Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel selbigen Keysern die Anbetung der Bil-der verdammeten/ auch Leo Isaurus sie gar aus den Kirchen warff/ weil dero Beehrung fast in eine Abgötterey dege- neriret war/ und man dem Ansehen nach mehr an die Heiligen als an GOtt ge- dachte. Darwider sich Pabst Grego- rius II. hefftig setzte/ und die Bilder aufs äusserste verfochte/ theils weil sie ein großes Stück des Aberglaubens waren/ bey dem der Römische Stuhl so groß Interesse hatte; theils weil ihn verdroß/ daß der Keyser in Religions-Sachen et- was ohne sein Vorwissen und Bewilli- gung vorgenommen/ da er in Occident seine Geistliche Souveranität einzurichten beschäfftigt war; theils weil ihme die- se Gelegenheit bequem schiene sich der Griechischen Keyser Gewalt gäntzlich zu entschütten. Jnmassen er denn die Römer und Jtaliäner/ so bißhero noch dem Keyser unterthan gewest/ anhetzte/ diesem den Tribut zu versagen. Und als deswegen zu Ravenna, wo des Exar- chi Sitz war/ ein Tumult entstund/ in dem dieser des Keysers Recht behau- pten wolte/ ward er alldar erschla- gen. Wormit der Griechischen Key- ser Herrschafft in selbigem Stück von Jtalien
Das XII. Capitel ſelbigen Keyſern die Anbetung der Bil-der verdammeten/ auch Leo Iſaurus ſie gar aus den Kirchen warff/ weil dero Beehrung faſt in eine Abgoͤtterey dege- neriret war/ und man dem Anſehen nach mehr an die Heiligen als an GOtt ge- dachte. Darwider ſich Pabſt Grego- rius II. hefftig ſetzte/ und die Bilder aufs aͤuſſerſte verfochte/ theils weil ſie ein großes Stuͤck des Aberglaubens waren/ bey dem der Roͤmiſche Stuhl ſo groß Intereſſe hatte; theils weil ihn verdroß/ daß der Keyſer in Religions-Sachen et- was ohne ſein Vorwiſſen und Bewilli- gung vorgenommen/ da er in Occident ſeine Geiſtliche Souveranitaͤt einzurichten beſchaͤfftigt war; theils weil ihme die- ſe Gelegenheit bequem ſchiene ſich der Griechiſchen Keyſer Gewalt gaͤntzlich zu entſchuͤtten. Jnmaſſen er denn die Roͤmer und Jtaliaͤner/ ſo bißhero noch dem Keyſer unterthan geweſt/ anhetzte/ dieſem den Tribut zu verſagen. Und als deswegen zu Ravenna, wo des Exar- chi Sitz war/ ein Tumult entſtund/ in dem dieſer des Keyſers Recht behau- pten wolte/ ward er alldar erſchla- gen. Wormit der Griechiſchen Key- ſer Herrſchafft in ſelbigem Stuͤck von Jtalien
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0812" n="782"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> ſelbigen Keyſern die Anbetung der Bil-<lb/> der verdammeten/ auch <hi rendition="#aq">Leo Iſaurus</hi> ſie<lb/> gar aus den Kirchen warff/ weil dero<lb/> Beehrung faſt in eine Abgoͤtterey <hi rendition="#aq">dege-<lb/> neri</hi>ret war/ und man dem Anſehen nach<lb/> mehr an die Heiligen als an GOtt ge-<lb/> dachte. Darwider ſich Pabſt <hi rendition="#aq">Grego-<lb/> rius II.</hi> hefftig ſetzte/ und die Bilder aufs<lb/> aͤuſſerſte verfochte/ theils weil ſie ein<lb/> großes Stuͤck des Aberglaubens waren/<lb/> bey dem der Roͤmiſche Stuhl ſo groß<lb/><hi rendition="#aq">Intereſſe</hi> hatte; theils weil ihn verdroß/<lb/> daß der Keyſer in <hi rendition="#aq">Religions-</hi>Sachen et-<lb/> was ohne ſein Vorwiſſen und Bewilli-<lb/> gung vorgenommen/ da er in <hi rendition="#aq">Occident</hi><lb/> ſeine Geiſtliche <hi rendition="#aq">Souverani</hi>taͤt einzurichten<lb/> beſchaͤfftigt war; theils weil ihme die-<lb/> ſe Gelegenheit bequem ſchiene ſich der<lb/> Griechiſchen Keyſer Gewalt gaͤntzlich zu<lb/> entſchuͤtten. Jnmaſſen er denn die<lb/> Roͤmer und Jtaliaͤner/ ſo bißhero noch<lb/> dem Keyſer unterthan geweſt/ anhetzte/<lb/> dieſem den <hi rendition="#aq">Tribut</hi> zu verſagen. Und<lb/> als deswegen zu <hi rendition="#aq">Ravenna,</hi> wo des <hi rendition="#aq">Exar-<lb/> chi</hi> Sitz war/ ein Tumult entſtund/ in<lb/> dem dieſer des Keyſers Recht behau-<lb/> pten wolte/ ward er alldar erſchla-<lb/> gen. Wormit der Griechiſchen Key-<lb/> ſer Herrſchafft in ſelbigem Stuͤck von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jtalien</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [782/0812]
Das XII. Capitel
ſelbigen Keyſern die Anbetung der Bil-
der verdammeten/ auch Leo Iſaurus ſie
gar aus den Kirchen warff/ weil dero
Beehrung faſt in eine Abgoͤtterey dege-
neriret war/ und man dem Anſehen nach
mehr an die Heiligen als an GOtt ge-
dachte. Darwider ſich Pabſt Grego-
rius II. hefftig ſetzte/ und die Bilder aufs
aͤuſſerſte verfochte/ theils weil ſie ein
großes Stuͤck des Aberglaubens waren/
bey dem der Roͤmiſche Stuhl ſo groß
Intereſſe hatte; theils weil ihn verdroß/
daß der Keyſer in Religions-Sachen et-
was ohne ſein Vorwiſſen und Bewilli-
gung vorgenommen/ da er in Occident
ſeine Geiſtliche Souveranitaͤt einzurichten
beſchaͤfftigt war; theils weil ihme die-
ſe Gelegenheit bequem ſchiene ſich der
Griechiſchen Keyſer Gewalt gaͤntzlich zu
entſchuͤtten. Jnmaſſen er denn die
Roͤmer und Jtaliaͤner/ ſo bißhero noch
dem Keyſer unterthan geweſt/ anhetzte/
dieſem den Tribut zu verſagen. Und
als deswegen zu Ravenna, wo des Exar-
chi Sitz war/ ein Tumult entſtund/ in
dem dieſer des Keyſers Recht behau-
pten wolte/ ward er alldar erſchla-
gen. Wormit der Griechiſchen Key-
ſer Herrſchafft in ſelbigem Stuͤck von
Jtalien
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |