Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. Treulosigkeit/ Ubermuth/ und anderneinem Geistlichen unanständigen Qua- litäten einen übeln Nahmen nach sich ge- lassen. Die Bischöffe so etwas taugten/ waren in weltlichen Geschäfften ver- wickelt; viel führten ein ärgerlich Leben/ und verstunden sich mehr auf die Jagd/ als auf die Bibel. Die Pfaffen und Münche stacken in gröbster Unwissenheit/ und ärgerten den gemeinen Mann mit ihrem ruchlosen Leben/ mit ihrem unersättlichen Geitz aber fielen sie jeder- man beschwerlich. So waren auch die/ welche zu erst mit Luthero anbunden/ albere/ elende/ und theils liederliche Tropffen: welche weil jener eine da- mahls ungewohnte Manier zu disputi- ren führte/ auf einmahl gantz confun- diret stunden/ und nicht wusten/ wie man die Sache angreiffen solte. Und ob wohl in vorigen Zeiten die Clerisey auch mit vielen Lastern war beflecket gewesen/ so hatte doch die Unwissen- heit/ die in den barbarischen Seculis re- gierte/ selbige gleichsam bedecket. Da aber nach gehends durch die wieder angrünen- de Studia Europa begunte erleuchtet zu werden/ fielen diese Schandflecken und dero Heßlichkeit den Leuten klar in die Augen.
vom Pabſt. Treuloſigkeit/ Ubermuth/ und anderneinem Geiſtlichen unanſtaͤndigen Qua- litaͤten einen uͤbeln Nahmen nach ſich ge- laſſen. Die Biſchoͤffe ſo etwas taugten/ waren in weltlichen Geſchaͤfften ver- wickelt; viel fuͤhrten ein aͤrgerlich Leben/ und verſtunden ſich mehr auf die Jagd/ als auf die Bibel. Die Pfaffen und Muͤnche ſtackẽ in groͤbſter Unwiſſenheit/ und aͤrgerten den gemeinen Mann mit ihrem ruchloſen Leben/ mit ihrem unerſaͤttlichen Geitz aber fielen ſie jeder- man beſchwerlich. So waren auch die/ welche zu erſt mit Luthero anbunden/ albere/ elende/ und theils liederliche Tropffen: welche weil jener eine da- mahls ungewohnte Manier zu diſputi- ren fuͤhrte/ auf einmahl gantz confun- diret ſtunden/ und nicht wuſten/ wie man die Sache angreiffen ſolte. Und ob wohl in vorigen Zeiten die Cleriſey auch mit vielen Laſtern war beflecket geweſen/ ſo hatte doch die Unwiſſen- heit/ die in den barbariſchen Seculis re- gierte/ ſelbige gleichſam bedecket. Da abeꝛ nach gehends durch die wieder angruͤnen- de Studia Europa begunte erleuchtet zu werden/ fielen dieſe Schandflecken und dero Heßlichkeit den Leuten klar in die Augen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0843" n="813"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pabſt.</hi></fw><lb/> Treuloſigkeit/ Ubermuth/ und andern<lb/> einem Geiſtlichen unanſtaͤndigen Qua-<lb/> litaͤten einen uͤbeln Nahmen nach ſich ge-<lb/> laſſen. Die Biſchoͤffe ſo etwas taugten/<lb/> waren in weltlichen Geſchaͤfften ver-<lb/> wickelt; viel fuͤhrten ein aͤrgerlich Leben/<lb/> und verſtunden ſich mehr auf die Jagd/<lb/> als auf die Bibel. Die Pfaffen und<lb/> Muͤnche ſtackẽ in groͤbſter Unwiſſenheit/<lb/> und aͤrgerten den gemeinen Mann mit<lb/> ihrem ruchloſen Leben/ mit ihrem<lb/> unerſaͤttlichen Geitz aber fielen ſie jeder-<lb/> man beſchwerlich. So waren auch die/<lb/> welche zu erſt mit Luthero anbunden/<lb/> albere/ elende/ und theils liederliche<lb/> Tropffen: welche weil jener eine da-<lb/> mahls ungewohnte Manier zu <hi rendition="#aq">diſputi-</hi><lb/> ren fuͤhrte/ auf einmahl gantz <hi rendition="#aq">confun-<lb/> di</hi>ret ſtunden/ und nicht wuſten/ wie<lb/> man die Sache angreiffen ſolte. Und<lb/> ob wohl in vorigen Zeiten die Cleriſey<lb/> auch mit vielen Laſtern war beflecket<lb/> geweſen/ ſo hatte doch die Unwiſſen-<lb/> heit/ die in den barbariſchen <hi rendition="#aq">Seculis</hi> re-<lb/> gierte/ ſelbige gleichſam bedecket. Da abeꝛ<lb/> nach gehends durch die wieder angruͤnen-<lb/> de <hi rendition="#aq">Studia Europa</hi> begunte erleuchtet zu<lb/> werden/ fielen dieſe Schandflecken und<lb/> dero Heßlichkeit den Leuten klar in die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Augen.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [813/0843]
vom Pabſt.
Treuloſigkeit/ Ubermuth/ und andern
einem Geiſtlichen unanſtaͤndigen Qua-
litaͤten einen uͤbeln Nahmen nach ſich ge-
laſſen. Die Biſchoͤffe ſo etwas taugten/
waren in weltlichen Geſchaͤfften ver-
wickelt; viel fuͤhrten ein aͤrgerlich Leben/
und verſtunden ſich mehr auf die Jagd/
als auf die Bibel. Die Pfaffen und
Muͤnche ſtackẽ in groͤbſter Unwiſſenheit/
und aͤrgerten den gemeinen Mann mit
ihrem ruchloſen Leben/ mit ihrem
unerſaͤttlichen Geitz aber fielen ſie jeder-
man beſchwerlich. So waren auch die/
welche zu erſt mit Luthero anbunden/
albere/ elende/ und theils liederliche
Tropffen: welche weil jener eine da-
mahls ungewohnte Manier zu diſputi-
ren fuͤhrte/ auf einmahl gantz confun-
diret ſtunden/ und nicht wuſten/ wie
man die Sache angreiffen ſolte. Und
ob wohl in vorigen Zeiten die Cleriſey
auch mit vielen Laſtern war beflecket
geweſen/ ſo hatte doch die Unwiſſen-
heit/ die in den barbariſchen Seculis re-
gierte/ ſelbige gleichſam bedecket. Da abeꝛ
nach gehends durch die wieder angruͤnen-
de Studia Europa begunte erleuchtet zu
werden/ fielen dieſe Schandflecken und
dero Heßlichkeit den Leuten klar in die
Augen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |