Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
Ruhe halber gegen gute Conditiones
sein Recht abtrat/ Anno 1438. Wie sehr
nun diese Spaltungen pudenda Papa-
rum
entblösset/ ist leicht zu urtheilen.
Jnmassen man auch bey dieser Gelegen-
heit der Concilien sich bedienet/ die
Päbste zu paaren zu treiben; an welche
man auch von den Päbsten zu appelli-
ren begunte/ und wenn sie sich gar un-
bändig anstelleten/ sie damit als einem
Popantz geschrecket. Und kunten die
Päbste sich destoweniger der Concilien
Gewalt entziehen/ weil Gregorius VII.
selbst/ da sich der Zanck zwischen ihm
und Keyser Henrico IV. erneuerte/ ver-
sichert hatte; er wolte ein Concilium an ei-
nem sichern Ort benahmen/ da sich Freund
und Feind von Geist- und Weltlichem
Stand einfinden könte zu urtheilen/ ob er
oder der Keyser den Frieden gebrochen/
und auf Mittel denselben wieder zu be-
festigen zugedencken. Gleicher Erklä-
rung brauchte sich auch Gelasius II. der
mit Henrico V. Händel hatte/ und setz-
te darbey: daß er zufrieden wolte seyn
mit dem Urtheil seiner Brüder der
Bischöffe/ die GOtt selbst zu Richtern
in seiner Kirche gestellet/ und ohne wel-
che er eine Sache von sothaner Natur

nicht

Das XII. Capitel
Ruhe halber gegen gute Conditiones
ſein Recht abtrat/ Anno 1438. Wie ſehr
nun dieſe Spaltungen pudenda Papa-
rum
entbloͤſſet/ iſt leicht zu urtheilen.
Jnmaſſen man auch bey dieſer Gelegen-
heit der Concilien ſich bedienet/ die
Paͤbſte zu paaren zu treiben; an welche
man auch von den Paͤbſten zu appelli-
ren begunte/ und wenn ſie ſich gar un-
baͤndig anſtelleten/ ſie damit als einem
Popantz geſchrecket. Und kunten die
Paͤbſte ſich deſtoweniger der Concilien
Gewalt entziehen/ weil Gregorius VII.
ſelbſt/ da ſich der Zanck zwiſchen ihm
und Keyſer Henrico IV. erneuerte/ ver-
ſichert hatte; er wolte ein Concilium an ei-
nem ſichern Ort benahmẽ/ da ſich Freund
und Feind von Geiſt- und Weltlichem
Stand einfinden koͤnte zu urtheilen/ ob er
oder der Keyſer den Frieden gebrochen/
und auf Mittel denſelben wieder zu be-
feſtigen zugedencken. Gleicher Erklaͤ-
rung brauchte ſich auch Gelaſius II. der
mit Henrico V. Haͤndel hatte/ und ſetz-
te darbey: daß er zufrieden wolte ſeyn
mit dem Urtheil ſeiner Bruͤder der
Biſchoͤffe/ die GOtt ſelbſt zu Richtern
in ſeiner Kirche geſtellet/ und ohne wel-
che er eine Sache von ſothaner Natur

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0830" n="800"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
Ruhe halber gegen gute <hi rendition="#aq">Conditiones</hi><lb/>
&#x017F;ein Recht abtrat/ Anno 1438. Wie &#x017F;ehr<lb/>
nun die&#x017F;e Spaltungen <hi rendition="#aq">pudenda Papa-<lb/>
rum</hi> entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ i&#x017F;t leicht zu urtheilen.<lb/>
Jnma&#x017F;&#x017F;en man auch bey die&#x017F;er Gelegen-<lb/>
heit der <hi rendition="#aq">Concilien</hi> &#x017F;ich bedienet/ die<lb/>
Pa&#x0364;b&#x017F;te zu paaren zu treiben; an welche<lb/>
man auch von den Pa&#x0364;b&#x017F;ten zu <hi rendition="#aq">appelli-</hi><lb/>
ren begunte/ und wenn &#x017F;ie &#x017F;ich gar un-<lb/>
ba&#x0364;ndig an&#x017F;telleten/ &#x017F;ie damit als einem<lb/>
Popantz ge&#x017F;chrecket. Und kunten die<lb/>
Pa&#x0364;b&#x017F;te &#x017F;ich de&#x017F;toweniger der <hi rendition="#aq">Concili</hi>en<lb/>
Gewalt entziehen/ weil <hi rendition="#aq">Gregorius VII.</hi><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t/ da &#x017F;ich der Zanck zwi&#x017F;chen ihm<lb/>
und Key&#x017F;er <hi rendition="#aq">Henrico IV.</hi> erneuerte/ ver-<lb/>
&#x017F;ichert hatte; er wolte ein <hi rendition="#aq">Concilium</hi> an ei-<lb/>
nem &#x017F;ichern Ort benahme&#x0303;/ da &#x017F;ich Freund<lb/>
und Feind von Gei&#x017F;t- und Weltlichem<lb/>
Stand einfinden ko&#x0364;nte zu urtheilen/ ob er<lb/>
oder der Key&#x017F;er den Frieden gebrochen/<lb/>
und auf Mittel den&#x017F;elben wieder zu be-<lb/>
fe&#x017F;tigen zugedencken. Gleicher Erkla&#x0364;-<lb/>
rung brauchte &#x017F;ich auch <hi rendition="#aq">Gela&#x017F;ius II.</hi> der<lb/>
mit <hi rendition="#aq">Henrico V.</hi> Ha&#x0364;ndel hatte/ und &#x017F;etz-<lb/>
te darbey: daß er zufrieden wolte &#x017F;eyn<lb/>
mit dem Urtheil &#x017F;einer Bru&#x0364;der der<lb/>
Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe/ die GOtt &#x017F;elb&#x017F;t zu Richtern<lb/>
in &#x017F;einer Kirche ge&#x017F;tellet/ und ohne wel-<lb/>
che er eine Sache von &#x017F;othaner Natur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[800/0830] Das XII. Capitel Ruhe halber gegen gute Conditiones ſein Recht abtrat/ Anno 1438. Wie ſehr nun dieſe Spaltungen pudenda Papa- rum entbloͤſſet/ iſt leicht zu urtheilen. Jnmaſſen man auch bey dieſer Gelegen- heit der Concilien ſich bedienet/ die Paͤbſte zu paaren zu treiben; an welche man auch von den Paͤbſten zu appelli- ren begunte/ und wenn ſie ſich gar un- baͤndig anſtelleten/ ſie damit als einem Popantz geſchrecket. Und kunten die Paͤbſte ſich deſtoweniger der Concilien Gewalt entziehen/ weil Gregorius VII. ſelbſt/ da ſich der Zanck zwiſchen ihm und Keyſer Henrico IV. erneuerte/ ver- ſichert hatte; er wolte ein Concilium an ei- nem ſichern Ort benahmẽ/ da ſich Freund und Feind von Geiſt- und Weltlichem Stand einfinden koͤnte zu urtheilen/ ob er oder der Keyſer den Frieden gebrochen/ und auf Mittel denſelben wieder zu be- feſtigen zugedencken. Gleicher Erklaͤ- rung brauchte ſich auch Gelaſius II. der mit Henrico V. Haͤndel hatte/ und ſetz- te darbey: daß er zufrieden wolte ſeyn mit dem Urtheil ſeiner Bruͤder der Biſchoͤffe/ die GOtt ſelbſt zu Richtern in ſeiner Kirche geſtellet/ und ohne wel- che er eine Sache von ſothaner Natur nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/830
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 800. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/830>, abgerufen am 22.11.2024.