Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. siebentzig Jahr gewesen/ ohne daß auchnach gehends die Antipapae alldar geses- sen. Worauß denn viele der Geistli- chen Souverainität nachtheilige Dinge erwachsen. Denn man hatte unter an- dern auch das Pabstthum bißhero dar- auf gegründet/ daß Petrus zu Rom Bischoff gewesen/ und durch seine per- sönliche Gegenwart selbigem Stuhl sonderbaren Vorzug und Heiligkeit zu- geeignet; welche ob man sie eben nach Avignon mit nehmen kunte/ zweiffel- hafftig war. So war auch der Pabst dardurch genöthiget meistentheils nach Franckreichs Pfeiffe zu tantzen/ und gleichsam unter dessen Discretion zu ste- hen. Wiewohl die Frantzosen/ die ver- meyneten/ damit einen grossen Fisch ge- fangen zu haben/ sich beklagen/ daß sie von Anwesenheit des Römischen Hofes wenig anders gewonnen/ als daß dar- durch bey ihnen die Simonie; die Chi- cane/ und ein ander Laster/ das man nicht wohl nennen mag/ eingeführet worden. Und weil der Päbstische Hof sich gleichsam ausser seinem natürli- chen Ort unter Frembde gesetzet/ ward man dessen Mängel desto mehr gewahr/ und warff deswegen Verachtung auf ihn- E e e ij
vom Pabſt. ſiebentzig Jahr geweſen/ ohne daß auchnach gehends die Antipapæ alldar geſeſ- ſen. Worauß denn viele der Geiſtli- chen Souverainitaͤt nachtheilige Dinge erwachſen. Denn man hatte unter an- dern auch das Pabſtthum bißhero dar- auf gegruͤndet/ daß Petrus zu Rom Biſchoff geweſen/ und durch ſeine per- ſoͤnliche Gegenwart ſelbigem Stuhl ſonderbaren Vorzug und Heiligkeit zu- geeignet; welche ob man ſie eben nach Avignon mit nehmen kunte/ zweiffel- hafftig war. So war auch der Pabſt dardurch genoͤthiget meiſtentheils nach Franckreichs Pfeiffe zu tantzen/ und gleichſam unter deſſen Diſcretion zu ſte- hen. Wiewohl die Frantzoſen/ die ver- meyneten/ damit einen groſſen Fiſch ge- fangen zu haben/ ſich beklagen/ daß ſie von Anweſenheit des Roͤmiſchen Hofes wenig anders gewonnen/ als daß dar- durch bey ihnen die Simonie; die Chi- cane/ und ein ander Laſter/ das man nicht wohl nennen mag/ eingefuͤhret worden. Und weil der Paͤbſtiſche Hof ſich gleichſam auſſer ſeinem natuͤrli- chen Ort unter Frembde geſetzet/ ward man deſſen Maͤngel deſto mehr gewahr/ und warff deswegen Verachtung auf ihn- E e e ij
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vom Pabſt.
ſiebentzig Jahr geweſen/ ohne daß auch
nach gehends die Antipapæ alldar geſeſ-
ſen. Worauß denn viele der Geiſtli-
chen Souverainitaͤt nachtheilige Dinge
erwachſen. Denn man hatte unter an-
dern auch das Pabſtthum bißhero dar-
auf gegruͤndet/ daß Petrus zu Rom
Biſchoff geweſen/ und durch ſeine per-
ſoͤnliche Gegenwart ſelbigem Stuhl
ſonderbaren Vorzug und Heiligkeit zu-
geeignet; welche ob man ſie eben nach
Avignon mit nehmen kunte/ zweiffel-
hafftig war. So war auch der Pabſt
dardurch genoͤthiget meiſtentheils nach
Franckreichs Pfeiffe zu tantzen/ und
gleichſam unter deſſen Diſcretion zu ſte-
hen. Wiewohl die Frantzoſen/ die ver-
meyneten/ damit einen groſſen Fiſch ge-
fangen zu haben/ ſich beklagen/ daß ſie
von Anweſenheit des Roͤmiſchen Hofes
wenig anders gewonnen/ als daß dar-
durch bey ihnen die Simonie; die Chi-
cane/ und ein ander Laſter/ das man
nicht wohl nennen mag/ eingefuͤhret
worden. Und weil der Paͤbſtiſche
Hof ſich gleichſam auſſer ſeinem natuͤrli-
chen Ort unter Frembde geſetzet/ ward
man deſſen Maͤngel deſto mehr gewahr/
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