Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel ferne sie etwas mehr in sich begreiffet/ alsman aus dem Liecht der natürlichen Ver- nunfft vom Gottesdienst schliessen kan; nachdemmahl wir allezeit voraus setzen/ daß die hohe Obrigkeit durch solche äus- serliche Direction nichts wolle einführen/ was Gottes Wort zuwider laufft/ noch die Priester verhindern/ daß sie ihr von Gott gestifftetes Ampt nach Anleitung des Göttlichen Worts verrichten kön- nen. Denn man kan nicht sehen/ war- umb die hohe Obrigkeit sich nicht solte sothane Capacität zu wege bringen/ als zu dieser Direction und Aufsicht vonnö- then ist. Zum wenigsten daß sie die actus selbiger Direction durch dergleichen Per- sonen verrichten lasse/ die sich absonder- lich geschickt darzu gemacht haben; Zu gleicher weise sie andere Stücken der höch- sten Gewalt unter ihrer Direction und Auffsicht verwalten lässet. Also läugnet der hohen Obrigkeit niemand die Macht Gesetze zu geben; Ungeachtet zu einem rechtschaffenen Doctore und Professore Juris mehr Wissenschafft der Gesetze er- fordert wird/ als einem Könige kan gnug seyn. Denn wie in andern Sachen/ also auch hierin kan und soll die Obrigkeit sich derer Leute Rath bedienen/ die darinnen gründliche Wissenschafft erlanget haben. Zu-
Das XII. Capitel ferne ſie etwas mehr in ſich begreiffet/ alsman aus dem Liecht der natuͤrlichen Veꝛ- nunfft vom Gottesdienſt ſchlieſſen kan; nachdemmahl wir allezeit voraus ſetzen/ daß die hohe Obrigkeit durch ſolche aͤuſ- ſerliche Direction nichts wolle einfuͤhren/ was Gottes Wort zuwider laufft/ noch die Prieſter verhindern/ daß ſie ihr von Gott geſtifftetes Ampt nach Anleitung des Goͤttlichen Worts verrichten koͤn- nen. Denn man kan nicht ſehen/ war- umb die hohe Obrigkeit ſich nicht ſolte ſothane Capacitaͤt zu wege bringen/ als zu dieſer Direction und Aufſicht vonnoͤ- then iſt. Zum wenigſten daß ſie die actus ſelbiger Direction durch dergleichen Per- ſonen verrichten laſſe/ die ſich abſonder- lich geſchickt darzu gemacht haben; Zu gleicher weiſe ſie andere Stuͤcken der hoͤch- ſten Gewalt unter ihrer Direction und Auffſicht verwalten laͤſſet. Alſo laͤugnet der hohen Obrigkeit niemand die Macht Geſetze zu geben; Ungeachtet zu einem rechtſchaffenen Doctore und Profeſſore Juris mehr Wiſſenſchafft der Geſetze er- fordert wird/ als einem Koͤnige kan gnug ſeyn. Denn wie in andern Sachen/ alſo auch hierin kan und ſoll die Obrigkeit ſich derer Leute Rath bedienen/ die darinnen gruͤndliche Wiſſenſchafft erlanget haben. Zu-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0766" n="736"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> ferne ſie etwas mehr in ſich begreiffet/ als<lb/> man aus dem Liecht der natuͤrlichen Veꝛ-<lb/> nunfft vom Gottesdienſt ſchlieſſen kan;<lb/> nachdemmahl wir allezeit voraus ſetzen/<lb/> daß die hohe Obrigkeit durch ſolche aͤuſ-<lb/> ſerliche <hi rendition="#aq">Direction</hi> nichts wolle einfuͤhren/<lb/> was Gottes Wort zuwider laufft/ noch<lb/> die Prieſter verhindern/ daß ſie ihr von<lb/> Gott geſtifftetes Ampt nach Anleitung<lb/> des Goͤttlichen Worts verrichten koͤn-<lb/> nen. Denn man kan nicht ſehen/ war-<lb/> umb die hohe Obrigkeit ſich nicht ſolte<lb/> ſothane <hi rendition="#aq">Capacit</hi>aͤt zu wege bringen/ als<lb/> zu dieſer <hi rendition="#aq">Direction</hi> und Aufſicht vonnoͤ-<lb/> then iſt. Zum wenigſten daß ſie die <hi rendition="#aq">actus</hi><lb/> ſelbiger <hi rendition="#aq">Direction</hi> durch dergleichen Per-<lb/> ſonen verrichten laſſe/ die ſich abſonder-<lb/> lich geſchickt darzu gemacht haben; Zu<lb/> gleicher weiſe ſie andere Stuͤcken der hoͤch-<lb/> ſten Gewalt unter ihrer <hi rendition="#aq">Direction</hi> und<lb/> Auffſicht verwalten laͤſſet. Alſo laͤugnet<lb/> der hohen Obrigkeit niemand die Macht<lb/> Geſetze zu geben; Ungeachtet zu einem<lb/> rechtſchaffenen <hi rendition="#aq">Doctore</hi> und <hi rendition="#aq">Profeſſore<lb/> Juris</hi> mehr Wiſſenſchafft der Geſetze er-<lb/> fordert wird/ als einem Koͤnige kan gnug<lb/> ſeyn. Denn wie in andern Sachen/ alſo<lb/> auch hierin kan und ſoll die Obrigkeit ſich<lb/> derer Leute Rath bedienen/ die darinnen<lb/> gruͤndliche Wiſſenſchafft erlanget haben.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zu-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [736/0766]
Das XII. Capitel
ferne ſie etwas mehr in ſich begreiffet/ als
man aus dem Liecht der natuͤrlichen Veꝛ-
nunfft vom Gottesdienſt ſchlieſſen kan;
nachdemmahl wir allezeit voraus ſetzen/
daß die hohe Obrigkeit durch ſolche aͤuſ-
ſerliche Direction nichts wolle einfuͤhren/
was Gottes Wort zuwider laufft/ noch
die Prieſter verhindern/ daß ſie ihr von
Gott geſtifftetes Ampt nach Anleitung
des Goͤttlichen Worts verrichten koͤn-
nen. Denn man kan nicht ſehen/ war-
umb die hohe Obrigkeit ſich nicht ſolte
ſothane Capacitaͤt zu wege bringen/ als
zu dieſer Direction und Aufſicht vonnoͤ-
then iſt. Zum wenigſten daß ſie die actus
ſelbiger Direction durch dergleichen Per-
ſonen verrichten laſſe/ die ſich abſonder-
lich geſchickt darzu gemacht haben; Zu
gleicher weiſe ſie andere Stuͤcken der hoͤch-
ſten Gewalt unter ihrer Direction und
Auffſicht verwalten laͤſſet. Alſo laͤugnet
der hohen Obrigkeit niemand die Macht
Geſetze zu geben; Ungeachtet zu einem
rechtſchaffenen Doctore und Profeſſore
Juris mehr Wiſſenſchafft der Geſetze er-
fordert wird/ als einem Koͤnige kan gnug
ſeyn. Denn wie in andern Sachen/ alſo
auch hierin kan und ſoll die Obrigkeit ſich
derer Leute Rath bedienen/ die darinnen
gruͤndliche Wiſſenſchafft erlanget haben.
Zu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |