Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel ihn. Nicht weniger Schaden that die-se Abwesenheit den Gütern der Kirchen in Jtalien. Denn nachdem die Auto- rität der Keyser in Jtalien gefallen war/ wolte daselbst ein jeder en souverain le- ben/ und entstund durch die Partheyen der Guelfer und Gibelliner eine greuli- che Verwirrung. Und scheuete man sich auch nicht die Kirchen-Güter anzu- packen/ weil der Respect für dem Pabst durch seine Abwesenheit verschwunden war. Die meisten Städte des Kir- chen-Staats schafften sonderlich auf Anreitzung der Florentiner die Päbstli- chen Legaten aus; die hernachmahls meistentheils unter kleiner Printzen Bottmässigkeit verfielen. Es massete sich auch der Keyser Ludovicus Bavarus, der mit dem Pabst nicht wohl stunde/ aber das Volck des Kirchen-Staats auf seiner Seite hatte/ selbiger Land- schafften als Keyserlichen Lehn an/ und belehnete damit diejenigen/ so seine Parthey wider den Pabst hielten: So daß es damahls mit dem Patrimonio der Kirchen schlecht stund; und kunten die Päbste nur nach der Hand solches wider an sich bringen/ und musten unterdessen die meisten/ so sich dero angemasset hat- ten/
Das XII. Capitel ihn. Nicht weniger Schaden that die-ſe Abweſenheit den Guͤtern der Kirchen in Jtalien. Denn nachdem die Auto- ritaͤt der Keyſer in Jtalien gefallen war/ wolte daſelbſt ein jeder en ſouverain le- ben/ und entſtund durch die Partheyen der Guelfer und Gibelliner eine greuli- che Verwirrung. Und ſcheuete man ſich auch nicht die Kirchen-Guͤter anzu- packen/ weil der Reſpect fuͤr dem Pabſt durch ſeine Abweſenheit verſchwunden war. Die meiſten Staͤdte des Kir- chen-Staats ſchafften ſonderlich auf Anreitzung der Florentiner die Paͤbſtli- chen Legaten aus; die hernachmahls meiſtentheils unter kleiner Printzen Bottmaͤſſigkeit verfielen. Es maſſete ſich auch der Keyſer Ludovicus Bavarus, der mit dem Pabſt nicht wohl ſtunde/ aber das Volck des Kirchen-Staats auf ſeiner Seite hatte/ ſelbiger Land- ſchafften als Keyſerlichen Lehn an/ und belehnete damit diejenigen/ ſo ſeine Parthey wider den Pabſt hielten: So daß es damahls mit dem Patrimonio der Kirchen ſchlecht ſtund; und kunten die Paͤbſte nur nach der Hand ſolches wider an ſich bringen/ und muſten unterdeſſen die meiſten/ ſo ſich dero angemaſſet hat- ten/
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Das XII. Capitel
ihn. Nicht weniger Schaden that die-
ſe Abweſenheit den Guͤtern der Kirchen
in Jtalien. Denn nachdem die Auto-
ritaͤt der Keyſer in Jtalien gefallen war/
wolte daſelbſt ein jeder en ſouverain le-
ben/ und entſtund durch die Partheyen
der Guelfer und Gibelliner eine greuli-
che Verwirrung. Und ſcheuete man
ſich auch nicht die Kirchen-Guͤter anzu-
packen/ weil der Reſpect fuͤr dem Pabſt
durch ſeine Abweſenheit verſchwunden
war. Die meiſten Staͤdte des Kir-
chen-Staats ſchafften ſonderlich auf
Anreitzung der Florentiner die Paͤbſtli-
chen Legaten aus; die hernachmahls
meiſtentheils unter kleiner Printzen
Bottmaͤſſigkeit verfielen. Es maſſete
ſich auch der Keyſer Ludovicus Bavarus,
der mit dem Pabſt nicht wohl ſtunde/
aber das Volck des Kirchen-Staats
auf ſeiner Seite hatte/ ſelbiger Land-
ſchafften als Keyſerlichen Lehn an/ und
belehnete damit diejenigen/ ſo ſeine
Parthey wider den Pabſt hielten: So
daß es damahls mit dem Patrimonio
der Kirchen ſchlecht ſtund; und kunten die
Paͤbſte nur nach der Hand ſolches wider
an ſich bringen/ und muſten unterdeſſen
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