Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Pabst.
bücher/ damit man grosse Ost-Jndien-
Fahrer beladen könte/ nicht zu dem Ende
geschrieben sind/ daß den Sünden gesteu-
ret/ sondern daß durch dero Tax die Herr-
schaft der Clerisey befestiget/ und dero
Geitz ernehret würde. Die tröstliche
Lehre von Vergebung der Sünden hat
man gantz nach der Clerisey Interesse
eingerichtet. Denn weil es dieser keinen
Profit brachte/ daß einer/ der seine Sünde
bereuete/ dero Vergebung durch das
Vertrauen auf das Verdienst Christi
allein erlangen könte: so lehrete man/ es
gehöre zur rechten Busse und Verge-
bung der Sünden/ daß man alle und jede
Sünden dem Priester Haar klein müste
erzählen. Wodurch sie nicht allein die
Leute in ihrer Devotion halten/ auch sol-
che Impressiones ihnen geben können/ als
es in ihren Kram dienet; sondern sie erfah-
ren auch dadurch alle Heimligkeiten/ An-
schläge/ Vorhaben/ und Humeur der
Leute/ so ihnen zu guter Nachricht dienen
können: ungeachtet sie sonsten nichts aus
der Beichte schwätzen müssen/ weil sie an-
ders ein solch der menschlichen Natur zu-
wider lauffendes und unangenehmes
Werck nicht würden behaupten kön-
nen. Sie erfordern auch Satisfactionem
Operis
nach des Priesters Erkändnüß/

da
H h h jv

vom Pabſt.
buͤcher/ damit man groſſe Oſt-Jndien-
Fahrer beladen koͤnte/ nicht zu dem Ende
geſchrieben ſind/ daß den Suͤnden geſteu-
ret/ ſondern daß durch dero Tax die Herr-
ſchaft der Cleriſey befeſtiget/ und dero
Geitz ernehret wuͤrde. Die troͤſtliche
Lehre von Vergebung der Suͤnden hat
man gantz nach der Cleriſey Intereſſe
eingerichtet. Denn weil es dieſer keinen
Profit brachte/ daß einer/ der ſeine Suͤnde
bereuete/ dero Vergebung durch das
Vertrauen auf das Verdienſt Chriſti
allein erlangen koͤnte: ſo lehrete man/ es
gehoͤre zur rechten Buſſe und Verge-
bung der Suͤnden/ daß man alle und jede
Suͤnden dem Prieſter Haar klein muͤſte
erzaͤhlen. Wodurch ſie nicht allein die
Leute in ihrer Devotion halten/ auch ſol-
che Impreſſiones ihnen geben koͤnnen/ als
es in ihren Kram dienet; ſondern ſie erfah-
ren auch dadurch alle Heimligkeiten/ An-
ſchlaͤge/ Vorhaben/ und Humeur der
Leute/ ſo ihnen zu guter Nachricht dienen
koͤnnen: ungeachtet ſie ſonſten nichts aus
der Beichte ſchwaͤtzen muͤſſen/ weil ſie an-
ders ein ſolch der menſchlichen Natur zu-
wider lauffendes und unangenehmes
Werck nicht wuͤrden behaupten koͤn-
nen. Sie erfordern auch Satisfactionem
Operis
nach des Prieſters Erkaͤndnuͤß/

da
H h h jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0885" n="855"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pab&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
bu&#x0364;cher/ damit man gro&#x017F;&#x017F;e O&#x017F;t-Jndien-<lb/>
Fahrer beladen ko&#x0364;nte/ nicht zu dem Ende<lb/>
ge&#x017F;chrieben &#x017F;ind/ daß den Su&#x0364;nden ge&#x017F;teu-<lb/>
ret/ &#x017F;ondern daß durch dero Tax die Herr-<lb/>
&#x017F;chaft der Cleri&#x017F;ey befe&#x017F;tiget/ und dero<lb/>
Geitz ernehret wu&#x0364;rde. Die tro&#x0364;&#x017F;tliche<lb/>
Lehre von Vergebung der Su&#x0364;nden hat<lb/>
man gantz nach der Cleri&#x017F;ey <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
eingerichtet. Denn weil es die&#x017F;er keinen<lb/><hi rendition="#aq">Profit</hi> brachte/ daß einer/ der &#x017F;eine Su&#x0364;nde<lb/>
bereuete/ dero Vergebung durch das<lb/>
Vertrauen auf das Verdien&#x017F;t Chri&#x017F;ti<lb/>
allein erlangen ko&#x0364;nte: &#x017F;o lehrete man/ es<lb/>
geho&#x0364;re zur rechten Bu&#x017F;&#x017F;e und Verge-<lb/>
bung der Su&#x0364;nden/ daß man alle und jede<lb/>
Su&#x0364;nden dem Prie&#x017F;ter Haar klein mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
erza&#x0364;hlen. Wodurch &#x017F;ie nicht allein die<lb/>
Leute in ihrer <hi rendition="#aq">Devotion</hi> halten/ auch &#x017F;ol-<lb/>
che <hi rendition="#aq">Impre&#x017F;&#x017F;iones</hi> ihnen geben ko&#x0364;nnen/ als<lb/>
es in ihren Kram dienet; &#x017F;ondern &#x017F;ie erfah-<lb/>
ren auch dadurch alle Heimligkeiten/ An-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge/ Vorhaben/ und <hi rendition="#aq">Humeur</hi> der<lb/>
Leute/ &#x017F;o ihnen zu guter Nachricht dienen<lb/>
ko&#x0364;nnen: ungeachtet &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten nichts aus<lb/>
der Beichte &#x017F;chwa&#x0364;tzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ weil &#x017F;ie an-<lb/>
ders ein &#x017F;olch der men&#x017F;chlichen Natur zu-<lb/>
wider lauffendes und unangenehmes<lb/>
Werck nicht wu&#x0364;rden behaupten ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Sie erfordern auch <hi rendition="#aq">Satisfactionem<lb/>
Operis</hi> nach des Prie&#x017F;ters Erka&#x0364;ndnu&#x0364;ß/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h h jv</fw><fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[855/0885] vom Pabſt. buͤcher/ damit man groſſe Oſt-Jndien- Fahrer beladen koͤnte/ nicht zu dem Ende geſchrieben ſind/ daß den Suͤnden geſteu- ret/ ſondern daß durch dero Tax die Herr- ſchaft der Cleriſey befeſtiget/ und dero Geitz ernehret wuͤrde. Die troͤſtliche Lehre von Vergebung der Suͤnden hat man gantz nach der Cleriſey Intereſſe eingerichtet. Denn weil es dieſer keinen Profit brachte/ daß einer/ der ſeine Suͤnde bereuete/ dero Vergebung durch das Vertrauen auf das Verdienſt Chriſti allein erlangen koͤnte: ſo lehrete man/ es gehoͤre zur rechten Buſſe und Verge- bung der Suͤnden/ daß man alle und jede Suͤnden dem Prieſter Haar klein muͤſte erzaͤhlen. Wodurch ſie nicht allein die Leute in ihrer Devotion halten/ auch ſol- che Impreſſiones ihnen geben koͤnnen/ als es in ihren Kram dienet; ſondern ſie erfah- ren auch dadurch alle Heimligkeiten/ An- ſchlaͤge/ Vorhaben/ und Humeur der Leute/ ſo ihnen zu guter Nachricht dienen koͤnnen: ungeachtet ſie ſonſten nichts aus der Beichte ſchwaͤtzen muͤſſen/ weil ſie an- ders ein ſolch der menſchlichen Natur zu- wider lauffendes und unangenehmes Werck nicht wuͤrden behaupten koͤn- nen. Sie erfordern auch Satisfactionem Operis nach des Prieſters Erkaͤndnuͤß/ da H h h jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/885
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/885>, abgerufen am 22.11.2024.