Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.Das XII. Capitel da es für ihn eine gute Erndte giebet.Denn ob wohl die aufgelegte Poenitentz oft nur auf gewisse Gebete/ Wahlfarten/ Fasten/ Geisseln und dergleichen ausge- het; so werden doch oft auch sonderlich die Reichen verdammet eine Partey Gel- des an die Klöster/ Kirchen/ oder die Ar- men/ darunter auch die Bettel-Münche gehören/ zubezahlen. Welche gute Leu- te sich deswegen Minimos Fratrum ge- nennet ex Matth. XXV. damit ihr Sack desto besser gespicket würde/ welche Deu- tung denn der Christenheit über 100000. starcke Gesellen zuverpflegen aufgeleget. Man kan auch die erste Art Poenitentz/ wenn sie für einen zu beschwerlich fallen wolte/ mit Geld abkauffen. Und wel- cher wohl-vermögender wolte sich nicht Ehrerbietig und liberal gegen den Herrn Pater erzeigen/ daß er ihme die Busse wol- le gnädig machen/ oder weil jener selbst darinn discret gewesen? Warumb man die guten Wercke unter die Mittel die Seeligkeit zu erlangen gesetzet/ und ihnen die Krafft Gott etwas abzuverdienen zugeschrieben/ ist unschwer zuerrathen. Denn da es hernach zu der definition der guten Wercke kahm/ setzte man an die vornehmste Stelle/ an die Clerisey/ Kir-
Das XII. Capitel da es fuͤr ihn eine gute Erndte giebet.Denn ob wohl die aufgelegte Pœnitentz oft nur auf gewiſſe Gebete/ Wahlfarten/ Faſten/ Geiſſeln und dergleichen ausge- het; ſo werden doch oft auch ſonderlich die Reichen verdammet eine Partey Gel- des an die Kloͤſter/ Kirchen/ oder die Ar- men/ darunter auch die Bettel-Muͤnche gehoͤren/ zubezahlen. Welche gute Leu- te ſich deswegen Minimos Fratrum ge- nennet ex Matth. XXV. damit ihr Sack deſto beſſer geſpicket wuͤrde/ welche Deu- tung denn der Chriſtenheit uͤber 100000. ſtarcke Geſellen zuverpflegen aufgeleget. Man kan auch die erſte Art Pœnitentz/ wenn ſie fuͤr einen zu beſchwerlich fallen wolte/ mit Geld abkauffen. Und wel- cher wohl-vermoͤgender wolte ſich nicht Ehrerbietig und liberal gegen den Herrn Pater erzeigen/ daß er ihme die Buſſe wol- le gnaͤdig machen/ oder weil jener ſelbſt darinn diſcret geweſen? Warumb man die guten Wercke unter die Mittel die Seeligkeit zu erlangen geſetzet/ und ihnen die Krafft Gott etwas abzuverdienen zugeſchrieben/ iſt unſchwer zuerrathen. Denn da es hernach zu der definition der guten Wercke kahm/ ſetzte man an die vornehmſte Stelle/ an die Cleriſey/ Kir-
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Das XII. Capitel
da es fuͤr ihn eine gute Erndte giebet.
Denn ob wohl die aufgelegte Pœnitentz
oft nur auf gewiſſe Gebete/ Wahlfarten/
Faſten/ Geiſſeln und dergleichen ausge-
het; ſo werden doch oft auch ſonderlich die
Reichen verdammet eine Partey Gel-
des an die Kloͤſter/ Kirchen/ oder die Ar-
men/ darunter auch die Bettel-Muͤnche
gehoͤren/ zubezahlen. Welche gute Leu-
te ſich deswegen Minimos Fratrum ge-
nennet ex Matth. XXV. damit ihr Sack
deſto beſſer geſpicket wuͤrde/ welche Deu-
tung denn der Chriſtenheit uͤber 100000.
ſtarcke Geſellen zuverpflegen aufgeleget.
Man kan auch die erſte Art Pœnitentz/
wenn ſie fuͤr einen zu beſchwerlich fallen
wolte/ mit Geld abkauffen. Und wel-
cher wohl-vermoͤgender wolte ſich nicht
Ehrerbietig und liberal gegen den Herrn
Pater erzeigen/ daß er ihme die Buſſe wol-
le gnaͤdig machen/ oder weil jener ſelbſt
darinn diſcret geweſen? Warumb man
die guten Wercke unter die Mittel die
Seeligkeit zu erlangen geſetzet/ und ihnen
die Krafft Gott etwas abzuverdienen
zugeſchrieben/ iſt unſchwer zuerrathen.
Denn da es hernach zu der definition
der guten Wercke kahm/ ſetzte man an
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