäntz-
lich Meister von der Ucraine werde/ weil
er auf solchen Fall/ jenen durch die Cosa-
cken und Tartarn grossen Dampf könte
anthun. Auf Polen hat Moscau groß
Absehen zu tragen/ als welches so gelegen
ist/ daß ihme darauß der gröste Schade
kan zugefüget werden/ zumahl die Po-
len im Felde viel bessere Soldaten sind
als die Russen. Wiewohl diese jetzund in
ziemlichem Vortheil gegen Polen stehen/
in dem sie Smolensko, Severien, und Kiovv

besi-

Das XI. Capitel
ſie wegen ihrer Fluͤchtigkeit nicht wohl
ertappen kan. Unter dieſen ſind die
Chrimiſchen Tartarn fuͤr Moſcau am
ſchaͤdlichſten/ gegen welche man eine gute
Reuterey auf der Grentze halten muß/
die ihnen fleiſſig aufpaſſet/ auch ihnen
durch die Doniſchen Coſſacken/ auch Cal-
muckiſche und Nagaiſche Tartarn Di-
verſion
machen kan. Und im Fall Moſcau
Kiow und ein Stuͤck von der Ucraine
koͤnte behaupten/ ſolte es ihm auch die-
nen/ ſelbige Raͤuber in Zaum zu halten/
und zugleich eine Vormauer gegen den
Tuͤrcken zu ſeyn. Denn ſonſten der Tuͤrck
an Moſcau nicht grentzet ohne vermit-
telſt der Chrimiſchen Tartarn/ die des
Tuͤrcken Vaſallen und gleichſam ſeine
Jagd-Hunde ſind. Jedoch liegt Moſ-
cau viel daran/ daß der Tuͤrck nicht gaͤntz-
lich Meiſter von der Ucraine werde/ weil
er auf ſolchen Fall/ jenen durch die Coſa-
cken und Tartarn groſſen Dampf koͤnte
anthun. Auf Polen hat Moſcau groß
Abſehen zu tragen/ als welches ſo gelegen
iſt/ daß ihme darauß der groͤſte Schade
kan zugefuͤget werden/ zumahl die Po-
len im Felde viel beſſere Soldaten ſind
als die Ruſſen. Wiewohl dieſe jetzund in
ziemlichem Vortheil gegen Polen ſtehen/
in dem ſie Smolensko, Severien, und Kiovv

beſi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0750" n="720"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XI.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie wegen ihrer Flu&#x0364;chtigkeit nicht wohl<lb/>
ertappen kan. Unter die&#x017F;en &#x017F;ind die<lb/>
Chrimi&#x017F;chen Tartarn fu&#x0364;r Mo&#x017F;cau am<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;ten/ gegen welche man eine gute<lb/>
Reuterey auf der Grentze halten muß/<lb/>
die ihnen flei&#x017F;&#x017F;ig aufpa&#x017F;&#x017F;et/ auch ihnen<lb/>
durch die Doni&#x017F;chen Co&#x017F;&#x017F;acken/ auch Cal-<lb/>
mucki&#x017F;che und Nagai&#x017F;che Tartarn <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
ver&#x017F;ion</hi> machen kan. Und im Fall Mo&#x017F;cau<lb/>
Kiow und ein Stu&#x0364;ck von der <hi rendition="#aq">Ucraine</hi><lb/>
ko&#x0364;nte behaupten/ &#x017F;olte es ihm auch die-<lb/>
nen/ &#x017F;elbige Ra&#x0364;uber in Zaum zu halten/<lb/>
und zugleich eine Vormauer gegen den<lb/>
Tu&#x0364;rcken zu &#x017F;eyn. Denn &#x017F;on&#x017F;ten der Tu&#x0364;rck<lb/>
an Mo&#x017F;cau nicht grentzet ohne vermit-<lb/>
tel&#x017F;t der Chrimi&#x017F;chen Tartarn/ die des<lb/>
Tu&#x0364;rcken Va&#x017F;allen und gleich&#x017F;am &#x017F;eine<lb/>
Jagd-Hunde &#x017F;ind. Jedoch liegt Mo&#x017F;-<lb/>
cau viel daran/ daß der Tu&#x0364;rck nicht ga&#x0364;ntz-<lb/>
lich Mei&#x017F;ter von der <hi rendition="#aq">Ucraine</hi> werde/ weil<lb/>
er auf &#x017F;olchen Fall/ jenen durch die Co&#x017F;a-<lb/>
cken und Tartarn gro&#x017F;&#x017F;en Dampf ko&#x0364;nte<lb/>
anthun. Auf Polen hat Mo&#x017F;cau groß<lb/>
Ab&#x017F;ehen zu tragen/ als welches &#x017F;o gelegen<lb/>
i&#x017F;t/ daß ihme darauß der gro&#x0364;&#x017F;te Schade<lb/>
kan zugefu&#x0364;get werden/ zumahl die Po-<lb/>
len im Felde viel be&#x017F;&#x017F;ere Soldaten &#x017F;ind<lb/>
als die Ru&#x017F;&#x017F;en. Wiewohl die&#x017F;e jetzund in<lb/>
ziemlichem Vortheil gegen Polen &#x017F;tehen/<lb/>
in dem &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Smolensko, Severien,</hi> und <hi rendition="#aq">Kiovv</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;i-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[720/0750] Das XI. Capitel ſie wegen ihrer Fluͤchtigkeit nicht wohl ertappen kan. Unter dieſen ſind die Chrimiſchen Tartarn fuͤr Moſcau am ſchaͤdlichſten/ gegen welche man eine gute Reuterey auf der Grentze halten muß/ die ihnen fleiſſig aufpaſſet/ auch ihnen durch die Doniſchen Coſſacken/ auch Cal- muckiſche und Nagaiſche Tartarn Di- verſion machen kan. Und im Fall Moſcau Kiow und ein Stuͤck von der Ucraine koͤnte behaupten/ ſolte es ihm auch die- nen/ ſelbige Raͤuber in Zaum zu halten/ und zugleich eine Vormauer gegen den Tuͤrcken zu ſeyn. Denn ſonſten der Tuͤrck an Moſcau nicht grentzet ohne vermit- telſt der Chrimiſchen Tartarn/ die des Tuͤrcken Vaſallen und gleichſam ſeine Jagd-Hunde ſind. Jedoch liegt Moſ- cau viel daran/ daß der Tuͤrck nicht gaͤntz- lich Meiſter von der Ucraine werde/ weil er auf ſolchen Fall/ jenen durch die Coſa- cken und Tartarn groſſen Dampf koͤnte anthun. Auf Polen hat Moſcau groß Abſehen zu tragen/ als welches ſo gelegen iſt/ daß ihme darauß der groͤſte Schade kan zugefuͤget werden/ zumahl die Po- len im Felde viel beſſere Soldaten ſind als die Ruſſen. Wiewohl dieſe jetzund in ziemlichem Vortheil gegen Polen ſtehen/ in dem ſie Smolensko, Severien, und Kiovv beſi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/750
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/750>, abgerufen am 22.11.2024.