Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel wohnet war/ verändert. Er ließ dieZierrathen/ die Glocken/ die Orgeln/ und Kertzen/ und behielt anfangs das meiste von der Messe/ ohne daß er etliche Ge- bethe in gemeiner Sprache hinzu thate. So daß die meiste Theil ihn als einen Ab- schaffer der Mißbräuche in der Kirchen ansahen. Aber da es schien/ daß diese Revolution solte allgemein werden/ kahm Zvvinglius in der Schweitz/ und folgends Calvinus in Franckreich darzwischen/ welche an statt eben selbigen Weg zu fol- gen/ anfingen wider die Gegenwart des Leibes Christi im Nachtmahl zu predi- gen/ huben die Ceremonien und Zierra- then gantz auf/ wurffen die Reliquien hin- weg/ zerbrachen die Altäre und Bilder/ huben alle Ordnung in der Hierarchie auf/ und entblösseten die Religion von dem jenigen/ was am meisten die Augen und äusserliche Sinne anlocket/ dannen- hero das gemeine Volck einen Abscheu für ihnen bekahm/ und fassete noch einen grössern Eifer für den Gottesdienst/ den sie stets bey ihren Voreltern üben gese- hen. Das Reichthum aber der Kirche hat theils des Lutheri Lehre Fortgang gegeben/ in dem viele dadurch Anlaß ge- nommen selbige Güter an sich zu ziehen; theils aber hat selbiges die meisten Prä- laten/
Das XII. Capitel wohnet war/ veraͤndert. Er ließ dieZierrathen/ die Glocken/ die Orgeln/ und Kertzen/ und behielt anfangs das meiſte von der Meſſe/ ohne daß er etliche Ge- bethe in gemeiner Sprache hinzu thate. So daß die meiſte Theil ihn als einen Ab- ſchaffer der Mißbraͤuche in der Kirchen anſahen. Aber da es ſchien/ daß dieſe Revolution ſolte allgemein werden/ kahm Zvvinglius in der Schweitz/ und folgends Calvinus in Franckreich darzwiſchen/ welche an ſtatt eben ſelbigen Weg zu fol- gen/ anfingen wider die Gegenwart des Leibes Chriſti im Nachtmahl zu predi- gen/ huben die Ceremonien und Zierra- then gantz auf/ wurffen die Reliquien hin- weg/ zerbrachen die Altaͤre und Bilder/ huben alle Ordnung in der Hierarchie auf/ und entbloͤſſeten die Religion von dem jenigen/ was am meiſten die Augen und aͤuſſerliche Sinne anlocket/ dannen- hero das gemeine Volck einen Abſcheu fuͤr ihnen bekahm/ und faſſete noch einen groͤſſern Eifer fuͤr den Gottesdienſt/ den ſie ſtets bey ihren Voreltern uͤben geſe- hen. Das Reichthum aber der Kirche hat theils des Lutheri Lehre Fortgang gegeben/ in dem viele dadurch Anlaß ge- nommen ſelbige Guͤter an ſich zu ziehen; theils aber hat ſelbiges die meiſten Praͤ- laten/
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Das XII. Capitel
wohnet war/ veraͤndert. Er ließ die
Zierrathen/ die Glocken/ die Orgeln/ und
Kertzen/ und behielt anfangs das meiſte
von der Meſſe/ ohne daß er etliche Ge-
bethe in gemeiner Sprache hinzu thate.
So daß die meiſte Theil ihn als einen Ab-
ſchaffer der Mißbraͤuche in der Kirchen
anſahen. Aber da es ſchien/ daß dieſe
Revolution ſolte allgemein werden/ kahm
Zvvinglius in der Schweitz/ und folgends
Calvinus in Franckreich darzwiſchen/
welche an ſtatt eben ſelbigen Weg zu fol-
gen/ anfingen wider die Gegenwart des
Leibes Chriſti im Nachtmahl zu predi-
gen/ huben die Ceremonien und Zierra-
then gantz auf/ wurffen die Reliquien hin-
weg/ zerbrachen die Altaͤre und Bilder/
huben alle Ordnung in der Hierarchie
auf/ und entbloͤſſeten die Religion von
dem jenigen/ was am meiſten die Augen
und aͤuſſerliche Sinne anlocket/ dannen-
hero das gemeine Volck einen Abſcheu
fuͤr ihnen bekahm/ und faſſete noch einen
groͤſſern Eifer fuͤr den Gottesdienſt/ den
ſie ſtets bey ihren Voreltern uͤben geſe-
hen. Das Reichthum aber der Kirche
hat theils des Lutheri Lehre Fortgang
gegeben/ in dem viele dadurch Anlaß ge-
nommen ſelbige Guͤter an ſich zu ziehen;
theils aber hat ſelbiges die meiſten Praͤ-
laten/
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